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wünsche ich mir für alle Menschen“. Alle drei gemeinsam haben versucht, das Familienleben so gut eben möglich nach dem Tod von Ehefrau und Oma bzw. Schwiegermutter aufrechtzuerhalten.

      „Nein“, denkt Grachus, „Selbstmord kommt für mich nicht in Frage!“. Die Unterhaltung mit der Sekretärin von Aschoka hat ihn in seiner Haltung eher bestärkt als verunsichert. Grachus möchte die Meinung von Professor Wessels hören, dem besten Freund Aschokas. Als er ihn anruft, versichert auch der ihm, einen Selbstmord könne er sich nicht vorstellen. „Zwei Tage vor seinem Tod habe ich noch mit ihm gesprochen und mich mit ihm für den Film Der Tiger von Eschnapur verabredet, der ab morgen im Scala-Filmtheater läuft. Sogar Geld für Karten im Vorverkauf hat er mir schon gegeben, was er sonst nie macht“, versichert der Professor.

      Gleichzeitig wachsen in Grachus die Zweifel am natürlichen Tod seines Kollegen. Daher geht er am nächsten Morgen zu seinem Chef, Kriminaldirektor OKTAVIAN NEUMANN und überzeugt diesen, den Fall untersuchen zu lassen, da ein unnatürlicher Tod nicht ausgeschlossen werden könne. Neumann gibt sein Plazet und beauftragt ihn mit der Untersuchung.

      Kapitel 5: Ist HELGA BOQUEL glaubhaft?

      Dass Kommissar Grachus mit der Aufklärung der Todesumstände beauftragt wird, ist eigentlich klar. Wie konnte es auch anders sein, hatte sich doch Aschoka selbst noch kurz vor seinem Tod bei Neumann überaus lobend über seinen jüngeren Kollegen geäußert. Im letzten Mordfall, den sie gemeinsam gelöst hätten, sei es den vorzüglichen Recherchen Grachus` zu verdanken, dass man den Mörder schließlich überführen konnte. „Er hat eine Nase wie ein Spürhund“, hatte Aschoka seinem Kollegen kriminalistisches Geschick attestiert.

      „Aber gehen Sie behutsam zu Werke! Falsche Verdächtigungen führen leicht zu Skandalen ...und die können wir uns am allerwenigsten leisten!“ „Klar, Chef, Sie wissen doch, dass ich mein kriminalistisches Handwerk bei Kommissar Aschoka gelernt habe, und für den war umsichtige Recherche oberstes Gebot. Einen Verdacht werde ich erst aussprechen, wenn ich ganz konkrete Anhaltspunkte habe, nach Möglichkeit schon mit Beweischarakter!“ „Das nehme ich als persönliches Versprechen!“, sagt Neumann. „Na, dann viel Erfolg, so oder so!“ wünscht ihm der Kriminaldirektor.

      Als erstes greift Grachus auf das Gespräch mit der Sekretärin Aschokas, Helga Boquel, zurück. Warum hat diese Frau den Tod ihres Chefs quasi als selbstverständlichen Selbstmord dargestellt, wo doch einiges dafür spricht, dass kein Selbstmord vorliegt? Z.B. die Verabredung Aschokas mit seinem Freund Professor Wessels, gemeinsam ins Kino zu gehen, oder seine Äußerung über seine Pläne nach der Pensionierung? Wiederum fragt er sich: „Will sie etwas verbergen? Ist sie daran interessiert, dass der Fall möglichst schnell ad acta gelegt wird?“ Er blättert in den Unterlagen Aschokas, zu denen er als engster Mitarbeiter und als aufklärungsbeauftragter Kommissar freien Zugang hat. Um ganz sicher zu sein, hat er sich von Neumann ausdrücklich den Arbeitskollegen gegenüber autorisieren lassen, alle Unterlagen, die Aschoka betreffen bzw. die sich zur Bearbeitung bei ihm befanden, einzusehen.

      Etwas überrascht ist Grachus, als er in den Akten eine Notiz findet über ein Gespräch mit einem Informanten, der behauptet, Frau Boquel habe ihn belogen. Diese Notiz ist so abgelegt, dass sie beim Blättern leicht übersehen wird, Name oder Telefonnummer sind nicht notiert. Außerdem findet Grachus im Kalender Aschokas eine Eintragung über die Verabredung mit Professor Wessels für die Filmvorführung in der Scala, genau wie Grachus bereits aus dem Telefonat mit Wessels weiß.

      Die Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Sekretärin und damit am Selbstmord Aschokas wachsen in Grachus.

      Kapitel 6: Exhumierung der Leiche

      Grachus möchte innerhalb des Kollegenkreises keinen Staub aufwirbeln und umgeht daher zunächst ein weiteres Gespräch mit der Sekretärin, das wie ein Verhör aussehen könnte. Lieber ruft er zunächst nochmals Professor Wessels an, um noch etwas mehr über die Gemütsverfassung Aschokas vor dessen Tod zu erfahren.

      „Ich kann verstehen, dass Sie Aschokas Tod aufklären müssen“, sagt der Professor, „aber einen Selbstmord kann ich mir nicht vorstellen. Noch vor drei Wochen haben wir Pläne für die Zeit nach unserer Pensionierung gemacht. Wissen Sie, Aschoka und ich sind gleich alt und gehen fast zur selben Zeit in Pension. Es war sogar eine gemeinsame Reise nach Indien im Gespräch. Auch ich spreche indisch, nicht so gut wie Aschoka, aber immerhin, ich kann mich verständlich machen. Mein Freund Aschoka hat mir ein Buch geschenkt, das die Zeit des großen indischen Kaisers Ashoka hervorragend beschreibt. Hier habe ich es vor mir liegen:

      „Ashoka“ von Fritz Kern. Hervorragend sind die Beschreibungen der Gesetzgebung des Kaisers Ashoka, die auf Steintafeln überliefert sind. Dieses Buch hatte ich meinem Freund selbst empfohlen, da es Leben, Wirken und Religion des indischen Kaisers sehr gut darstellt. Außerdem hat ein älterer Kollege von mir Professor Kern, der geplant hatte, eine universelle Weltgeschichte zu schreiben, dann aber 1950 plötzlich gestorben ist, noch persönlich gekannt. Demnächst wollten Aschoka und ich über Einzelheiten unserer Reisepläne sprechen. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass er Selbstmordgedanken hegte. Es war nicht seine Art, jemandem etwas vorzuspielen.“

      „Bitte, Kommissar Grachus, halten Sie mich auf dem Laufenden über Ihre Nachforschungen, soweit Ihnen das gestattet ist.“

      Das Telefonat hat Grachus noch nachdenklicher gemacht als er ohnehin schon war. Nach erneuter Rücksprache mit seinem Chef, Kriminaldirektor Oktavian Neumann, entschließen sich die beiden, eine Exhumierung Aschokas zu erreichen, der vor zwei Tagen beerdigt worden war.

      „Aber dafür ist die Staatsanwaltschaft zuständig. Wenden Sie sich doch an Frau LUKRETIA SIMONIS, tragen Sie ihr Ihre Bedenken und Zweifel vor und beantragen Sie offiziell eine Exhumierung der Leiche, weil Sie Zweifel haben am natürlichen Tod Ihres Kollegen. Sicher wird sie Ihrem Antrag stattgeben, wenn er begründet ist. Ich kenne Frau Simonis als sehr korrekte, aber auch als kooperative Kollegin.“

      Das Gespräch mit der Staatsanwältin verläuft nicht ganz so glatt wie Grachus es sich vorgestellt hatte. Zwar akzeptiert sie die Zweifel, die Grachus ihr vorträgt, genehmigt auch die Exhumierung der Leiche, verbindet die Genehmigung aber mit Auflagen. „Lieber Kommissar“, beendet sie das Gespräch, „Ihre Zweifel am natürlichen Tod Ihres Kollegen erscheinen mir begründet. Meine Genehmigung haben Sie, aber Exhumierung und kriminal-medizinische Untersuchung müssen sofort erfolgen und in zwei Tagen abgeschlossen sein. Auf keinen Fall möchte ich, dass sich die Untersuchungen länger hinziehen mit offenen Ergebnissen. Sie wissen, dass der Fall die Öffentlichkeit interessiert und die Regenbogen-Presse nur darauf wartet, uns etwas anzuhängen.“ „Aber natürlich, Frau Staatsanwältin, ich werde schnell und diskret alles veranlassen. Das entspricht im übrigen auch dem Wunsch von Kriminaldirektor Neumann.“

      Erleichtert verlässt Grachus das Büro der Staatsanwältin. Eins ist ihm klar: „Bei dieser Frau erreiche ich nur etwas, wenn ich es genau begründen kann. Sonst habe ich schlechte Karten.“

      Kapitel 7: Dr. Koshibas Untersuchungsbericht

      Grachus veranlasst alles Nötige, so dass am nächsten Tag die Exhumierung und die kriminal- medizinische Untersuchung stattfinden kann. Vorgenommen wird die Untersuchung vom Gerichtsmediziner Dr. Cicero KOSHIBA, einem Spezialisten auf dem Gebiet Vergiftungen. Grachus hatte darauf bestanden, dass die Untersuchung von einem Gift-Spezialisten vorgenommen wird, weil offensichtlich keine äußeren Verletzungen vorliegen. Außerdem hatte sich Aschoka ihm gegenüber mehrmals lobend über Dr. Koshiba geäußert.

      Nachdem der Gerichtsmediziner bis spät in die Nacht gearbeitet hat, legt er am nächsten Tag das Ergebnis vor:

      Keine äußere Verletzung,

      keine innere Verletzung,

      keine Spuren von Vergiftungen,

      im Magen Rückstände von Caju-Saft.

      Aufgrund der äußerst genauen toxikologischen Untersuchung

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