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kleinen Raume, einer Art Verließ, Briefe kopierte. Scrooge hatte nur ein sehr kleines Feuer; aber des Clerks Feuer war noch so viel kleiner, daß es wie eine einzige Kohle aussah. Er konnte aber nicht nachlegen; denn Scrooge hatte den Kohlenkasten in seinem Zimmer; und jedesmal, wenn der Diener mit der Kohlenschaufel in der Hand hereinkam, meinte der Herr, es würde wohl nötig sein, ihr Verhältnis zu lösen. Darauf band sich der Clerk seinen weißen Schal um und versuchte, sich an der Kerze zu wärmen, was, da er ein Mann von nicht zu starker Phantasie war, immer fehlschlug.

      »Fröhliche Weihnachten, Onkel, Gott erhalte Sie!« rief eine heitere Stimme. Es war die Stimme von Scrooges Neffen, der ihm so schnell auf den Hals rückte, daß er sich erst durch diesen Gruß bemerkbar machte.

      »Quatsch«, sagte Scrooge, »dummes Zeug!«

      Der Neffe war vom Rennen so warm geworden, daß er ganz glühend war; sein Gesicht war rot und sah hübsch aus, seine Augen glänzten, und sein Atem dampfte.

      »Weihnachten dummes Zeug, Onkel?« sagte Scrooges Neffe, »das kann doch nicht Ihr Ernst sein.«

      »Ob er es ist!« sagte Scrooge. »Fröhliche Weihnachten? Was für ein Recht hast du, fröhlich zu sein? Was für einen Grund, fröhlich zu sein? Du bist arm genug.«

      »Nun«, versetzte der Neffe aufgeräumt, »was für ein Recht haben Sie, griesgrämig zu sein? Sie sind reich genug.«

      Scrooge, der im Augenblick keine bessere Antwort bereit hatte, sagte noch einmal »Quatsch« und brummte ein »Dummes Zeug« hinterher.

      »Seien Sie nicht ärgerlich, Onkel«, sagte der Neffe.

      »Was kann ich denn anders sein?« antwortete der Onkel, »wenn ich in einer Narrenwelt wie dieser lebe! Fröhliche Weihnachten! Zum Kuckuck mit den fröhlichen Weihnachten! Was ist Weihnachten für dich anders als ein Tag, wo du Rechnungen bezahlen müßtest, ohne Geld zu haben, ein Tag, wo du dich um ein Jahr älter und nicht um eine Stunde reicher findest, ein Tag, wo du die Bilanz deiner Bücher siehst und bei jedem Posten ein Defizit zwölf volle Monate hindurch entdeckst? Wenn es nach mir ginge«, sagte Scrooge erbost, »dann müßte jeder Narr, der mit seinem fröhlichen Weihnachten herumläuft, mit seinem eigenen Pudding gekocht und mit einem Pfahl von Stecheiche im Herzen begraben werden. Das wär' das Richtige!«

      »Onkel!« sagte der Neffe.

      »Neffe!« antwortete der Onkel erregt, »feiere du Weihnachten nach deinem Geschmack und laß es mich nach meinem feiern.«

      »Feiern!« wiederholte Scrooges Neffe; »aber Sie feiern es nicht.«

      »Laß mich zufrieden«, sagte Scrooge. »Mag es dir recht viel einbringen! Es hat dir ja schon viel eingebracht.«

      »Es gibt viele Dinge, die mir Gutes hätten bringen können, und die ich nicht genutzt habe, das weiß ich«, antwortete der Neffe, »und Weihnachten ist eins von diesen. Aber das weiß ich bestimmt, daß ich Weihnachten, wenn es gekommen ist, abgesehen von der Verehrung, die wir seinem heiligen Namen und Ursprung schuldig sind, immer als eine gute Zeit angeschaut habe, als eine liebe Zeit, als die Zeit der Vergebung und des Erbarmens, als die einzige Zeit, die ich im langen Kalenderjahr kenne, wo die Menschen einträchtig ihre verschlossenen Herzen auftun und die andern Menschen betrachten, als wenn sie wirklich Reisegenossen nach dem Grabe wären und nicht eine ganz andere Art von Lebewesen, die für einen ganz andern Weg vorgesehen sind. Und darum, Onkel, ob diese Tage mir gleich niemals ein Stück Gold oder Silber in die Tasche gebracht haben, glaube ich doch, sie haben mir Gutes getan, und sie werden mir Gutes tun, und ich sage: Gott segne dieses schöne Fest!«

      Der Diener in dem Verließe draußen klatschte unwillkürlich Beifall. Jedoch einen Augenblick später empfand er das Unschickliche seines Betragens, machte sich an den Kohlen zu schaffen und verlöschte den letzten kleinen Funken gänzlich.

      »Wenn Sie mich noch einen einzigen Laut hören lassen«, sagte Scrooge, »so feiern Sie Ihre Weihnachten durch Ihre Entlassung. Du bist ein ganz gewaltiger Redner«, fügte er hinzu, sich zu seinem Neffen wendend. »Es wundert mich nur, daß du nicht ins Parlament kommst.«

      »Seien Sie nicht bös, Onkel. Essen Sie morgen bei uns.«

      Scrooge sagte, er wolle ihn verdammt sehen, ja, wirklich, das sagte er. Er sagte es ganz ausdrücklich, und daß er dann erst ihn besuchen wolle. Ja wahrhaftig, er sprach sich ganz deutlich aus.

      »Aber warum?« rief Scrooges Neffe, »warum?«

      »Warum hast du dich verheiratet?« fragte Scrooge.

      »Weil mich die Liebe ergriff!«

      »Weil ihn die Liebe ergriff!« brummte Scrooge, als ob das das einzige Ding in der Welt wäre, das ihm noch lächerlicher vorkäme als eine fröhliche Weihnacht. »Guten Abend!«

      »Aber, Onkel, Sie haben mich ja auch vorher einmal besucht. Warum geben Sie es jetzt als Grund an, weshalb Sie mich jetzt nicht besuchen?«

      »Guten Abend!« wiederholte Scrooge.

      »Ich brauche ja nichts von Ihnen, ich begehre nichts von Ihnen, warum können wir da nicht gute Freunde sein?«

      »Guten Abend!« sagte Scrooge.

      »Ich bedaure wirklich von Herzen, Sie so verhärtet zu finden. Wir haben nie einen Zank miteinander gehabt, an dem ich schuld gewesen wäre. Ich habe es diesmal versucht, Weihnachten zu Ehren, und ich will meine Weihnachtsstimmung bis zuletzt bewahren. Also: Fröhliche Weihnachten, Onkel!«

      »Guten Abend!« sagte Scrooge.

      »Und ein glückliches Neujahr!«

      »Guten Abend!« sagte Scrooge.

      Trotzdem verließ der Neffe das Zimmer ohne ein böses Wort. An der Haustür blieb er noch stehen, um mit dem Glückwunsch des Tages den Clerk zu grüßen, der, so sehr ihn fror, doch noch wärmer als Scrooge war, denn er gab den Gruß freundlich zurück.

      »Das ist auch so ein Narr«, brummte Scrooge, der es hörte. »Mein Clerk mit fünfzehn Schilling die Woche und Frau und Kindern und spricht von fröhlichen Weihnachten. Ich könnt' mich ins Narrenhaus zurückziehen.«

      Der Diener hatte, während er den Neffen hinausließ, zwei andere Personen eingelassen. Es waren zwei behäbige Herren, stattlichen Formats, die jetzt, den Hut in der Hand, in Scrooges Kontor standen. Sie hielten Bücher und Papiere in der Hand und verneigten sich.

      »Scrooge und Marley, wenn ich nicht irre«, sagte einer der Herren und blickte auf seine Liste. »Hab' ich die Ehre, mit Mr. Scrooge oder mit Mr. Marley zu sprechen?«

      »Mr. Marley ist seit sieben Jahren tot«, erwiderte Scrooge. »Er starb heute vor sieben Jahren.«

      »Wir zweifeln nicht, daß die Gesinnung seiner Freigebigkeit auch bei seinem Kompagnon vorhanden sein wird«, sagte der Herr, indem er seine Vollmacht hinreichte.

      Er hatte auch ganz recht, denn es waren zwei verwandte Seelen gewesen. Bei dem bedeutungsvollen Wort Freigebigkeit erschauerte Scrooge und gab kopfschüttelnd das Papier zurück.

      »In dieser feierlichen Jahreszeit, Mr. Scrooge«, sagte der Herr, eine Feder ergreifend, »ist es mehr als gewöhnlich wünschenswert, einigermaßen wenigstens für die Armut zu sorgen, die gerade jetzt in großer Bedrängnis ist. Viele Tausende haben nicht das Lebensnotwendige, Hunderttausenden fehlen die notdürftigsten Bequemlichkeiten des Lebens.«

      »Gibt es denn keine Gefängnisse?« fragte Scrooge.

      »Überfluß an Gefängnissen«, sagte der Herr, die Feder wieder hinlegend.

      »Und die Armenarbeitshäuser?« fragte Scrooge. »Bestehen sie denn nicht mehr?«

      »Allerdings. Freilich«, antwortete der Herr, »wünschte ich, sie bestünden überhaupt nicht.«

      »Tretmühle und Armengesetz sind also noch in voller Kraft«, meinte Scrooge.

      »Beide haben alle Hände voll zu tun.«

      »So? Nach dem, was Sie zuerst sagten, fürchtete ich, ihr nützliches Bestehen

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