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der ein Schiff, die „SVEALAND“, ex „ULA“, ex „OSTE-CLIPPER“ aus der Konkursmasse übernahm, als das SK Oste 1986 pleite ging. In dieser Zeit fuhr Herbert hauptsächlich in der Holzfahrt im Nord-Ostsee-Bereich und in der Israel-Mittelmeer-Fahrt. Oder es ging in den 1960er Jahren an der norwegischen Küste entlang nordostwärts - hin meistens leer oder mit Schüttgut für einen norwegischen Hafen - nach Archangelsk, von dort mit einer Ladung Bauholz wieder nach Mitteleuropa.

      „Die Zeiten sind auf See hart geworden! In den letzten Jahrzehnten wurde die Seefahrt zur Routine, in den letzten Jahren zum Kampf ums Überleben.“ Im Frühjahr 1993 verpasste er seinen Dampfer und bekam einen Sack. Seither wohnt er in Hamburg im Seemannsheim am Krayenkamp. „Einmal habe ich vor Jahren im deutschen Seemannsheim in Rotterdam übernachtet, als ich einige Tage auf mein Schiff warten musste. Von Bord aus war ich in Skandinavien und Übersee mehrfach in Seemannsclubs. In Bombay konnte man im britischen Seemannsheim wunderbare Steaks mit Spiegelei obendrauf bekommen. Ich erinnere mich auch, dass wir von dort aus in ein Schwimmbad gingen, das mit der Inschrift versehen war: „Nur für Weiße“. Ein holländischer Kollege hatte eine indonesische Mutter und war etwas dunkelhäutig. Den wollte man nicht hineinlassen. Das war denn sehr peinlich!“

      Herbert hatte immer lange Fahrzeiten. Nie war er in seiner 38jährigen Seefahrtzeit arbeitslos gewesen. Erstmals musste er Arbeitslosengeld beantragen und bekam natürlich wegen eigenen Verschuldens eine zwölfwöchige Sperre. Jetzt bangte er, ob es ihm überhaupt noch einmal gelingen wird, wieder ein Schiff zu bekommen oder ob er, wie viele andere Kollegen, zum alten Eisen gehören würde.

      Lange Zeit wohnte Herbert Heins noch im Seemannsheim. Dann sah er ein, dass es keine Chancen mehr für ihn gab und er mietete sich in Hafennähe eine Wohnung. Gerne sitzt er zusammen mit Kollegen bei gutem Wetter an den Landungsbrücken auf einer Bank und schaut dem Treiben im Hafen zu. – Herbert Heins ist einige Jahre nach dem Interview verstorben.

      Matrose Fiete aus Bremerhaven

      Friedrich Erdmann ist die Verkörperung eines Seemannes alten Schlages wie aus dem Bilderbuch: ein strammer Bursche mit stets freundlich verschmitztem, etwas schlitzohrigem Lächeln unter dem inzwischen grau werdenden Bart. Er stammt von der Küste und wurde im September 1941 in Lehe bei Bremerhaven geboren. Nach dem Besuch der neunklassigen Volksschule fing er mit 14 Jahren als Decksjunge auf dem Fischdampfer „FRIEDRICH BUSSE“ der gleichnamigen Bremerhavener Reederei mit der Seefahrt an. „Auf dem alten Kohlensteamer schliefen wir damals mit zwölf Mann in einem Logis vor dem Mast. In unserer Unterkunft stand zum Heizen noch eine „Brennhexe“. Ich hatte als Jüngster für alle von achtern das Essen zu holen. Insgesamt waren wir 22 Mann an Bord. Auf diesem Schiff war ich sogar mehrere Male. Wir fuhren damals „auf Salzen“, blieben in der Regel 130 bis 140 Tage draußen und brachten den vor Labrador, Grönland und Neufundland gefangenen Salzkabeljau meistens nach Portugal, Italien oder Frankreich. Leichtmatrose und später Matrose wurde ich nicht nach Ablauf von bestimmten Fristen, sondern nach Leistung, wir mussten Mindestkenntnisse im Schlachten, Spleißen und Netzflicken vorweisen können. Man konnte dann zum Netzmacher oder Bestmann aufsteigen. Mitte bis Ende der 50er Jahre fuhren auf den Bremerhavener Fischdampfern nur deutsche Seeleute. Später kamen Männer von den Faröern und aus Portugal hinzu. Auf den Seitenfängern holten wir dann auf 60- bis 70-Tage-Reisen zunächst etwa 150 Tonnen Frostfisch und am Ende der Reise 4.000 Korb Frischfisch. Auf den Vollfrostern, auf denen 40 bis 50 Mann Besatzung fuhren, brachten wir 1.000 Tonnen Gefrierfisch nach Hause.“

      „Ein besonderes Erlebnis aus den 1970er Jahren ist mir noch in trauriger Erinnerung: Wir fischten vor Island und hatten einen schweren Neujahrssturm mit Stärke 12 abgeritten, als wir in drei Meilen Entfernung ein Schiff beobachteten, das am laufenden Band Leuchtraketen abfeuerte. Erst dachten wir, die würden immer noch Sylvester feiern, bis sie dann auch noch Rauchsignale gaben. Als wir uns ihrem Schiff näherten, es war die „TEUTONIA“ aus Cuxhaven, sahen wir, dass die Brücke total eingedrückt und zerstört war. Sie hatten in flachem Wasser gelegen, wo die See bei dem Wetter besonders hoch ging, und wollten mit voller Kraft in tiefere See dampfen. Dabei hatten die schweren Brecher ihr Schiff total demoliert. Der 1. Offizier, der Funker und der Bestmann waren tot und der Kapitän völlig aufgelöst, als er mit dem Schlauchboot zu uns rüber kam. Ob er mal unser UKW benutzen könne, um ein Schiff seiner Reederei herbeizurufen. Darauf ließ sich unser Alter gar nicht ein, sondern wir schleppten die TEUTONIA sofort selber nach Reykjavik.“

      Als 1979/80 die Isländer, Kanadier und Norweger ihre Hoheitsgewässer auf 200 Seemeilen ausweiteten und daraufhin die deutsche Hochseefischerei kaputtging, fing Fiete bei der Bremer Reederei DDG Hansa auf einem Versorger an. Zunächst war er ein Jahr lang bei Aberdeen in der schottischen Nordsee eingesetzt. Bei jedem Wind und Wetter ging es mit Proviant, Trinkwasser, Zement und Ersatzteilen für die Bohrinseln hinaus: „Das war mitunter noch viel schlimmer, als bei der Fischerei!“ Danach war er - wieder auf einem Versorgungsschiff - in Singapur stationiert. „Wir brauchten immer sieben bis acht Stunden bis zur Bohrinsel.“

      Anschließend war Fiete - immer noch bei der Hansa - auf Schwergutfrachtern tätig. Man brachte Collis mit verschiedener Fracht, Eisen, Kraftfahrzeuge, schwere Trecker, Lokomotiven, Boote und Fährschiffe an Deck und unter Deck nach Persien, Jordanien, Saudi-Arabien. „Wir haben alle Rote-See- und Golfstaaten abgeklappert. Mit unserem eigenen schweren Jumbogeschirr konnten wir bis zu 500 Tonnen hieven.“ Als die Hansa nach der schiitisch-islamischen Mullah-Revolution pleite ging, fuhr Fiete bei Rickmers knapp drei Jahre lang auf Ostasienkurs. Von Bremerhaven über Rotterdam, Antwerpen, England, durch den Suezkanal ging es mit der „BERTRAM RICKMERS“ und später mit der „RENEE RICKMERS“ und „MAI RICKMERS“ nach Singapur, Hongkong, Schanghai und Pusan in Korea. „Das war eine schöne Zeit. Wir hatten in einigen Häfen längere Liegezeiten. Singapur kannte ich ja schon von meinem Versorger-Einsatz her. Dort hatte ich noch alte Freunde. Man kann da sehr gut essen gehen und einkaufen. Ich ließ mir beim chinesischen Schneider Hosen anfertigen, die ich heute noch trage: morgens bestellt, abends abgeholt. Es gibt in Singapur sehr viel Sehenswertes. Man kann sich gar nicht satt sehen: Der große Botanische Garten ist sehr schön. Wir machten mit Booten herrliche Besichtigungsfahrten. In Hongkong lagen wir oft zwei Wochen und in Schanghai bis zu drei Monaten. Die Chinesen organisierten für uns Ausflugsfahrten per Auto nach Peking und an die große chinesische Mauer. Unterwegs übernachteten wir im Hotel.“

      „Nach einer Reise wollte ich im Reedereibüro in Hamburg meine Heuer abholen. Die Bürodame: „Wie viel denn?“ „Na geben Sie mal 10 Mille!“ „Oh Fiete, ist das nicht 'n bisschen zu viel, Du gehst doch heute bestimmt noch übern Kietz?“ „Na denn man 3.000,- !“ Die hab ich dann tatsächlich an einem Abend verballert. Als ich am nächsten Morgen mein restliches Geld holte, fragte sie mich: „Na Fiete, wie viel hast du denn gestern verpulvert?“ Vorsichtig log ich: „Dreihundert.“ „Sooo viel? Das schöne Geld! So viel an einem Abend?“ Schmunzelnd zog ich von dannen und war froh, dass sie mir nur 3.000 Mark gegeben hatte.“

      Die Chancen, auf deutschen Schiffen einen Job zu bekommen, meint er, werden immer schlechter: „Als ich in der Heuerabteilung einer Bremer Reederei fragte: Bin ich euch zu alt oder zu unsympathisch?, bekam ich zur Antwort: ‚Keines von beidem, nur zu teuer!’“

      Als Rickmers seine Schiffe verkaufte, fuhr er bei Reederei Fuchs in Wischhafen im Islanddienst. Jetzt fahren auf diesem Schiff nur noch philippinische Seeleute.

      Zuletzt arbeitete er auf MS „HANS LEHMANN“ einer Lübecker Reederei in der Kleinen Fahrt: Nord- Ostsee: Polen, Norwegen, England, Spanien. Ein Hafen nach dem anderen, immer neue Ladung: „Man kommt gar nicht mehr aus den Luken heraus. Zwei bis dreimal wöchentlich sind die Laderäume zu waschen.“ Aber er war froh, noch etwas unter deutscher Flagge zu bekommen: Von der zwölfköpfigen Besatzung waren nur zwei Mann Spanier, sonst alles Deutsche. „Wo gibt es so etwas heute noch? Aber das Schiff hatte ständig Ladung. Wir sind nie unter Ballast gefahren.“

      Er

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