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angesehen werden, denn das ist die Vollendung! Verblendung ist der von Hui-neng am häufigsten gebrauchte Begriff für die Befindlichkeit im Ich. Die Verblendung verschwindet mit dem Begreifen seines Ich-Seins, und das ist der Beginn der Transformation! „Das Wesen der Erleuchtung ist der eigene Geist, frei von Verblendung“ (Hui 23), also kann „frei von Verblendung“ nicht die Voraussetzung sein, da es ja das Wesen der Erleuchtung ist.

      Wenn aber von Hui-neng gesagt wird, dass er ein „reiner und lauterer Mensch war … obwohl er die Lehre noch nicht vernommen hatte“ (23), dann würde ich das als „reinen Geist“ ansehen, wie er wohl schon eine Voraussetzung ist. Einen reinen und lauteren Geist würde ich verstehen als Ehrlichkeit sich selbst und anderen gegenüber, als Entschlossenheit, seine eigenen Schliche und Tricks aufzudecken. Sich nicht selber zu bemogeln und seine Schwächen und Fehler schön zu reden und mit tausend Ausreden zu entschuldigen und zu rechtfertigen – das halte ich durchaus für eine Voraussetzung.

      Insgesamt würde ich die Entschlossenheit als eine ganz wichtige Voraussetzung ansehen. Da gibt es die Zen-Geschichte von dem Schüler, der von einem Meister – ich glaube Bodhidharma – aufgenommen werden möchte, aber der Meister weist ihn ab, weil er glaubt, dass seine Entschlossenheit nicht groß genug ist. Da trennt sich der Schüler mit dem Schwert den Arm ab und überreicht ihn dem Meister. Daraufhin nimmt der ihn als Schüler an. Das zeigt, welche Entschlossenheit notwendig ist, aber es muss klar sein, dass nicht sie es ist, die die Erleuchtung herbei führt, sondern nur eine unerlässliche Voraussetzung, wenn man bewusst diesen Weg gewählt hat.

      Auch ein erschütterndes Ereignis kann einen Menschen, der bisher eine tadelnswerte und unmoralische Lebensauffassung hatte, zu einem neuen Menschen machen, wie es von einem Mörder berichtet wird, der durch seine Tat so eine tiefe Erschütterung erfahren hat, dass aus ihm ein völlig anderer Mensch geworden ist.

      Eine äußerst kritische Einstellung sich selbst gegenüber halte ich für eine absolut notwendige Voraussetzung. Hannah Arendt sagt, dass jeder Mensch mit einem Vorurteil sich selbst gegenüber geboren wird. Das ist genau das, was Erbsünde ausdrücken will: Jeder ist sich zunächst einmal der Nächste. Und nur ein äußerst kritisches Hinterfragen des eigenen Denkens, Redens und Handelns kann das aufdecken. So sehr wir von der Gleichheit aller Menschen überzeugt sind und sie im Munde führen – wenn die eigene Existenz in Frage steht, gibt es nur ganz wenige, die dem anderen gleiches Recht und gleichen Anspruch zugestehen wie sich selbst. Nur eine absolut kritische Haltung sich selbst gegenüber deckt den eigenen Egoismus auf, den wir gerne verleugnen. Da lese ich gerade bei Helmut Schmidt, der in jedem Interview seine Zigaretten raucht, wie sehr er sich für die Achtung des Andersdenkenden engagiert. „Ich achte und respektiere dein Gewissen, deine Grundwerte, weil ich deine Menschenwürde genau so hoch schätze wie meine eigene“ (105) – und qualmt in Gegenwart des (von mir erfundenen) nichtrauchenden Gesprächspartners vor sich hin. Jährlich sterben in Deutschland 3000 Menschen durch Passivrauchen! Um seiner Leidenschaft zu frönen, setzt Helmut Schmidt das Leben des anderen aufs Spiel. Welches Wohlergehen ist ihm also wichtiger: sein eigenes oder das des anderen? Das ist dann Achtung der Würde des anderen! Hierin zeigt sich, dass selbst ein hochintelligenter Mensch das Vorurteil für sich selbst nicht durchschaut. Nur eine äußerst kritische Haltung sich selbst gegenüber kann das aufdecken.

      Wenn Meister Rinzai sagt: „Die Krankheit der Übenden von heutzutage liegt darin begründet, dass sie kein Vertrauen in sich selbst haben“ (Hui 210), dann dürfte darin auch eine Voraussetzung zu sehen sein. Für mich war das Vertrauen in Gott – und nur so kann Rinzai verstanden werden – die unabdingbare Voraussetzung für das Durchstehen meiner dunkelsten Nacht. Vertrauen in sich haben kann nur heißen, Vertrauen in den haben, der ich auch bin, der mir aber nicht zugänglich ist – der ich jenseits des Ichs bin. Ich sage als religiöser Mensch dazu Gott. Weil dieses Vertrauen in sich selbst fehlt, „packt man seine Sachen und macht sich auf den Weg, … interessiert sich für Zen, Tao, Mysterien und Erleuchtung, wendet sich an Buddhas, Meister und Lehrer. Man glaubt sich auf der Suche nach dem Absoluten und macht daraus seine Religion. … Man erschöpft sich nur – für nichts und wieder nichts“ (Zen-Meister Foyan, zit. nach Kornf., Wäsche 124).

      Als vielleicht wichtigste Voraussetzung muss Ausdauer, Zähigkeit und Geduld angesehen werden. Wer sie nicht hat? Der wird sie in diesem – oder einem nächsten - Leben lernen müssen, denn bei nichts, was jemand anpackt, gibt es Fortschritte, wenn man gleich aufgibt, wenn etwas nicht so läuft, wie man es sich vorgestellt hat. Auf dem spirituellen Weg schon gleich gar nicht. Nur mit Zähigkeit, Ausdauer und großer Geduld mit sich selbst können die Schwierigkeiten gemeistert und das Scheitern durchgestanden werden.

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