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Werner nickte ihm noch einmal zu, rief ihm ein fröhliches „viel Vergnügen“ zurück, und verschwand ebenfalls in der engen Höhlung, aufmerksam auf seine Büchse achtend, dass diese nicht, unvorsichtig getragen, sich von selbst entladen möchte.15

       Mit Leichtigkeit kletterten die beiden Männer an dem Stamme nieder, und bald stand Tessakeh am Fuß desselben im Wasser, das er vorher untersuchte und nicht tiefer als 6 bis 7 Zoll fand. Werner war an seiner Seite, und ihre Lichter emporhaltend, die einen matten Schein umher warfen, beschauten sie forschend den Raum, in dem sie sich befanden. Es war eine Art Gewölbe, etwa 9 Fuß hoch und 16 bis 18 Fuß weit, nach den Seiten zu abgedacht, wo sowohl oben, etwa 5 Fuß vom Boden, als unten im Wasser, ein Seitenzweig der Höhle in den Berg hineinlief.

Bärenjagd i d westl

       Tessakeh erklomm mit Hilfe Werners die obere Öffnung, und dort Spuren von Bären und anderen wilden Tieren findend, kroch er darin weiter, um zu erfahren, ob der Bewohner der Höhle sich in dem trockenen oder nassen Gange einquartiert habe. Werner musste zurückbleiben, da er ohne andere Hilfe den engen, hoch vom Boden gelegenen Eingang nicht mit der Büchse erreicht haben könnte, und stand, bis über die Knöchel im kalten Wasser, in einer keineswegs angenehmen Stellung. Endlich, nach langem Harren, als ihn der Frost schon zu schütteln anfing, erschien Tessakeh wieder am Eingang des oberen Ganges und versicherte, derselbe liefe so eng und spitz aus, dass unmöglich ein großer Bär sich darin aufhalten könne; der alte Bursche müsse deshalb auf jeden Fall den tiefer liegenden nassen Weg gewählt haben, um zu irgend einem anderen trockenen Platze zu gelangen.

       Höchst unbehaglich aber sah der Eingang zu der zweiten, mutmaßlichen Höhle aus, denn wenn auch der Gang etwa 20 Zoll hoch sein mochte und einen Menschen bequem hindurch gelassen hätte, so war er doch 5 – 7 Zoll tief mit Wasser gefüllt, und dunkel gähnte die schwarze Öffnung den beiden Jägern entgegen.

       „Ein Bär ist darin“, brach endlich Tessakeh das Schweigen, nachdem beide bedenklich den Eingang einige Minuten lang betrachtet hatten. „Ein Bär ist darin, will aber mein Bruder sein Leben daran setzen, das Tier in seiner wohl verwahrten Festung anzugreifen? Es ist kalt, der Hirsch sucht die Eicheln, die an der Südseite der Berge liegen, und Redham ist ein großer Jäger – er wird Fleisch haben, ehe die Sonne wieder im Mittag steht.“

       „Es ist wahr, Tessakeh“, sagte Werner, nachdenkend den gefährlichen, unbequemen Eingang betrachtend, „wir sind aber einmal hier und aller Wahrscheinlichkeit nach können wir auch, mit ein wenig Ausdauer, die Bestie finden und erlegen; willst Du mir also folgen, wenn ich vorangehe und Bahn breche, oder willst Du hier warten und vielleicht meinen Notruf von dort drinnen hören, ohne mir zu Hilfe eilen zu können? – Denn versuchen muss und will ich es!“

       „Mein Bruder ist brav und mag den Versuch wagen, wenn er aber seinen Kopf wendet, wird er, wo er auch sei, in die Augen Tessakehs sehen“, antwortete der Indianer, und ohne weiter ein Wort zu verlieren, kniete Werner im Wasser, dicht an der Öffnung der Höhle nieder und leuchtete hinein. Kein besonderes Hindernis schien ihm entgegen zu stehen und die Büchse, den Lauf nach vorne, auf der linken Schulter mit der linken Hand, in der er das Licht trug, haltend, legte er sich auf den rechten Ellbogen nieder und kroch langsam in die schmale Mündung, von Tessakeh gefolgt, der sich, da er seine Flinte zurückgelassen hatte, leichter fortbewegen konnte. Wohl ragte nur Werners Kopf und der linke Arm mit der Schulter aus dem Wasser hervor, und er war genötigt, die Schnüre des Pulverhorns zwischen die Zähne zu nehmen, um dieses trocken zu halten, doch verfolgte er mutig und unerschrocken seinen gefährlichen dunklen Weg und erreichte, nachdem er etwa 30 – 40 Schritt auf solch unbequeme Art fortgekrochen war, zwar ganz durchnässt und vor Frost zitternd, aber doch wohlbehalten, den trockenen Teil der Höhle, die sich hier in die Höhe zog und in drei verschiedenen Mündungen auslief. Tessakeh war in demselben Augenblick, als er sich erhob, und den offenen Raum betrat, an seiner Seite und schüttelte sich wie ein Hund, der eben dem Wasser entstiegen ist; dann vorsichtig mit seinem Lichte umher leuchtend, betrachtete er mit vieler Aufmerksamkeit den weichen Boden, in dem eine Unmasse verschiedener Fährten eingedrückt waren, und wandte sich nun lächelnd zu dem weißen Freunde, der seinen Gürtel abgelegt hatte, sein Jagdhemd auszog und ausrang und seine Büchse untersuchte, ob sie nicht, trotz aller Vorsicht, durch eine unbeachtete Bewegung feucht geworden wäre.

       „Die Jäger haben oft die Höhle gefunden, aber mein Bruder und Tessakeh waren nie unter ihnen; sie haben ihre Feuer am Eingange angezündet, aber bis hierher hat keiner einen Funken getragen; sie sind wie der Wolf, der das Lager des schlafenden Jägers umschleicht – sie wittern das aufgehangene Wild, aber sie fürchten den Blick des Menschen.“

       „In welcher von den drei Höhlen mag die Bestie nun stecken?“, frug Werner, indem er das ausgerungene Jagdhemd wieder anzog und den Gürtel mit dem Messer darin umschnallte. „Sie sehen eine wie die andere aus und scheinen, hol’s der Henker, alle drei gleich unbequem.“

       Tessakeh hatte unterdessen seine Beobachtungen fortgesetzt und jetzt auf eine breite Fährte zeigend, die in die linke Öffnung hineinlief und wo die eingehenden Spuren in die der ausgehenden eingedrückt waren, rief er, indem er genau die Tapfen beleuchtete und die Knöchel seiner rechten Hand darauf hielt, um die Größe des Feindes danach zu erkennen:

       „Hier!“ Und die gebogenen Finger der Rechten, nach dem Maß der Fährte gespreizt, seinem Kameraden entgegenhaltend, fuhr er fort: „Er ist groß und schwer, seine Ballen sind tief eingedrückt und er wird schlafen!“

       „Nun, wenn er schläft, Tessakeh“, entgegnete Werner, der jetzt mit seinen Zurüstungen fertig geworden war und eben ein neues Zündhütchen aufsetzte, um seines Schusses gewiss zu sein, „dann haben wir leichtes Spiel, und es wird mehr Mühe kosten den alten Burschen ans Tageslicht zu schaffen, als ihn zu erlegen. Aber“, fuhr er fort, indem er sein Licht vom Boden aufnahm, „wir dürfen keine Zeit mehr verlieren, Redham wird da oben schreckliche Langeweile haben, und ich hätte doch gerne, dass wir noch zum Abendessen ein tüchtiges Stück Fleisch am Feuer braten sähen.“

       „Zum Abendessen?“, sagte Tessakeh lächelnd. „Unser Bruder wird die Sonne über die Gebirge kommen sehen, und immer noch am Feuer liegen und unser warten. Die Höhle ist eng, und hart werden wir arbeiten müssen, ehe wir die Last hinauf schaffen können.“

       „Das sind schlechte Aussichten“, murmelte Werner für sich hin, dem die nassen Kleidungsstücke, die Tessakeh gar nicht zu beachten schien, eben nicht behaglich am Körper saßen, „hier ist aber kein anderer Weg als vorwärts, frisch darauf zu denn – je länger wir hier zögern, desto später kommen wir zu Ende – und nun, Tessakeh, go ahead!“

       „Will mein Bruder mir die kurze Büchse anvertrauen und meiner Fährte folgen?“, fragte der Indianer stehen bleibend.

       „Nein, nein, so war es nicht gemeint, Tessakeh“, entgegnete dieser, „ich krieche voran und verdammt will ich sein, wenn Du Furcht an mir bemerken sollst; nein, wenn mir auch für einen Augenblick die Aussicht auf ein langes Fasten nicht recht behagen wollte, so war das keineswegs aus Furcht oder sonstiger Besorgnis! – Hab Acht auf das Licht, dass wir im Hellen bleiben, denn Dunkelheit wäre weniger angenehm hier unten, und nun – mit Gott!“

       Bei den letzten Worten hatte er sich dem Eingang der linken Höhle genährt und kroch, die Büchse vor sich her schiebend, das Licht in der linken Hand haltend, vorwärts, von Tessakeh gefolgt, der, als er jenen entschlossen sah, den engen Raum zuerst zu betreten, kein Wort weiter erwiderte und ganz zufrieden damit schien, dass der junge Mann die größte Gefahr freiwillig und gern übernahm.

       Die Höhle war im Anfang so geräumig, dass beide Männer wenigstens auf den Knien fortkriechen konnten, nach etwa 50 Schritten aber wurde sie mit dem Fuß, den sie vorrückten, niedriger und der obere Teil senkte sich zuletzt bis auf 12 Zoll herab, so dass Werner, der eine kräftige, starke Brust und breite Schultern hatte, kaum hindurch konnte; dennoch presste er vorwärts, da er im weichen Grunde sah, dass der Bär ebenfalls durch diesen Engpass gekommen war, und erreichte wieder einen, um einige Zoll höheren Teil. Hier aber stellte sich ihnen eine neue Schwierigkeit entgegen, denn obgleich die Höhle geradeaus weiter in den Berg hineinlief, öffnete sich

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