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nicht in ihren Kopf. Er hatte doch nun gesehen, wie seine Mutter über sie und mit ihr redete. Oben im Kinderzimmer hörte sie Luise laut keifen. Sie hielt sich die Ohren zu und sang für Nelly ein Kinderlied, um sie abzulenken.

      Christian war fortgelaufen. Er griff zuhause nach seiner Tasche, die schon gepackt neben der Tür stand, setzte sich ins Auto und fuhr nach München.

      Luise kam die Treppe hoch und stand bedrohlich in der Tür des Kinderzimmers.

      „Wegen dir ist Christian jetzt weg. Das hast du ja wieder einmal gut hingekriegt. Es ist alles deine Schuld. Wahrscheinlich ist dieses Balg gar nicht Benjamins Kind, sondern du schiebst es ihm nur unter, weil du nicht in der Lage bist, es alleine großzuziehen. Ja, ich hasse dich, ich habe dich immer gehasst und ich werde es mein Leben lang tun. Du bist nichts wert. Gar nichts. Hau schnell wieder ab und nimm deinen Bastard mit.“

      Nun weinte Nelly aus Angst vor der bösen Frau. Sie verbarg ihren Kopf an Katjas Brust und die legte schützend die Arme um sie. Katja sagte kein Wort mehr. Sie wollte diese Frau nicht noch mehr reizen. Luise drehte sich um und verließ das Haus. Laut krachend fiel die Tür ins Schloss.

      Katja hielt Nelly fest im Arm und streichelte über ihr Haar.

      Als Benjamin vom Bäcker kam, fand er zwei weinende Menschen vor und Katja zitterte am ganzen Leib.

      „Was ist denn los?“

      Er setzte sich zu ihnen auf den Boden und legte den Arm um die beiden.

      „Christian war hier, um sich zu verabschieden. Dann tauchte plötzlich auch Luise auf.“

      Katja berichtete, was passiert war. Benjamin schüttelte den Kopf.

      „Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Sie würde doch niemals auf einem kleinen Kind herumhacken.“

      „Doch, hat sie und auf mir. Ich fasse es nicht, dass du mir nicht glaubst. Christian hat auch nur daneben gestanden und zugesehen, wie seine Mutter mich niedermacht. Es ist besser, wenn ich abreise.“

      „Aber …“

      „Nichts aber. Hier will mich keiner haben. Es reicht mir für heute. Bitte geh hinaus. Wir reden morgen noch einmal, wenn ich losfahre.“

      Mit hängenden Schultern verließ Benjamin das Zimmer. Das Frühstück stand unangerührt auf dem Tisch. Er räumte das Geschirr wieder weg und ging in den Keller.

      *

      Katja fuhr am nächsten Tag nicht heim, sondern zu Bea. Weinend und mit einer gestressten Nelly stand sie vor der Tür. Bea nahm sie in den Arm.

      „Ach Gott, ihr zwei. Was ist denn passiert?“

      Katja gab schluchzend den Vorfall mit Luise wieder. Bea hörte zu, während Hannes mit Nelly spielte.

      „Sie hasst mich und Nelly und es ist alles nur schrecklich. Es tat so weh, dass die beiden Männer nicht zu mir gehalten haben. Wenigstens Benjamin hätte mir doch glauben müssen. Christian hat sich wieder einmal aus dem Staub gemacht. Wenn schon nicht vor mich, so hätte er sich doch wenigstens schützend vor die Kleine stellen müssen. Luise hat Nelly Angst gemacht.“

      „So eine süße Maus muss man doch lieb haben. Luise ist eine böse Hexe, wenn sie sich so gemein äußert. Ihr bleibt jetzt erstmal bei uns. Dann kann Benjamin hierher kommen und wir reden miteinander.“

      Katja wischte sich die Tränen ab. Wie immer war Bea ruhig und besonnen, ihr würde Benjamin glauben. Katja bedankte sich und wurde langsam wieder ruhiger. Wieder einmal zeigte sich, dass ihre Freunde das Beste auf der Welt waren.

      Bea rief bei Benjamin an und erklärte ihm, was sie plante.

      „Das ist gut, Bea, es ist so ziemlich alles schief gelaufen. Ich war ja nicht da. Als ich vom Bäcker kam, waren Luise und Christian weg. Katja saß weinend und völlig fertig im Kinderzimmer. Ich habe nicht richtig reagiert, es tut mir leid. Das habe ich ihr heute früh auch gesagt. Ich weiß ja, wie Luise ausgeflippt ist, als sie uns beim Küssen erwischt hat. Ich bin aber schon mal froh, dass die beiden nicht abgereist sind. Heute Abend komme ich zu dir.“

      Sie verabredeten sieben Uhr zum Abendessen. Benjamin legte auf und trat vor die Tür. Wenn Christian wieder zurück war, wollte er mit ihm reden, aber so lange musste er gar nicht warten. Sein Handy klingelte und auf dem Display stand der Name seines Freundes.

      „Hallo, Christian. Es ist gut, dass du anrufst.”

      „Ich wollte mich bei Katja entschuldigen, weil ich gestern so unfair war. Meine Mutter hat sich unmöglich verhalten. Ich war vollkommen neben der Spur, als sie sagte, es wäre gut, dass ich nicht der Vater bin. Das hat mich fertig gemacht. Kannst du mir bitte Katja geben? Ihr Handy ist aus.“

      „Sie ist heute früh abgereist.“

      „Oh nein. Das tut mir leid. Ich wollte nicht, dass …“

      „Sie ist nicht ganz weg, sondern nur bei Bea“, unterbrach Benjamin seinen Freund. „Ich fahre heute Abend hin und wir reden noch einmal. Katja und Nelly haben geweint. Als du weg warst, war Luise noch einmal oben und hat sie wüst beschimpft. Bitte pfeif deine Mutter zurück. Sie hat sogar Nelly beleidigt.“

      „Ja, ich werde mit ihr reden. Das geht gar nicht, du hast recht. Soll ich nochmal mit Katja sprechen?“

      „Lieber nicht. Ich muss erst einmal sehen, wie es weitergeht. Ich erzähle ihr, was du mir gesagt hast.“

      Christian bedankte sich. Er war erleichtert, aber Katja würde es ihm niemals verzeihen, dass er nicht zu ihr gehalten hatte. Doch was sollte er machen? Luise war nun mal seine Mutter und er saß zwischen den Stühlen.

      Am Abend ging es Katja wieder besser. Sie versprach, den Rest der Woche noch bei Bea zu bleiben. So konnte Benjamin wenigstens Nelly sehen. Nur zum Weingut wollten sie nicht mehr kommen, solange Luise dort unangemeldet auftauchen konnte.

      „Ich werde morgen mal mit Christian telefonieren“, sagte Katja.

      Was sie ihm sagen würde, müsste sie noch überlegen. Alle aßen gemütlich zu Abend. Danach kuschelte sich Nelly müde an Benni, der sich neben dem Tisch ausgestreckt hatte. Er ahnte, dass er ganz leise sein musste. Bald hörte man das gleichmäßige Atmen von Nelly.

      Die Erwachsenen setzten sich auf die Couch und unterhielten sich leise. Benjamin berichtete von seinem letzten Arztbesuch. Er spürte seit sehr langer Zeit Schmerzen im rechten Knöchel, immer öfter waren sie unerträglich. Der Arzt hatte eine Schwellung entdeckt und vermutete eine Prellung. Doch Benjamin konnte sich nicht erinnern, sich irgendwo gestoßen zu haben. Er hatte eine Überweisung zu einem Sportarzt erhalten, aber ein zeitnaher Termin war nicht zu bekommen. Darum war er nicht hingegangen.

      Dann verabschiedete er sich und küsste Nelly sanft, nachdem Katja sie von Benni hochgehoben hatte. Der Hund schüttelte sich und folgte seinem Herrchen, während Katja Nelly ins Bett brachte.

      *

      Am Sonntag war Katja nach sieben Stunden Fahrt wieder daheim. Sie holte das Gepäck samt Nelly aus dem Auto und ließ sich auf die Couch fallen. Es regnete und der Himmel war grau und düster. Sie setzte Nelly in die Badewanne und spielte mit ihr Schiffchen fahren. Bea hatte ihr ein gelbes Plastikschiff von Oliver mitgegeben. Damit hatte sie auch bei Bea in der Wanne gespielt.

      „Weihnachten kommt der Papa zu uns“, erklärte Katja ihrer Tochter. „Dann stellen wir einen Weihnachtsbaum auf und danach fliegen wir zu Marie.“

      „Fliegzeug“, sagte Nelly, „mit Papa und Wauwau.“

      „Nein, nur wir beide. Benni kann nicht im Flugzeug fliegen. Die Marie freut sich schon sehr auf dich, mein kleiner Engel.“

      Nächstes Wochenende wollte Cora kommen. Michel war zur Weiterbildung in Hamburg. Cora hatte über dieses Wochenendseminar geschimpft und gesagt, dass sie mal wieder die süße Nelly knuddeln

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