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oder ich zeige dir, warum die Leute vor mir Angst haben!“ Gackernd krümmte sich der Mann und schlug auf den Tisch, dabei legte er einen Arm um mich. “DU bist witzig, Alter!“ Er brauchte einige Augenblicke, um sich wieder zu beruhigen, dann schaute er Violetta an. “Oh hallo, du geile Schnecke! Wer bist du denn?... Oskar, mein Kumpel, knallst du die? Du glücklicher Bastard!“ Violetta stand die Empörung ins Gesicht geschrieben. “Wie bitte?! Für einen besoffenen Idioten, der keinen hoch kriegt, und kaum bis drei zählen kann, hast du eine ziemlich große Klappe!“ “Werd mal nicht frech!“, entgegnete der Mann erzürnt und streckte die Hand nach ihr aus. Ich packte seinen Arm und brach ihm das Handgelenk. Es knackte laut und der Mann schrie auf. Nun drehte ich ihm den Arm auf den Rücken, drückte ihn mit dem Gesicht voran auf den Tisch und quetschte an seinem gebrochenen Handgelenk herum. “So“, sagte ich. “Du hast Glück, dass meine Begleiterin hier ist, ansonsten würde ich dir jetzt ein Ohr abschneiden und die Beine brechen! Besinne dich bitte auf deine Manieren und geh jemand anderem auf die Nerven, andernfalls passieren heute noch grauenhafte Dinge mit dir! Hast du mich verstanden?“ “Ja, aber-...“, begann er, da packte ich ihn bei den Haaren und hämmerte seinen Kopf wiederholt auf die Tischplatte. Blut lief aus seiner verformten Nase. Ich lächelte. “Kein >aber<“, sagte ich und ließ ihn los. Schlaf sackte er in sich zusammen und landete unterm Tisch. Ich wischte mir die Hände an einer Servierte ab. “Na ja, dann wäre das ja geklärt. Trotzdem noch einen schönen Abend und trink nicht zu viel. Da kann schnell mal was schiefgehen.“ Ich schaute Violetta an. “Sollen wir?“ Sie nickte. Kurz machte sie den Eindruck, als wollte sie dem Saftsack unter dem Tisch noch einen Tritt verpassen, aber dann schien sie es sich anders zu überlegen und tat doch nichts. Alle in der Kneipe starrten zu uns herüber. Freundlich lächelnd winkte ich Jovana zu und ging. Sie verdrehte nur die Augen und winkte zurück. Zusammen mit Violetta verließ ich die Spelunke und ging draußen zu meinem >Mercedes-Benz GLK<, einem wuchtigen Geländewagen, mit einem praktischerweise sehr geräumigen Kofferraum. Die Sonne war schon vor einiger Zeit untergegangen. Ich schloss auf und nahm auf dem Fahrersitz platz. Violetta setzte sich auf den Beifahrersitz. Ernst musterte sie mich. “Jetzt sag mir die Wahrheit: War die Geschichte von dem besoffenen Spacken über dich wahr? Hast du mal jemandem den Kopf abgehackt und so platziert, dass dessen Mutter ihn findet?“ “Nein.“ “Ach komm!“, sagte sie. “Ich habe doch dein Gesicht gesehen, als der davon erzählt hat! Ich bin doch nicht blöd!“ “Wie findest du eigentlich das Wetter?“, fragte ich. “Für mich könnte es ruhig etwas wärmer sein.“ “Oskar!“ “Kennst du die letzten Fußballergebnisse?“, fragte ich. “Hat Rot-Weiß-Oberhausen wieder verloren?“ “Fußball interessiert dich doch einen feuchten Dreck!“, schnauzte sie mich an. “Du versuchst doch nur das Thema zu wechseln! Übrigens extrem auffällig, wie ich anmerken möchte! Antworte auf meine Frage!“ Seufzend lehnte ich mich zurück. “Du lässt aber auch nicht locker! Hast du zufällig Hunger? Wir können irgendwo was essen gehen, wenn du willst.“ Sie knuffte mich auf den Oberarm. “Lass das! Antworte mir einfach auf meine Frage!“ “Ich habe nie einen abgetrennten Kopf im Bett, der Mutter des ehemaligen Kopfträgers versteckt...“ “Aber?!“ Ich kratzte mich am Hinterkopf. “Vor Jahren gab es da mal so eine ähnliche Situation... Da waren zwei Geschäftsleute... und wie es der Zufall wollte, hat der eine den Kopf, des anderen unter seiner Bettdecke gefunden.“ “Warum hast du das gemacht?“ “Das ist eine lange Geschichte“, sagte ich, startete den Wagen und fuhr los. “Die beiden hatten jemanden um eine große Summe Geld beschissen. Dieser Jemand kam zu mir und hat mich damit beauftragt, das Geld wiederzubeschaffen. Ich bin also zu den Geschäftsleuten gegangen und habe freundlich mit denen geredet. Die beiden haben sich sogar einsichtig gezeigt. Es mussten keine Drohungen ausgesprochen werden. Ich musste keine Gewalt anwenden. Alles lief super, bis die Pisser einen drogensüchtigen Obdachlosen in meine Wohnung geschickt haben, damit der mich abknallt. Davon war ich gar nicht begeistert und es wurde sehr unschön. Wohlgemerkt in erster Linie für die beiden. Aber wie daraus die Geschichte mit der Mutter entstanden ist, kann ich dir nicht sagen. Vielleicht war das, wie mit stiller Post. Oder das eine hat mit dem anderen gar nichts zu tun und die Geschichte ist unabhängig davon entstanden. Was weiß ich?“ “Ooookaay“, sagte sie gedehnt. “Das ist mal wieder eine typische Oskar Geschichte. Hast du eigentlich auch mal schöne Geschichten?“ “Klar. Gestern habe ich eine Cent Münze gefunden“, erwiderte ich augenzwinkernd. “Ist das nicht atemberaubend?“ “Scherzkeks“, murmelte sie. “Aber okay, lassen wir das. Was machen wir jetzt noch?“ “Wenn es nach mir geht, fahren wir nach Hause“, erwiderte ich. “Es ist schon spät.“ “Na gut“, antwortete sie. “Hast du auch Augustin neben Jovana gesehen? Sieht ganz so aus, als ginge es ihm wieder besser.“ “Ja, habe ich. Schön für ihn.“ “Was war das denn für ein Unterton?“, fragte sie amüsiert. “Du bist doch nicht etwa eifersüchtig, oder?“ Stirnrunzelnd sah ich sie an. “Nein. Wie kommst du denn darauf? Ich kann den Blutsauger nur nicht leiden, weil er mich gebissen hat. Da bin ich ein wenig nachtragend.“ “Ach komm schon. Mir kannst du es doch sagen“, kicherte sie. Ich schnaubte. “Meine Beziehung zu Jovana ist rein platonisch. Mehr ist da nicht. Ich freue mich für sie, wenn sie glücklich ist. Das ist alles.“ “Wenig überzeugend“, erwiderte sie. “Ich glaube, du willst es nur nicht zugeben.“ “Einbildung ist auch eine Bildung“, entgegnete ich belustigt. “Jovana hat mir geholfen, als es sonst keiner tat. Und sie ist seitdem eine gute Freundin gewesen. Du kennst die Geschichte.“ Sie nickte. “Sie hat dich, als du 15 Jahre alt warst, schwer verletzt im Wald gefunden und wieder gesund gepflegt.“ “Exakt“, sagte ich. “Und das werde ich nie vergessen. Deshalb gehört sie, genauso wie du, zu der kleinen Gruppe von Leuten, bei denen ich meine eigenen Interessen nicht mit Gewalt durchsetzen würde und deren Wünsche ich respektiere. Nur deshalb lebt Augustin noch. Also können wir das ganze Eifersuchtsthema jetzt endlich abhaken?“ “Ist ja schon in Ordnung, Wolfi“, erwiderte sie amüsiert. “Du brauchst ja nichts zugeben. Ich verstehe dich auch so.“ “Sehr witzig“, erwiderte ich und bog an der nächsten Kreuzung links ab. Ab nach Hause.

      Kapitel 2

      Schweigend stand ich in der Küche und briet Speck und Eier in der Pfanne. Nach einer erholsamen Nacht war ich früh aufgewacht, hatte mich angezogen und war hinunter in die Küche gegangen. Mein Magen hatte geknurrt. Wir Werwölfe haben einen gewissen Kalorienbedarf, weshalb ich nun auch ein extra großes Frühstück zubereitete. Neben den Eiern und dem Speck, hatte ich auch noch Brötchen aufgebacken und den Tisch gedeckt. Es würde noch etwas dauern, bis Violetta aufstand. Sie war eine Langschläferin. Guter Dinge werkelte ich weiter und kurz darauf war das Essen fertig. Ich stellte alles auf den Tisch und wartete. Einige Minuten vergingen, dann kam Violetta aus ihrem Zimmer im zweiten Stock. Sie sah vom Schlaf noch etwas verwüstet aus. Ihre schwarzen Haare waren ein einziges Chaos und ihre Äuglein noch ganz klein und verschlafen. Außerdem trug sie noch die Sachen in denen sie geschlafen hatte, ein weites schlabber-T-Shirt und eine Schlafhose. Ich lächelte. “Guten Morgen. Setzt dich doch. Hast du gut geschlafen?“ Sie grummelte irgendwas, was entfernt an ein >ganz gut< erinnerte und ließ sich auf den Platz mir gegenüber plumpsen, dann nahm sie sich ein Glas Orangensaft und trank einen großen Schluck. Aus Höflichkeit hielt ich noch einen Moment inne, bis sie es sich bequem gemacht hatte, bevor ich anfing, wie ein Bauarbeiter das Essen in mich reinzuschaufeln. Violetta knabberte an einem Käsebrötchen und lehnte sich zurück.

       Noch ein wenig müde musterte sie Oskar, wie er sein Essen verschlang. Da kommt der Werwolf zum Vorschein, dachte sie und lächelte. Violetta ließ ihren Blick über ihn wandern. Seine kurzen, straßenköter blonden Haare waren verwuschelt, was nicht an seinem Modebewusstsein lag, sondern an seiner Faulheit sich nicht die Haare zu kämmen. Ein dunkelgrünes T-Shirt spannte über seinem muskulösen Oberkörper, mit seinen breiten Schultern, starken Armen und seiner schmalen Taille. Unwillkürlich seufzte Violetta. Unter seinen Klamotten verbargen sich Oskars zahlreiche Narben, die eine Folge seines harten Lebens, als Werwolf waren. Auch in seinem Gesicht zeigte sich, dass er durchaus zulangen und auch ordentlich einstecken konnte. Narben durchzogen seine Augenbrauen und auch seine Nase hatte mit der Zeit etwas gelitten. Trotzdem fand Violetta ihn mitnichten hässlich. Nur sehr kernig und rau. Sie biss einen großen Happen von ihrem Brötchen ab und kaute. “Danke, fürs Frühstück.“ Er winkte ab. “Keine Ursache. Ich mache ja sowieso essen,

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