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Fellträger. Ana Marna
Читать онлайн.Название Fellträger
Год выпуска 0
isbn 9783750213197
Автор произведения Ana Marna
Жанр Языкознание
Серия The Hidden Folks
Издательство Bookwire
„Zumindest erzählt er Ihnen das“, behauptete Bogart mit leichtem Triumph in der Stimme. „Aber noch eine Frage. Haben Sie sich, wenn er Sie besucht hat, hinterher seltsam matt gefühlt, und das dann über mehrere Tage?“
Sara grinste.
„Was soll denn das für ne Frage sein? Aber wie Sie meinen. Natürlich habe ich mich ab und zu todmüde gefühlt. Ich arbeite schließlich den ganzen Tag. Das ist dann ja wohl normal.“
„Das ist es nicht,“ rief Bogart und vergaß für einen Moment selber, leise zu sein. „Hören Sie!“ Er senkte die Stimme wieder. „Ich weiß, dass Ihr Nachbar, Robert Tellerond, kein normaler Mensch ist.“
Sara klappte verblüfft den Mund auf.
„Äh, wie? Was soll er denn sonst sein?“
„Ein Vampir.“
Es herrschte kurze Zeit Stille. Dann fing Sara an zu kichern, bis sie schließlich in schallendes Gelächter ausbrach.
Nils Bogart saß mit hochrotem Kopf im Sessel und wartete, bis die junge Frau sich beruhigt hatte.
„Also ein Vampir ja? Wissen Sie, mir ist noch nicht aufgefallen, dass er kein Spiegelbild hat und keinen Knoblauch mag. Aber vielleicht sollte ich ihn mal fragen.“
Sara kicherte immer noch. Nils Bogart verlor seine Beherrschung nicht.
„Hören Sie, Miss Linn. Es ist mein voller Ernst. Ihr Nachbar ist ein Vampir, und Sie können davon ausgehen, dass er Sie bereits mehrmals gebissen hat. Sie sind jung, hübsch und regenerierfähig, und wohnen noch dazu direkt neben seiner Tür. Ich schätze, es gibt keinen Vampir, der da widerstehen könnte.“
Sara grinste.
„Komisch ich hab noch keine Bissspuren gefunden.“
„Natürlich nicht. Vampirbisse heilen sehr schnell. Praktisch über Nacht. Ich nehme an, es liegt an ihrem Speichel, aber genau weiß ich es leider nicht.“
„Vielleicht sollten Sie Mr. Tellerond fragen,“ meinte Sara sarkastisch.
„Das ist überhaupt nicht witzig. Miss Linn, ich erzähle Ihnen das nicht nur, um Sie zu warnen. Ich brauche auch Ihre Hilfe.“
„Wozu denn?“
„Um dieses Monster zu töten, natürlich.“
Sara starrte ihn an.
„Sie wollen Mr. Tellerond umbringen? Sind Sie wahnsinnig? Das ist Mord!“
„Er ist ein Vampir, und er mordet und verletzt Menschen“, versetzte Nils Bogarts heftig. „Ich bin ihm nur durch Zufall auf die Spur gekommen. Normalerweise ist es sehr schwer, diese Ungeheuer zu finden und deswegen ist es besonders wichtig, dass wir diese Gelegenheit nutzen. Miss Linn, glauben Sie mir bitte. Alles was ich Ihnen gesagt habe, ist die reine Wahrheit. Bitte, helfen Sie mir, dieses Monster zu beseitigen. Mein Partner ist vor kurzem ums Leben gekommen, und alleine werde ich es vielleicht nicht schaffen. Diese Monster sind unglaublich stark und schnell. Ich brauche jemanden, der ihn ablenkt, um ...“
Sara sprang auf. Sie war jetzt ernsthaft zornig.
„Hören Sie auf, Mr. Bogart. Ich habe mir diesen Unsinn lange genug angehört. Verschwinden Sie, und lassen Sie sich niemals mehr in diesem Haus hier blicken. Sonst rufe ich die Polizei und zeige Sie wegen Mordvorsatz an. Das ist ja wirklich der Gipfel an Irrsinn. Vampire, hach. Demnächst erzählen Sie mir noch was von Werwölfen und Moorhexen.“
„Nun, die gibt es tatsächlich. Ich ...“
„Raus“, fauchte Sara.
Nils Bogart richtete sich auf und warf ihr einen teils wütenden, teils mitleidigen Blick zu.
„Es macht mir nichts aus, dass Sie mir nicht glauben. Das tut selten jemand. Ich hoffe nur, dass Sie es niemals bereuen.“
Sara knallte hinter ihm die Tür zu und lehnte sich aufatmend dagegen. Mann, das war ja ein Psychopath! Hoffentlich sah sie den nie wieder. Ob sie Robert Tellerond davon erzählen sollte? Vielleicht versuchte dieser Verrückte tatsächlich einen Mord. Sie beschloss, ihren Nachbarn noch am gleichen Abend aufzusuchen.
Doch bereits eine Stunde später hörte sie im Flur seltsam kratzende Geräusche. Ihr Gehör war schon immer ausgezeichnet gewesen, und nicht zum ersten Mal war sie dankbar dafür. Vorsichtig spähte sie nach draußen und sah, dass die Tür zu Telleronds Wohnung nur angelehnt war.
„Um Gottes Willen,“ murmelte sie. „Wenn das der Verrückte ist.“
Schnell huschte sie über den Gang und stieß leise die Tür auf. Die Wohnung war in leichtes Dämmerlicht gehüllt, da alle Jalousien heruntergezogen waren. Alles wirkte sauber und aufgeräumt. Beinahe steril. Leise schlich sie weiter und spähte in den Wohnraum. Vor dem Schlafzimmer hockte eine dunkelgekleidete Gestalt und hantierte lautlos an dem Schloss herum. Plötzlich schwang die Tür nach innen auf und die Person erhob sich und sprang ins Zimmer. Sara stieß einen Fluch aus und rannte los.
Und dann brach ein wahrer Tumult aus. Als sie das Zimmer erreichte, stand Nils Bogart mit einem zischenden Flammenwerfer vor Tellerond, der sich eingekeilt in einer Zimmerecke befand.
„Sind Sie wahnsinnig?“, schrie Sara. Bogarts Kopf zuckte überrascht zu ihr herum. Nur am Rande registrierte sie, dass er eine schwarzgetönte Sonnenbrille trug, was ihr in dem dunklen Zimmer völlig absurd erschien.
„Verschwinden Sie. Das ist meine Arbeit“, brüllte er sie an.
„Sie sind ja verrückt.“
Sara starrte entsetzt auf den Flammenwerfer, der sich Tellerond gefährlich näherte. Hastig sah sie sich um und ergriff den nächstbesten Stuhl, um ihn dem Vampirjäger auf den Arm zu knallen. Bogart schrie auf und der Flammenwerfer fiel zu Boden, von wo aus er sofort das Bett in Brand setzte. Mit unglaublicher Geschwindigkeit warf sich Tellerond auf Bogart. Dieser gab nur noch einen erstickten Schrei von sich. Sara achtete gar nicht darauf, sondern ergriff sofort die nächstbeste Decke, um die Flammen auszuschlagen. Dann erst wandte sie sich zu den Kämpfenden - und erstarrte. Der Vampirjäger hing leblos in Telleronds Armen. Dieser hob den Kopf und blickte sie an.
„Oh mein Gott“, ächzte Sara nur und sah wie gebannt auf die schwach blutende Bisswunde an Bogarts Hals. „Sie sind ja wirklich einer.“
Tellerond verzog seine Lippen zu einem gespenstischen Lächeln.
„Sieht ganz so aus, nicht wahr?“
Ihre Beine gaben nach und sie plumpste auf das halb verkohlte Bett.
„Ist er ... ist er tot?“, stammelte sie. Tellerond ließ Bogart los und dieser glitt langsam zu Boden.
„Ziemlich tot“, bestätigte er. „Und ich muß zugeben, dass es mir überhaupt nicht leidtut. Ich lass mich nämlich nur höchst ungern grillen.“
Sara schluckte.
„Und ... und jetzt? Ich meine, sollten wir nicht besser die Polizei rufen?“
Robert Tellerond näherte sich der jungen Frau langsam.
„Ich glaube nicht, dass ich darauf besonderen Wert lege,“ meinte er freundlich. „Diese Leute würden mir das Leben nur unnötig schwer machen.“
Sara fasste sich langsam und sah verstohlen nach einer Fluchtmöglichkeit.
„Es gibt nur einen Ausgang“, sagte er sanft. „Und der befindet sich zur Zeit in meinem Rücken.“
Sie biss sich auf die Lippen und blickte ihm besorgt entgegen. Der sonst so freundliche und höfliche Nachbar erschien ihr auf einmal entsetzlich bedrohlich und gefährlich. Robert Tellerond blieb dicht vor ihr stehen und beugte sich mit einer anmutig erscheinenden Bewegung zu ihr herunter. Sara musste all ihre Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht instinktiv zurückzuzucken. Seine blauen Augen blitzten sie an, aber sie konnte beim besten Willen nicht sagen, ob sie spöttisch, wild oder eher erheitert blickten.
„Also,