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und dort versammelten sich bereits einige Damen, die sich gegenseitig hin- und herschoben, weil sie alle vermutlich Britt hießen. Sie selber blieb im Hintergrund und hörte die Mitarbeiterin der Fluglinie am Schalter immer wieder den gleichen Spruch sagen.

      „Tut mir leid, sie sind nicht die Britt, die ich meine, denn diese trägt eine braune kurze Lederjacke und hat braune Augen und blonde Haare.“

      Enttäuscht zogen sie eine nach der anderen ab und übrig blieb nur sie. Britt erntete ein Lächeln der Angestellten und sie reichte ihr den Brief mit den Worten:

      „Er ist für Sie, denn so hat er Sie mir beschrieben. Ein toller Mann und ziemlich raffiniert. Seien Sie auf der Hut vor ihm. Aber ich denke, er hat es aus der Not heraus getan. Ach, und bestellen Sie einmal Sven Jansson einen schönen Gruß oder Bergman denke ich, wäre passender.“

      Britt staunte immer mehr. „Irgendwie verstehe ich nur Bahnhof und ist diese Info von Sven? Darum blieb er im Café sitzen, dieser Schlingel!“

      Die Dame verneinte dieses, wies mit ihrem Kopf in Richtung Ausgang, denn dort entdeckte sie noch den tollen Mann, der sie eben ziemlich ausgetrickst hatte. Sie hatte längst sein Spiel durchschaut, nahm es ihm aber nicht übel.

      Britt drehte sich herum und sah Jöran schulterzuckend am Ausgang stehen. Sie musste einfach lächeln über so viel Geschick, selbst das Flughafenpersonal herumzubekommen, um ihr eine Info zu schicken. Neugierig betrachtete sie den Briefumschlag und nickte verstehend. Lächelnd hob sie leicht den Arm und winkte ihm zum Abschied zu.

      Anschließend bedankte sie sich bei der freundlichen jungen Frau am Schalter und ging langsam wenige Meter weiter. Hier öffnete sie den Umschlag und zog einen Notizzettel hinaus.

       Ich habe nach unserem Aufprall etwas verloren!

       Zudem wolltest Du doch wissen, warum ich in Köln bin. Ich würde es Dir gerne erklären. Aber nicht auf einem Zettel und nicht am Telefon. Bei einem Essen. Ich würde mich sehr freuen. Ich habe solch eine Aktion noch nie gestartet, doch ich glaube, mir blieb keine andere Wahl. Bitte verzeih mir dieses. Auf der Rückseite der Nachricht habe ich meine Telefonnummer hinterlassen. – Gruß Jöran

      Britt hob den Kopf, starrte auf den Ausgang des Gebäudes und sah in ein fragendes, aber auch erwartungsvoll schauendes Gesicht. Leicht lächelte sie, ehe sie mit dem Kopf nickte und dann etwas aus der Situation heraus tat. Sie legte ihre Fingerkuppen auf ihre Lippen und küsste diese leicht und ließ die Hand langsam fallen und hauchte ihm damit einen angedeuteten Kuss des Dankes zu.

      Dieser lächelte und erwiderte es und nickte ihr noch einmal zu und er dachte, wenn er sie auf diesem Wege nicht erreicht hätte, er hätte Sven Bergman ausfindig gemacht und sie über ihn gefunden. Darum hatte er die Dame am Schalter geschickt ausgefragt, um notfalls Plan B in petto zu haben und über diesen Sven Bergman etwas heraus zu finden.

      Doch so war es ihm lieber. Zufrieden ging Jöran hinaus und bestieg ein Taxi, welches ihn nun dorthin bringen würde, wo er eigentlich schon vor einer Stunde hätte erscheinen sollen.

      Britt ging nachdenklich zurück ins Restaurant, hatte aber schnell den Brief eingesteckt und traf wieder auf Sven, der sich in einer regen Unterhaltung mit einem Tischnachbarn befand. Sie atmete ein wenig auf, denn so hatte er wenigstens nicht solange alleine gesessen und sich gelangweilt.

      Unerwartet erfolgte plötzlich eine neue Durchsage, denn die kluge Mitarbeiterin am Schalter hatte wohl mitgedacht und rief erneut eine Britt aus. Diesmal erfolgte aber eine komplette Namensangabe.

      „Achtung bitte, das ist eine Durchsage an Britt Wagner. Es liegt eine Information für Sie im Terminal zwei bereit. Britt Wagner, eine Information für Sie im Terminal zwei.

       Attention please, this is an announcement to Britt Wagner. Information for you at terminal two. Britt Wagner, information for you at terminal two.”

       „Also war es gar nicht für dich Britt?“ Sven lächelte sie an, als sie sich an den Tisch setzte und sie dabei den erneuten Ausruf vernahmen.

      „Nein, ich war nicht gemeint Sven, aber wir sollten los, dann haben wir noch etwas vom Tag. Was meinst du, starten wir?

      „Gerne, auf geht es nach Königswinter.“

      Und so verließen sie das Café und Britt warf einen Blick zurück auf den Informationsschalter und sah wieder eine Diskussion mit einer Dame an diesem.

      Das war vermutlich eine Britt Wagner, denn diese Dame war eben schon einmal anwesend gewesen und wirkte nun aber säuerlich, doch die Mitarbeiterin war eine geschulte Frau und sie konnte in Krisensituationen reagieren und sie beschwichtigte die Dame ein erneutes Mal, dass es wohl nur eine zufällige Namensgleichheit sei und sie nicht gemeint war. Aber über ihre Schulter hinweg nahm sie mit Britt Blickkontakt auf und nickte lächelnd und Britt hob die Hand zum Dank und lächelte zurück.

      In diesem Moment beschloss sie, sich bei dieser netten Dame der Fluggesellschaft persönlich zu bedanken, eilte noch einmal an den Schalter und ließ sich eben ihre Mailadresse geben und flüsterte ihr zu, dass sie ihr ihre Geschichte später einmal schreiben würde.

      Sven hatte sie wieder stehen lassen und sie hatte sogar dafür noch einen plausiblen Grund. Sie wollte sich nämlich offiziell nach der Startzeit des Rückfluges übermorgen erkundigen, denn das war ja die Pflicht eines Passagiers, damit er informiert war, ob es eventuell eine Flugzeitverschiebung geben würde, auch wenn das zu dem Zeitpunkt viel zu früh war. In zwei Tagen konnte noch so vieles geschehen.

      ***

      Kurze Zeit später fuhren Britt und Sven über die Autobahn A 59 in Richtung Bonn. Sie waren beide sehr still, denn ein jeder von ihnen hing seinen Gedanken nach. Sie genossen es, beisammen zu sein und auch dieses Schweigen sagte so vieles aus.

      Sven schaute sich die Landschaft interessiert an, denn allmählich wurde es etwas bergiger. In der Ferne entdeckte er Hänge, die mit hunderten von Weinrebstöcken bepflanzt waren. Dieses Bild erinnerte ihn sehr an etwas Mediterranem und dazu all diese leichten Erhebungen der Landschaft und er fragte sich gerade, wie lange es her sei, dass er so mit offenen Augen die Landschaft und Natur aufgenommen hatte.

      Er konnte sich nicht wirklich daran erinnern, ob er als Kind mit seinen Eltern jemals in dieses Gebiet des Landes vorgedrungen war, denn meist ging es ja in den hohen Norden, in das alte Land der Vorfahren. Umso erstaunter nahm er nun diese Eindrücke auf und schwieg weiter beeindruckt.

      Britt schaute ihn immer kurz von der Seite an und lächelte, lenkte dabei geschickt das Fahrzeug weiter in Richtung Königswinter. Sie dachte an Jöran, an dieses ungewöhnliche Kennenlernen eben auf dem Flughafen, auch ein Mann, der innerhalb von Sekunden in ihr etwas ausgelöst hat, was sie berührte, ein Mann, über den man weiter nachdenken musste, auch wenn man ihn nicht kannte oder wusste, wer er eigentlich war.

      Ein Mensch, der eine bleibende Erinnerung hinterließ. Allerdings war sie sich nicht sicher, ob sie bereit war, ihn zu treffen, um mit ihm den versprochenen Kaffee zu trinken. Ihr Leben war kompliziert genug, doch in dem Moment, als sie dieses dachte, sah sie seine Augen vor sich, als sie Sven begrüßte und ihn umarmte, so wie er sie ansah, traurig, fragend dastand, als hätte man ihn zurückgelassen.

       Mein Gott, das kann doch jetzt nicht wahr sein, dass ich an ihn so intensiv denke. Neben mir sitzt meine große Jugendliebe, die ich nach so vielen Jahrzehnten wiederfand und irgendwo in diesem Land ist meine Sehnsuchtsliebe Flo unterwegs.

      Welche Absurdität diese Geschichte mit ihm, ich weiß noch nicht einmal, wo er sich gerade aufhält. Was ist aus dieser Liebe nur geworden? Flo, wo bist du?, dachte sie und schon wieder stieg ein Schmerz in ihr hoch, immer mit der wahren Antwort im Hinterkopf, was wirklich geschehen würde im Laufe der Zeit, denn sie machte sich nichts mehr vor.

       Wo war ihre Kraft, ihre Kraft sich endlich zu befreien, ihn loszulassen, ihn seinen Weg gehen zu lassen? Wo war ihre Stärke? Sie wusste, dass sie leiden würde, wieder diesen Schmerz durchleben musste, den sie seit

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