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"Wohin gehet ihr?"

       "Wir gehen nach dem Süden."

       "Welcher Ort ist euer Ziel?"

       "Wir wollen in die Gegend von Sinna."

       "Das ist ja persisch!"

       "Ja. Unsere Freunde dort geben ein großes Fest, zu welchem wir

       geladen sind."

       Das fiel mir auf. Diese Bejat hatten ihren Wohnsitz an den Ufern

       des Kuru-Tschai und bei den Ruinen von Kizzel-Karaba, also in

       der Nähe von Kifri; diese Stadt aber lag weit im Südwesten von

       unserem heutigen Lagerplatz, während Sinna zwei Dritteile

       derselben Entfernung im Südosten von uns lag. Warum waren

       derselben Entfernung im Südosten von uns lag. Warum waren

       die Bejat nicht direkt von Kifri nach Sinna gegangen? Warum

       hatten sie einen so bedeutenden Umweg gemacht?

       "Was tut ihr hier oben?" fragte ich daher. "Warum habt ihr euren

       Weg um das Doppelte verlängert?"

       "Weil wir durch das Gebiet des Pascha von Sulimania hätten

       ziehen müssen, und er ist unser Feind."

       "Aber ihr befindet euch hier doch ebenso auf seinem Gebiete!"

       "Hier oben sucht er uns nicht. Er weiß, daß wir aus- gezogen

       [ausgezogen] sind, und glaubt, uns im Süden von seiner Residenz

       zu finden."

       Dies klang wahrscheinlich, obgleich ich noch immer kein rechtes

       Vertrauen zu dem Manne hatte. Ich sagte mir jedoch, daß die

       Anwesenheit dieser Bejat uns nur von Vorteil sein könne. Unter

       ihrem Schutze konnten wir unangefochten bis nach Sinna

       kommen, und dann war für uns keine Gefahr mehr zu befürchten.

       Der Turkomane kam meiner darauf bezüglichen Frage entgegen:

       "Herr, du wirst mich wieder freilassen? Ich habe euch ja nichts

       getan!"

       "Du hast nur getan, was dir befohlen war; du bist frei."

       Er atmete erleichtert auf.

       Er atmete erleichtert auf.

       "Ich danke dir, Herr! Wohin sind die Köpfe eurer Pferde

       gerichtet?"

       "Nach Süden."

       "Ihr kommt von Mitternacht herunter?"

       "Ja. Wir kommen aus dem Lande der Tijari, Berwari und

       Chaldani."

       "So seid ihr sehr mutige und tapfere Männer. Welchem Stamme

       gehört ihr an?"

       "Dieser Mann und ich, wir sind Emire aus Frankhistan, und die

       andern sind unsere Freunde."

       "Aus Frankhistan! - Herr, wollt ihr mit uns ziehen?"

       "Wird dein Khan mir seine Hand öffnen?"

       "Er wird es. Wir wissen, daß die Franken große Krieger sind.

       Soll ich gehen und ihm von euch sagen?"

       "Geh, und frag ihn, ob er uns empfangen will!"

       Er stand auf und eilte davon. Die Andern zeigten sich mit dem,

       was ich getan hatte, einverstanden, und besonders Mohammed

       Emin freute sich darüber.

       Emin freute sich darüber.

       "Effendi," sagte er, "ich habe von den Bejat oft gehört. Sie leben

       mit den Dscherboa, Obeïde und Beni-Lam in immerwährendem

       Unfrieden, und darum werden sie uns nützlich sein. Dennoch

       aber wollen wir nicht sagen, daß wir Haddedihn sind; es ist

       besser, sie wissen es nicht."

       "Auch jetzt müssen wir vorsichtig sein, denn noch wissen wir

       nicht, ob der Khan uns freundlich aufnehmen wird. Holt die

       Pferde herbei, und legt euch die Waffen bereit, um für alle Fälle

       gerüstet zu sein!"

       Die Bejat schienen unsertwegen eine ungewöhnlich lange

       Beratung zu halten, denn ehe sie ein Lebenszeichen von sich

       gaben, war unser Lamm gebraten und auch verzehrt. Endlich

       hörten wir Schritte.

       Der Turkomane, welcher bei uns gewesen war, erschien mit

       noch drei Kameraden.

       "Herr," sagte er, "der Khan sendet mich. Ihr sollt zu ihm kommen

       und uns willkommen sein."

       "So geht voran, und führt uns!"

       Wir stiegen zu Pferde und folgten ihnen, die Gewehre in der

       Hand. Als wir die Waldecke hinter uns hatten, war von keinem

       Lagerplatze etwas zu bemerken; nachdem wir aber einen dichten

       Lagerplatze etwas zu bemerken; nachdem wir aber einen dichten

       Gebüschstreifen durchschnitten hatten, erreichten wir einen rings

       von Sträuchern eingefaßten Platz, auf dem ein mächtiges Feuer

       brannte. Dieser Lagerort war sehr gut gewählt, da er von außen

       her nicht leicht bemerkt werden konnte.

       Das Feuer diente nicht zum Erwärmen der Leute, sondern zur

       Bereitung des Nachtmahles. Zweihundert dunkle Gestalten lagen

       im Grase umher, und etwas abseits der flackernden Flamme saß

       der Khan, welcher sich bei unserm Erscheinen langsam erhob.

       Wir ritten hart an ihn heran und sprangen von den Pferden.

       "Friede sei mit dir!" grüßte ich ihn.

       "Mi newahet kjerdem - ich mache mein Kompliment!"

       antwortete er, indem er sich verbeugte.

       Das war persisch. Vielleicht wollte er mir damit beweisen, daß er

       wirklich ein Bejat sei, dessen Hauptstamm man in Khorassan

       suchen müsse. Der Perser ist der orientalische Franzose. Seine

       Sprache ist biegsam und wohlklingend, weshalb sie auch die

       Hofsprache der meisten asiatischen Fürsten geworden ist.

       Aber das höfliche, schmeichelnde und oft kriechende Wesen des

       Persers hat nie einen vorteilhaften Eindruck auf mich gemacht;

       die gerade, rauhe Ehrlichkeit des Arabers tat mir viel wohler.

       Auch die Andern waren aufgesprungen, und alle Hände

       streckten sich dienstfertig aus, um sich unserer Pferde zu

       streckten sich dienstfertig aus, um sich unserer Pferde zu

       bemächtigen; doch hielten wir die Zügel fest, da wir noch

       keineswegs wußten, ob dies gastfreundlich oder hinterlistig

       gemeint sei.

       "Gib ihnen immerhin die Pferde! Sie sollen für dieselben sorgen,"

       sagte der Khan.

       Ich wollte mir gleich Gewißheit verschaffen; darum fragte ich,

       nun auch in persischer Sprache:

       "Hesti irschad engiz - gewährst du uns Sicherheit (* Wörtlich:

       Bist du Sicherheit gewährend?)?"

       Er verneigte sich zustimmend und

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