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Es sind auch schon Leute aus der Halle verwiesen worden.“

      „Aber bestimmt noch nicht ein so hübsches Mädchen wie ich“, antwortete sie schnippisch und stolzierte hinter mir in das Innere der Arena.

      „Dort hinten rechts geht es in den Innenraum und da sind auch der Boxring und die Trainingseinrichtungen.“

      „Ich möchte aber nicht in den Innenraum, sondern in deine Kabine.“

      „Tut mir leid, da darf niemand außer dem Trainer hinein!“

      „Dann bleibe ich davor stehen“, sagte sie widerspenstig und aufmuckend.

      „Ich mache dir einen Vorschlag. Du kommst mit mir und fragst meinen Trainer wo du dich, möglichst in meiner Nähe, aufhalten darfst?“

      „Einverstanden!“

      Mein Trainer brach nicht gerade in Freudentränen aus, als er mich mit Monika begrüßte.

      „Möchtest du auch boxen“, fragte er Monika?

      „Wieso? Boxen hier auch Mädchen?“

      „Natürlich“, sagte er, „im Zuge der Gleichberechtigung gibt es immer mehr Mädchen die diesen Sport erlernen und betreiben möchten. Schau einfach mal zu und setz dich dort hinten neben dem Ring auf den schwarzen Stuhl. Das ist sonst mein Stuhl, heute gehört er dir.“

      „Danke“, sagte Moni und verschwand in der vorgegebenen Richtung.

      Bevor es in der Halle richtig losging, jagte mich mein Trainer erst einmal ein paar Runden zum Warmmachen auf den angrenzenden Sportplatz, paradoxerweise in die eisige Kälte.

      Anschließend durfte ich mich an einem Sandsack und mit Seilspringen austoben, bevor es endlich in den Ring ging. Hier nörgelte er heute an allem herum was ich tat. Ich wusste nicht ob es an mir oder an der mitgebrachten Monika lag.

      „Du steigst am Samstag zum ersten Mal in den Ring und dein Gegner ist nicht von Pappe, denn der hat von seinen fünf Kämpfen alle gewonnen und vier davon durch k.o. oder Abbruch. Du musst also überdurchschnittlich aufpassen, sonst ist deine Karriere bereits beendet, bevor sie richtig begonnen hat.“

      Ich nickte artig und versuchte alles besser zu machen. Mein Sparringspartner hatte schon etliche Runden mit wechselndem Erfolg im Ring gestanden und stellte, wenn man meinem Trainer glauben schenken konnte, in der Anlage meinen ersten Gegner dar. Da man im Training und auch in der Jugendklasse nur mit Schutzmaske kämpfen darf, gibt es nicht so viele Stellen, wo man ein k.o. erzielen kann! Dennoch verpasste ich ihm einen Leberhaken, der ihn auf die Knie zwang und anschließend den Kampf abbrechen ließ.

      „Den Schlag hättest du dir für Samstag aufheben sollen“, meinte mein Trainer, jetzt doch zufrieden lächelnd.

      „Habe ich Trainer“, sagte ich augenzwinkernd, „das ist mein Lieblingsschlag und damit beende ich auch am Samstag den Kampf.“

      „Dein Wort in Gottes Ohr.“

      Nach dem Training stellte ich mich völlig durchnässt von der anstrengenden Arbeit unter die Dusche und trat wieder fit wie ein Turnschuh nach draußen.

      Der Schneefall hatte wieder zugenommen und eisiger Wind schlug mir entgegen. Als sich meine Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten, sah ich ein Auto vor dem Haupteingang, das ich zuvor noch nie gesehen hatte. Von Monika weit und breit nichts zu sehen.

      Als ich mich gerade abwendete öffnete sich die Tür der Limousine und ein Mädchen sprang heraus, das mir sehr bekannt vorkam. Sie rannte auf mich zu und sprang mir um den Hals.

      Meine Babsi, mit der ich eigentlich insgeheim gerechnet hatte.

      Sie küsste mich, als würde morgen das Küssen verboten.

      In einer Atempause flüsterte sie aufgeregt an meinem Ohr:

      „Meine Eltern würden dich sehr gerne persönlich kennenlernen.“

      „Die kennen mich doch“, versuchte ich einzuwerfen.

      „Schon, aber nicht allein, sondern nur in der Gruppe in unserem Partykeller.“

      „Jetzt, und in dem Aufzug“, fragte ich ungläubig?

      „Das ist völlig egal wie du gekleidet bist und wie du aussiehst. Hauptsache du liebst mich noch.“

      „Und wie.“

      „Dann komm bitte mit.“

      Beim Einsteigen warf ich noch einen letzten Blick zurück in das Eingangsportal, konnte aber Monika nirgends erkennen und Babsi wollte ich nicht fragen ob sie hier herausgekommen war.

      Auch nachdem wir losfuhren versuchte ich noch einen Blick zu riskieren, aber sie blieb wie vom Erdboden verschluckt.

      Die Limousine wurde von einem Chauffeur mit schwarzer Mütze gesteuert. Schwarze, weiche Lederpolster drückten uns tief in die Sitze. Vor uns lief ein Fernseher und in der Mitte befand sich eine kleine Bar mit zwei Gläsern.

      „Was möchtest du trinken“, fragte mich Babsi?

      „Ein Glas Wasser, wenn es so etwas hier auch gibt.

      „Du kannst sogar Champagner oder Krimsekt bekommen wenn du willst“, lachte Babsi mir zu.

      „Um Himmels willen. Nach dem Training bin ich ausgepowert und vertrage nichts.“

      Schallend vernahm ich ihr glockenhelles Lachen und damit es der Fahrer nicht hörte, flüsterte sie mir zu:

      „Von ausgepowert habe ich vor zwei Tagen aber wenig bemerkt und da kamst du auch vom Training.“

      „Da hast du kleine Hexe auch mit allen Tricks nachgeholfen.“

      „Ich bin keine Hexe, sondern die liebe kleine Babsi, die ihren Dieter liebt.“

      Mit einem weiteren Kuss unterstrich sie demonstrativ ihre Aussage.

      Vor der Villa der Weinerts versuchte ein kleiner Schneepflug der Schneemassen Herr zu werden.

      „Mein Papa bei seinem Hobby, Schneefegen.“

      Babsi kicherte und winkte ihrem Papa beim Aussteigen fröhlich zu, um dann schnell im Haus zu verschwinden. Ich folgte ihr reichlich unbehaglich.

      Im Empfangsraum kam uns ihre Mutter entgegen und Babsi hakte sich bei mir ein und sagte:

      „Das ist mein Dieter, der Junge meiner Träume. Wir werden heiraten wenn wir aus der Schule sind.“

      „Na, na, na“, sagte ihre Mutter lachend und reichte mir ihre Hand, „ich glaube da haben wir noch ein paar Jahre Zeit.“

      „Du kannst deinen Schwiegersohn ruhig drücken“, flötete Babsi aufgekratzt und ausgelassen.

      „Babsi hat mir in der letzten Stunde seit wir wieder zu Hause sind so viel von dir erzählt, dass ich dich unbedingt sofort näher kennen lernen musste. Ich hoffe du nimmst uns nicht übel, dass wir dich so überfallen haben?“

      „Ich konnte nicht damit rechnen, sonst hätte ich ihnen ein paar Blumen mitgebracht“, antwortete ich schüchtern.

      Sie führte mich in den mir schon bekannten Wohnraum und bat mich Platz zu nehmen.

      „Dürfen wir dir ein Gläschen Sekt anbieten“, fragte sie oder verbietet das dein Sport?“

      „Wenn es bei einem Glas bleibt geht das schon in Ordnung. Ansonsten trinke ich nur Wasser!“

      Während sie sich an einer aus der Wand Herausfahrbahren Bar bemühte eine Flasche Sekt zu öffnen, betrat auch Babsis Papa den Raum.

      „Hallo Sportsfreund. Ich habe gehört Sie boxen?“

      „Es wäre nett wenn Sie mich duzen. Ja, ich boxe und habe am Samstag meinen ersten offiziellen Kampf. Vielleicht erlaubt es ihre Zeit...“

      „Versprochen. Das werde ich mir doch nicht nehmen lassen zu erscheinen, wenn der Freund meiner Tochter in den Ring steigt. Ist es denn ein gefährlicher

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