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dann auf dich aufpassen, wenn ich in der Schule bin?“, fragte sie entsetzt.

      Luna zuckte mit den Achseln.

      Etwa eine halbe Stunde vor acht klingelte es.

      „Mama?“, fragte Clema irritiert, als sie die Tür öffnete.

      „Hallo, Schatz! Wie geht es dir?“, fragte ihre Mutter.

      „Wer ist da, Mami?“, rief die Kleine von innen.

      „Oh, ist sie das? Darf ich reinkommen?“, hakte Salida nach. Clema seufzte, da sie sich bereits an ihr vorbei gedrückt hatte.

      „Hallo, meine Kleine! Na, du bist aber schon ganz groß geworden! Oh, Clema, sie sieht genauso aus wie du!“, stellte Salida entzückt fest.

      Clema nickte. „Höre ich öfter. Es ist ja wirklich nett, dass du dich – nach sechs Jahren – mal bei mir blicken lässt!“, meinte sie.

      „Ach, jetzt sei doch nicht so nachtragend!“, beschwerte Salida sich.

      „Naja, aber es ist eigentlich ein Segen, dass du gerade jetzt hier auftauchst!“, erklärte Clema.

      „Wieso? Es ist doch ganz natürlich, dass ich mein Enkelkind mal kennenlernen will!“, behauptete Salida.

      Clema nickte. „Na, wenn das so ist“, meinte sie und zog sich ihre Jacke an, „dann will ich deinem Glück nicht länger im Wege stehen. Ich muss jetzt nämlich zu einem Elterngespräch in der Grundschule. Es wäre schön, wenn du so lange auf die Kleine aufpassen könntest. Tschüss!“ Und schon war sie weg.

      „So, wenn wir jetzt vollständig sind, können wir ja anfangen“, meinte die Rektorin, als sie in ihrem Büro versammelt waren.

      „Wenn diese Person Ihre Tochter nicht im Griff hat, kann ich ja nichts dazu!“, behauptete Frederik. Das sah ihm ähnlich.

      „Ich habe meine Tochter sehr wohl im Griff!“, erwiderte Clema.

      „Ach ja? Dann haben Sie sie wohl darauf trainiert, meinen Sohn zu beißen, was? Haben Sie eigentlich auch nur irgendeine Ahnung, wie seine Schulter aussieht? Ich sage Ihnen jetzt mal was, Frau Malis, Ihre Tochter, das ist ein Monstrum!“, behauptete er.

      Clema erhob sich empört.

      „Na, na, na! Herr Zahnmeister, jetzt übertreiben Sie aber!“, mischte sich eine Stimme von hinten ein.

      „Herr Deroll, halten Sie sich bitte mal da raus!“, bat die Rektorin ihn. Dann wandte sie sich wieder den beiden Eltern zu.

      „Na, es wundert mich überhaupt nicht, dass Sie das Miststück verteidigen! Schließlich ist das Balg ja Ihre Tochter!“, behauptete Freddy.

      „Stimmt das, Herr Deroll?“, fragte die Direktorin erstaunt.

      Dellis schwieg.

      Clema auch.

      „Frau Malis“, wandte sie sich nun an sie, „stimmt das?“

      Clema seufzte. Dann schaute sie der Frau direkt in die Augen.

      „Ja“, sagte sie leise.

      Die Direktorin starrte Dellis an. „Und warum erfahre ich das erst jetzt? Herr Deroll, Sie kennen meine Prinzipien! Warum haben Sie mir das nicht gesagt?“, fuhr sie ihn aufgebracht an.

      Dellis schluckte. „Ich – ich kenne sie doch kaum. Ich wusste zwar, dass sie es ist – aber das Kind, ich meine, Luna – sie weiß doch nichts davon!“, erklärte er.

      „Aha. Und warum nicht?“, wollte die Rektorin wissen.

      Dellis seufzte.

      „Jetzt hören Sie mir mal zu, Herr Deroll – es hat schon mehrere Beschwerden über Sie gegeben! Und dass Sie mir das hier vorenthalten haben – nein, also wirklich! Jetzt reicht es! Wissen Sie was? Sie sind gefeuert! Raus! Gehen Sie! Ihre Klasse wird von heute an von jemand anderem unterrichtet!“, schrie die Rektorin und schmiss ihn raus.

      Er schaute sie geschockt an, erwiderte nichts und verließ das Büro.

      „Musste das sein?“, fragte Clema besorgt.

      „Ach, das? Das wollte ich schon lange mal machen. Und jetzt zu Ihnen Beiden! Wenn Ihre Kinder sich auch nur noch einmal streiten sollten, dann wird es fürchterlichen Ärger geben, haben wir uns da verstanden?“, fuhr sie Clema und Freddy an.

      Die Beiden nickten. Clema erhob sich. „Wenn Sie dann fertig sind? Ich gehe jetzt“, meinte sie und ging.

      Dellis stand noch – vollkommen fassungslos – vor der Tür.

      „Alles in Ordnung?“, fragte sie besorgt.

      Er nickte. „Ja – doch – schon“, murmelte er. Er war blass.

      Clema spürte, wie ihr Blut in Wallung geriet.

      „Dellis“, flüsterte sie fast schon, „es – es tut mir leid. Ich meine, dass ich – ich – du weißt schon.“

      Er nickte. „Dass du mich betrogen hast?“, fragte er und schaute sie direkt an.

      Sie schüttelte den Kopf. „Wir haben doch Schluss gemacht!“, protestierte sie unter Tränen.

      Er nickte. „Ich vergaß“, brummte er.

      Sie wollte ihn umarmen, aber er wandte sich ab.

      „Pass auf unser Kind auf“, sagte er noch, bevor er verschwand. Sie seufzte und machte sich auf den Heimweg.

      „Und? Wie war es?“, fragte ihre Mutter, als sie zu Hause ankam.

      „Nicht gut. Der Klassenlehrer meiner Tochter wurde gefeuert“, sagte sie, so neutral wie möglich. Sie musste ja nicht gleich alles verraten.

      „Was? Herr Deroll wurde gefeuert? Aber – aber – warum denn das?“, fragte Luna verzweifelt.

      Clema seufzte. „Ich weiß nicht recht. Irgendwie hatte die Rektorin es auf ihn abgesehen“, meinte sie.

      „Deroll? Dellis Deroll? Dein Freund ist Grundschullehrer?“, fragte Salida irritiert.

      Clema seufzte. „Er ist nicht mein Freund“, sagte sie bestimmt.

      „Nicht? Wann habt ihr euch denn getrennt?“, hakte Salida nach.

      „Wann warst du denn mit Herr Deroll zusammen?“, fragte Luna verwirrt.

      Clema starrte ihre Mutter an. Sie merkte es nicht.

      „Aber – wieso kann ich mich denn nicht daran erinnern?“, fragte sie weiter.

      Salida antwortete: „Aber Schatz, Dellis ist doch dein Vater!“

      Luna starrte Clema an. „Mama – stimmt das?“, fragte sie. Sie fühlte sich irgendwie komisch.

      Clema seufzte. „Mutter! Hatten wir uns nicht darauf geeinigt, dass es besser wäre“, sie verstummte und verzog nur ihr Gesicht, damit die Kleine nicht mitbekam, was sie sagen wollte.

      „Was wäre besser?“, wollte Luna aufgebracht wissen.

      Clema schluckte. „Das alles. Hör nicht auf meine Mutter. Sie ist alt. Viel zu alt. Geh! Mama, geh weg! Hau ab, ich will nicht, dass du noch weiter redest. Bitte, geh“, sagte sie matt.

      Salida raffte ihre Sachen eingeschnappt zusammen und verschwand durch die Tür.

      Luna schaute Clema noch immer herausfordernd an.

      „Ich möchte jetzt nicht mehr darüber reden“, erklärte sie, als sie den Blick ihrer Tochter bemerkte.

      „Aber“, wollte sie gerade protestieren, als Clema sie unterbrach:

      „Und wehe dir, du legst dich auch nur noch ein Mal mit Elias Zahnmeister an! Das nächste Mal, wenn er dich irgendwie beleidigt oder provoziert, dann ignorierst du ihn einfach, verstanden?“

      Luna schluckte. So wütend hatte sie ihre Mutter nur selten gesehen.

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