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nochmals kurz zurück zu meiner damaligen Situation als junger Abiturient. Die 15-monatige Bundeswehrzeit war für mich wie ein Moratorium. Während dieser Zeit konnte und musste ich nachdenken, viele Aspekte in meine Überlegungen einbeziehen und zuerst wichtige Erfahrungen machen. Dann aber kam eine Entscheidung ganz aus meinem Inneren, die sich später als tief fundiert herausstellte. Vordergründig wollte ich damals Lehrer werden, weil ich dem engen „Arbeitsreich“ meines Vaters entkommen wollte. Gleichzeitig war mir geistiges Wissen während der eigenen Gymnasialzeit viel wichtiger geworden als die Arbeit als Landwirt. Vor allem in dem Deutschlehrer in der Oberstufe hatte ich ein mit meinem Vater konkurrierendes Vorbild erhalten. Außerdem war ich sehr neugierig auf meine beiden Fächer, die ich für das Lehramtsstudium gewählt hatte: Physik und Religion – eine herausfordernde und zugleich höchst interessante Kombination.

      In der Tiefe ging es bei dem ganzen damaligen Konflikt für mich jedoch noch um eine andere Frage: Zwei wirklich fundamentale und archaische Werte konkurrierten in mir miteinander: Hoferbe und Landwirt zu werden und damit eine lang gehegte Sehnsucht in meinem Familiensystem zu erfüllen; oder als Pädagoge so etwas wie ein „geistiger Bauer“ zu werden, der Wissen und Werte sät, Jugendliche begeistert und sie auf ihrem Weg durch die Pubertät und hin zum Erwachsensein begleitet. Über ein Jahr lang kämpfte „es“ in mir, ich wurde von Schuldgefühlen gequält, die mich an die Scholle binden und mich nicht in die neue, unbekannte Welt des Wissens und der Pädagogik ziehen lassen wollten.

      Dann setzte sich offensichtlich die stärkere Stimme in mir durch und ich begann mit dem Studium.

      Unterstützung bekam ich von meinen Eltern nicht mehr. Jetzt war ich mir selbst überlassen. Ich musste meiner eigenen Kraft vertrauen, das Studium zu schaffen und danach eine Stelle als Lehrer zu bekommen – eine wirklich jahrelange existentielle Herausforderung für mich. Auch für meine damalige Situation gibt es heute genügend aktuelle Parallelen:

       Söhne, deren Eltern ein Unternehmen oder einen Handwerksbetrieb haben, wollen oft nicht in das Geschäft der Eltern einsteigen, sondern etwas ganz anderes machen – gegen den Willen ihrer Eltern.

       Kinder von Eltern mit Migrationshintergrund müssen sich im deutschen Schulsystem trotz Sprachschwierigkeiten durchbeißen, ohne dass ihnen ihre Eltern noch helfen können.

       Kinder von Handwerkern oder Arbeitern sollen als erste Generation eine höhere Bildung bekommen. Damit sind sie in einer ähnlichen Situation wie ich damals.

       Viele Abiturienten wissen nicht, was sie studieren sollen und müssen ebenfalls innere Kämpfe mit sich ausstehen. Daher reisen viele von ihnen erst einmal für einige Monate oder für ein ganzes Jahr ins Ausland, um sich selbst zu finden und zu erspüren, wo ihre wirklichen Stärken und Neigungen, auch beruflich, liegen könnten.

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