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ist ein ständig neu zu erstellendes Gleichgewicht (Homöostase) zwischen „Angreifern“, wie z. B. Viren, Bakterien, Pilzen oder auch Krebszellen, die jeder Mensch in sich trägt, und dem Immunsystem, das diese Fremdkörper abwehrt. Was passiert, wenn das Immunsystem diese Angreifer nicht erkennt, haben wir in der Corona-Pandemie gesehen. Das Immunsystem reagiert dann entweder gar nicht oder zu schwach, zu stark oder verkehrt. Daher gibt es die sehr unterschiedlichen Krankheitsverläufe. Deswegen muss das Immunsystem mit einer Impfung zielgenau trainiert werden. Der Mensch kann nur überleben, wenn das Immunsystem funktioniert. Das Immunsystem ist an nahezu allen Krankheiten beteiligt. Bei Allergien reagiert es zu stark, bei Autoimmunerkrankungen richtet es sich gegen den eigenen Körper und bei Infektionserkrankungen oder auch Krebs ist es zu schwach und kann die Viren, Bakterien, Pilze oder die entstehenden Krebszellen nicht hinreichend bekämpfen. Bei der AIDS Erkrankung ist das Immunsystem selbst durch den HIV-Virus angegriffen.

      Wenn man nicht genau definieren kann, was Gesundheit eigentlich ist, kann man sich dem Phänomen vom Mangel an Gesundheit, von Krankheiten und Krankheitsinterpretationen her nähern.

      2 Gesundheit und Krankheits­interpretationen

      Im Neuen Testament wird Krankheit ebenfalls vor dem Hintergrund der Beziehung des Menschen zu Gott gesehen. Wenn gesagt wird, dass der Engel des Herrn Herodes Agrippa schlägt, der dann, von Würmern zerfressen, stirbt (Apg 12,23), dass diejenigen, die den Herrn auf die Probe stellen, durch Schlangenbisse umkommen (1 Kor 10,9), dass Paulus ein Stachel ins Fleisch getrieben wird – ein Bote Satans, der ihn mit Fäusten schlagen soll –, damit er sich nicht überhebt (2 Kor 12,7), dann zielt das Interesse der Darstellungen auf die existenziellen Erfahrungen, welche mit Krankheiten verbunden sind. Rein natürliche Krankheitsursachen werden nicht angeführt, es fehlt eine objektivierend-wissenschaftliche Betrachtung. Ferner spielt die Annahme einer Besessenheit durch Dämonen eine bedeutsame Rolle. Umgekehrt wird Heilung auf göttliches Handeln und den Glauben des Menschen zurückgeführt.

      Nicht selten wird Krankheit als Folge der Sünde angesehen (Joh 5,14; 1 Kor 11,30 ff.), doch ist es dem Menschen verwehrt, eigenmächtig den Zusammenhang zwischen Sünde und Krankheit herzustellen (Joh 9,1–3). Krankheiten werden damit einer eindeutigen menschlichen Interpretation entzogen. Dem Betroffenen soll nicht zusätzlich die Last einer Schuld aufgebürdet werden. Hingegen dürfen sich die Gesunden nicht in der falschen Gewissheit wiegen, der Umkehr nicht zu bedürfen. Der Zusammenhang Sünde – Krankheit kann gegeben sein, eine eindeutige Aussage darüber ist aber dem Menschen verwehrt. Wichtiger als die Frage nach der Ursache ist die nach der finalen Bedeutung. Diese kann darin bestehen, dass die Herrlichkeit Gottes anhand von Heilungen offenbar wird (Joh 9,3), oder aber sie liegt – wie im Fall des Paulus – im „pädagogischen“ Bereich: Er soll sich wegen der an ihn ergangenen Offenbarungen nicht überheben (vgl. 2 Kor 12,7).

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