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to write and to become himself or herself, from the very process of learning to translate a given text.“ (Bellos 2013: 73) Im Prozess der Aneignung und kreativen Reproduktion von Queneaus poetischen Verfahrensweisen generieren die ‚zur Freiheit gezwungenen’ Übersetzer (Frank 1986: 1) neue Bilderwelten und werden selbst zu Schriftstellern.

      Mit Blick auf das Gesagte lässt sich resümierend festhalten, dass jede Exercices de style-Übersetzung durch das kreative Fortspinnen von Motiven und das Verschieben von Bedeutungsvektoren in der jeweiligen Zielsprache Anteil hat am unabschließbaren Prozess der poetischen „prolifération infinie“, wie sie von Queneau angestrebt wurde. Erst in ihren Übersetzungen, die immer auch individuelle, historisch markierte Fortschreibungen sind, entfalten die Stilübungen ihr eigentliches Potential zur unendlichen Vervielfachung.

      Der Vergleich der beiden deutschsprachigen Übersetzungen hat darüber hinaus gezeigt, dass sich zwischen den verschiedenen Exercices-Fassungen in einer Zielsprache ein komplexes Netz an Bezügen herausbildet: Mal wird die Erstübersetzung bzw. werden einzelne ihrer Aspekte von der Neuübersetzung intensiviert oder überboten (Maladroit, Métaphoriquement), mal übernimmt ein Übersetzer (bewusst oder unbewusst) Elemente seines Vorgängers und schreibt sie fort (Olfactif), mal wird die frühere Fassung durch die neue Lesart teilweise oder sogar vollständig revidiert (Sonnet), mal präsentiert sich eine Neuübersetzung als dezidierte Aktualisierung und Modernisierung (Paréchèses). Eine Analyse der im vorliegenden Beitrag nicht in den Blick genommenen Exercices-Übersetzungen von Ludwig Harig und Eugen Helmlé bzw. Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel würde diese Liste sicherlich um weitere Elemente ergänzen – und mit jede/r weitere/n ÜbersetzerIn würde der poetische Prozess unendlicher Vervielfachung fortgeführt.

      Bibliographie

      Verwendete Ausgaben von Raymond Queneaus Exercices de style und ihrer deutschen Übersetzungen

      Queneau, Raymond (1947): Exercices de style. Paris: Gallimard.

      Queneau, Raymond (2012): Exercices de style. Édition à tirage limité établie et présentée par Emmanuël Souchier. Paris: Gallimard.

      Harig, Ludwig / Helmlé, Eugen (1961/2007): Raymond Queneau: Stilübungen. Aus dem Französischen von Ludwig Harig und Eugen Helmlé. Mit einem Nachwort von Ludwig Harig. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

      Heibert, Frank / Schmidt-Henkel, Hinrich (2016a): Raymond Queneau: Stilübungen. Aus dem Französischen und mit einem Nachwort von Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel. Berlin: Suhrkamp.

       Weitere Quellen und Sekundärliteratur

      Arbex, Márcia (2010): „Les exercices de style brésiliens: Luiz Rezende lecteur de Raymond Queneau“. In: Synergies Brésil, No. spécial 2/2010, 119–126.

      Assises de la traduction littéraire (1986): „Les « Exercices de Style » de Raymond Queneau: Table ronde présidée par Jacques Roubaud, avec Alš Berger, Ludwig Harig, Eugen Helmlé, Jan Ivarsson, Achilleas Kyriakidis, Barbara Wright“. In: Actes des Troisièmes Assises de la traduction littéraire (Arles 1986): Arles: Actes Sud, 99–125.

      Bellos, David (2013): „The Artist on Her Trapeze: Barbara Wright’s 99 Variations on a Theme by Raymond Queneau“. In: Renouard, Madeleine / Kelly, Debra (eds.): Barbara Wright. Translation as Art. Champaign / London / Dublin: Dalkey Archive Press, 69–75.

      Enzensberger, Hans Magnus (1961): „Varieté am Abgrund: Zu: Raymond Queneau: Stilübungen. Autobus S“. In: Beiblatt zur Erstveröffentlichung der Übersetzung. Frankfurt am Main. Unpaginiert.

      Frank, Armin Paul (1986): „Wo Übersetzen Erfinden heißt: Vom Zwang zur übersetzerischen Freiheit“. In: Mitteilungsblatt für Dolmetscher und Übersetzer 3, 1–8.

      Harig, Ludwig (1961): „Raymond Queneau – übersetzt im Saarland. Die Stilübungen und ihre Schwierigkeiten“. In: Saarbrücker Zeitung, Nr. 110, 13. Mai. Wieder aufgenommen in: Ludwig Harig: Wer schreibt, der bleibt. Aufsätze und Reden (= Gesammelte Werke, Bd. 8). Hrsg. von Werner Jung. München 2004, 281–287.

      Harig, Ludwig (1971): „Spiel mit dem Stil: Zur Übersetzung von Texten Raymond Queneaus“. In: Saarheimat. Zeitschrift für Kultur, Landschaft, Volkstum, Nr. 15/1971, 222–226.

      Harig, Ludwig (1990/2007): „Auf dem pataphysischen Hochseil. Zur Übersetzung der Stilübungen von Raymond Queneau“ [Erstmals veröffentlicht in der Neuausgabe von 1990, wieder aufgenommen in die Ausgabe von 2007]. In: Raymond Queneau: Stilübungen. Aus dem Französischen von Ludwig Harig und Eugen Helmlé. Mit einem Nachwort von Ludwig Harig. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 161–168.

      Heibert, Frank / Schmidt-Henkel, Hinrich (2016b): „Spielerisch und subversiv: Das befreiende Lachen über erfüllte und übererfüllte Regeln. Nachwort des Übersetzers“. In: Raymond Queneau: Stilübungen. Aus dem Französischen und mit einem Nachwort von Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel. Berlin: Suhrkamp, 195–207.

      Heibert, Frank / Schmidt-Henkel, Hinrich (2016c): „Mein anderes Ich. Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel über gefährliche Lektüren, kunstvoll zerknüllte Sätze und das Bedürfnis nach einem frischen Hemd“. Interview: Alex Rühle und Christopher Schmidt. Süddeutsche Zeitung, Nr. 169, 23./24. Juli 2016, 18.

      Humboldt, Wilhelm von (1820): „Ueber das vergleichende Sprachstudium in Beziehung auf die verschiedenen Epochen der Sprachentwicklung“. In: Wilhelm von Humboldts Gesammelte Schriften (1905), Bd. 4. Hrsg. von Albert Leitzmann und der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften. Berlin: Behr, 1–34.

      Puff-Trojan, Andreas (2016): „Stilübungen. Sprachartistik von Raymond Queneau“. ORF, 19. Juni 2016. In: http://oe1.orf.at/artikel/442615 [letzter Abruf am 30. August 2016].

      Reichert, Klaus (1976): „Lesbarkeit oder Erhaltung der Komplexität? Thesen zur Praxis des Übersetzens“. In: Ders. (2003): Die unendliche Aufgabe. Zum Übersetzen. München: Edition Akzente. Carl Hanser Verlag, 63–77.

      Wright, Barbara (1958/2009): “Preface” (1958). In: Raymond Queneau: Exercises in Style. Translated by Barbara Wright. New York: New Directions, 9–16.

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