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Das gefallene Imperium 10: Um jeden Preis. Stefan Burban
Читать онлайн.Название Das gefallene Imperium 10: Um jeden Preis
Год выпуска 0
isbn 9783864028045
Автор произведения Stefan Burban
Жанр Языкознание
Серия Das gefallene Imperium
Издательство Bookwire
»Sind Sie sicher, dass das der einzige Weg ist, Walsh?«
Die Frau drehte sich um. »Wenn Sie keinen Kampf riskieren wollen, dann ja. Das System wimmelt vor Hinradyraumern.«
Sorokin wechselte einen langen Blick mit seinem XO, bis dieser die Achseln zuckte. »Wir können auch nach Hause fliegen.«
Die halb im Scherz gemachte Bemerkung rief unterdrücktes Prusten unter der Brückenbesatzung hervor. Sorokin rief die Männer und Frauen nach einigen Augenblicken mit einem strengen Blick zur Ordnung. »Ich wünschte, das wäre möglich«, erwiderte er. »Ich wünschte wirklich, das wäre möglich.« Er stieß einen Schwall Luft aus, bevor er sich erneut Walsh zuwandte. »Wir machen es so. Bringen Sie uns rein.«
»Aye, Sir«, bestätigte die Navigatorin und wandte sich abermals ihrer Station zu. Die Sevastopol nahm Fahrt auf und die nächsten Stunden wurden zum Spießrutenlauf. Walsh tat alles in ihrer Macht Stehende und griff auf jeden Trick, jede Kriegslist und jede Täuschung zurück, die sie im hintersten Winkel ihres Hirns ausgraben konnte, um die Annäherung der Sevastopol zu verschleiern.
Der Angriffskreuzer umrundete mehrere Monde und sogar einen der Planeten in einer derart engen Umlaufbahn, dass die Panzerung durch die Reibung bereits zu glühen anfing. Walsh nutzte sogar den Schweif eines Kometen als Deckung, der zufällig das System passierte. Der Anflug dauerte gut und gerne fünfzehn Stunden. Die Sevastopol kam schließlich in den ausgehöhlten Trümmern eines Schwarmschiffes zum Stehen, das hier während der erbitterten Kämpfe vor so vielen Jahren zerstört worden war.
Die Zerstörung dieses Schiffes war einer der wenigen Erfolge gewesen, die die Drizil beim Rückzug aus Tau’irin errungen hatten. Der Nefraltiri war dabei getötet worden. Aus diesem Grund hatten die Hinrady keinerlei Interesse mehr an dem Schiff. Es trieb zwischen dem dritten und vierten Planeten als Teil eines großen Trümmerfelds aus mindestens zweihundert Schiffen dahin. Erneut bewies Walsh ihr intuitives Geschick an der Navigation, als sie die Sevastopol durch eine der größeren Breschen in der Außenhülle steuerte, ohne den scharfkantigen Rändern auch nur nahe zu kommen.
»Commodore Sorokin«, erhob sie das Wort. »Geschwindigkeit bei annähernd null. Manövriertriebwerke werden eingesetzt, um uns an Ort und Stelle zu halten.«
»Sehr gut gemacht, Lieutenant«, lobte der Commodore. An seinen XO gewandt, fügte er hinzu: »Lassen Sie mal sehen, was wir hier haben. Aber nur passive Sensoren.«
Koroljow nickte. Wenn man nur auf eingehende Signale angewiesen war, dauerte das Ganze natürlich länger als mit aktiven Sensoren. Die Wahrscheinlichkeit, entdeckt zu werden, war jedoch erheblich geringer.
Zunächst erhielten sie lediglich die bereits bekannten erhöhten Energie- und Strahlungswerte. Dann jedoch runzelte Koroljow die Stirn. »Erste Echtzeitbilder kommen herein«, informierte er seinen Kommandanten. Der XO hatte kaum ausgesprochen, da wurden auf dem Hologramm mehrere Aufnahmen des dritten Planeten eingeblendet. Sorokin beugte sich unwillkürlich vor.
»Heiliger Strohsack!«, staunte er.
Koroljow stützte sich auf die linke Lehne des Kommandosessels, während auch er die Aufnahmen mit kundigem Blick betrachtete. Er nickte langsam. »Es befinden sich mindestens drei voll ausgerüstete Jägerbasen in der Umlaufbahn des Planeten. Der Größe nach zu urteilen, könnte jede von ihnen tausend Kampfmaschinen in die Schlacht schicken. Außerdem orten wir allein in unmittelbarer Nähe von Tau’irin III fünf Geschwader Hinradyjagdkreuzer. Die beschützen da was. Definitiv.«
Ein weiteres Bild wurde eingespeist und sowohl Sorokin als auch sein XO sogen kollektiv die Luft ein. Das Bild zeigte den Nordpol des Planeten. Von der Oberfläche ging ein Energiestrahl aus, der problemlos die Sevastopol und vermutlich auch einen Dreadnought hätte verschlucken können. Der Strahl war durchgängig und wurde durch geothermale Energie gespeist. Die Nefraltiri hatten den Kern des Planeten angebohrt, um eine nahezu unerschöpfliche Energiequelle für ihren Obelisken zu erhalten.
Sorokin schüttelte leicht den Kopf. »Wie haben wir die Nefraltiri je schlagen und zurücktreiben können, ein Volk, das zu etwas Derartigem imstande ist?«
»Wir hatten richtig Schwein«, meinte Koroljow.
»Vermutlich«, antwortete der Commodore. Er räusperte sich. »Also gut. Wir haben unsere Mission erfüllt. Zeit zu verschwinden.«
»Mir soll’s recht sein«, gab der XO sein Einverständnis bekannt.
»Feindannäherung«, zischte der taktische Offizier der Sevastopol plötzlich. »Vier Schiffe, nähern sich auf unterschiedlichen Vektoren.«
»Sensoren aus!«, befahl Sorokin knapp. »Alle Energie auf Minimalleistung herunterfahren.«
Die Männer und Frauen der Sevastopol beeilten sich, der Forderung ihres Kommandanten nachzukommen. Bereits wenige Sekunden später hätte der Angriffskreuzer genauso gut ein Schwarzes Loch im All sein können.
Sorokin starrte angestrengt durch das Brückenfenster. Die Sevastopol befand sich in einer Position, von der aus er einen guten Blick durch die Gefechtsschäden des Schwarmschiffes hinaus ins All hatte.
Ein Jagdkreuzer kam in Sicht. Das Feindschiff wirkte aus der Nähe sogar noch bedrohlicher. Es erschien wie ein Hai, der durch Blut im Wasser Witterung aufgenommen hatte. Der Hinradykreuzer verringerte seine Geschwindigkeit und verharrte abwartend in der Nähe des Schwarmschiffes.
Sorokin hatte momentan keine Sensoren zur Verfügung, aber auch so war ihm durchaus klar, dass die feindliche Besatzung im Augenblick die Umgebung einem intensiven Scan unterzog. Er hoffte nur, das Metall, aus dem das Schwarmschiff bestand, würde ihnen einen gewissen Schutz bieten. Es handelte sich um ein Mineral, das weder Menschen noch Drizil kannten und das über gewisse energiedämpfende Eigenschaften verfügte. Sorokin betete inständig, es würde reichen.
»Ich frage mich, was die misstrauisch gemacht hat«, wollte sein XO wissen.
»Ihre Sensoren waren schon immer leistungsfähiger als unsere«, entgegnete Sorokin, ohne den Blick von dem Feindschiff zu nehmen. »Vielleicht haben sie unsere Antriebssignatur aufgefangen.« Die Minuten dehnten sich schier endlos. Sorokin knirschte unbewusst mit den Zähnen.
Na los! Mach schon! Flieg weiter!, beschwor er immer wieder den feindlichen Kommandanten in Gedanken. Ein zweiter Jagdkreuzer kam oberhalb des ersten in Sicht. Sorokin hielt unbewusst den Atem an. Doch dann nahmen beide wieder langsam Fahrt auf und glitten in entgegengesetzte Richtungen davon. Sorokin stieß erleichtert den Atem aus und die Brückenbesatzung atmete kollektiv auf.
In diesem Moment schnitten die ersten Energiestrahlen durch die zertrümmerte Außenhülle des Schwarmschiffes. Ohne dessen Schutz wäre die Sevastopol wohl augenblicklich zerstört worden. Doch auch so war der angerichtete Schaden verheerend.
Ein Dutzend Warnungen zuckten über Sorokins taktisches Hologramm. Jede einzelne davon forderte seine unbedingte und sofortige Aufmerksamkeit.
»Volle Energie auf Antrieb und Waffen!«, schrie der Commodore. »Walsh, bringen Sie uns hier raus, zum Teufel!«
Die Finger der Navigatorin tanzten über ihre Tastatur. Das Licht auf der Brücke wurde schlagartig heller, als alle wichtigen Systeme erneut mit Energie beschickt wurden. Es ging jedoch sogleich wieder aus und die rote Gefechtsbeleuchtung setzte ein, damit die Offiziere die Bildschirme besser lesen konnten.
Die Frontbewaffnung der Sevastopol feuerte in Flugrichtung und vergrößerte die Bresche in der Außenhülle des Schwarmschiffes. Der Angriffskreuzer machte einen Satz, als die Antriebsaggregate aufflammten, und schoss durch die Öffnung hinaus ins All. Praktisch von der ersten Sekunde an stand das terranisch-republikanische Schiff unter schwerem Beschuss.
Die Sevastopol wich nach steuerbord aus und entging damit knapp einer Salve, die sehr wohl das Ende des Angriffskreuzers hätte bedeuten können. Die Energiestrahlen hinterließen Brandspuren und sogar tiefe Kerben an der Panzerung.
Der