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eine hab ich noch nie gesehen.«

      »Vergiss es. Bevor ich bei dir in der Praxis lande, leg ich mich lieber bei Klessel auf den Tisch«, murrte sie und verschwand vorsichtshalber zwischen den Reihen.

      Endlich hatte Steinböck Zeit, sich umzusehen. Emils Bedenken, dass nicht genügend Zuschauer kommen würden, erwiesen sich als unbegründet. Die Halle war voll. Selbst Sabine Husup war anwesend, und eine Reihe hinter ihm saß Huong.

      Als Ferdel Bruchmayer mit einem Mikro in der Hand das Spielfeld betrat, sackte die Stimmung deutlich ab und einzelne Buh-Rufe waren zu hören. Ferdel Bruchmayer, Staatssekretär im bayerischen Wirtschaftsministerium und Steinböcks Intimfeind, war alles andere als beliebt, schon gar nicht bei der Münchner Mordkommission. Zumindest schaffte er es, die offizielle Eröffnung des Turniers ohne Peinlichkeiten durchzuführen, und dafür gab es sogar verhaltenen Beifall. Dieser brauste auf, als die beiden Mannschaften einrollten. Hasleitner und Husup schwenkten ein Bettlaken, auf dem »Emil Mayer Basketball-Gott« stand.

      Das Match wogte über die gesamte Spielzeit hin und her, und die Deutschen verloren schließlich denkbar knapp mit einem Punkt. Emil Mayer wurde zum Spieler des Tages gewählt. Tamara aus der Kantine und der Berliner standen nebeneinander und applaudierten ihm frenetisch.

      »Jetzt sage noch einer, dass Sport nicht Völker verbindend ist«, spottete Steinböck, als er das ungleiche Paar entdeckte.

      *

      Gegen Abend war der Mann endlich wiedergekommen. Ein intensiver Geruch nach Knoblauch eilte ihm voraus. Wenigstens erlaubte er ihr, auf die Toilette zu gehen. Es war erniedrigend. Er ließ sie keinen Moment aus den Augen. Sie wusste, dass er unter seiner Maske grinste, während er im Türrahmen des kleinen Klos stand und sie beobachtete. Sie wandte ihren Blick von ihm ab und betrachtete die Wände. Diese waren mit Blech ausgeschlagen. Es fühlte sich kalt an, als sie sich daran abstützte.

      »Beeil dich«, knurrte er. »Er gleich kommen.« Dann schob er sie brutal zurück zur Matratze, wo er sie mit einem neuen Kabelbinder an einer Metallstange festband.

      »Könnte ich etwas zu essen haben?«, bettelte sie.

      »Nein, er meint, du sonst alles vollkotzen.«

      »Bitte, wenigstens Wasser.«

      Er zögerte und verschwand im Nebenraum. Seine Schritte klangen seltsam hohl und blechern, als wenn der ganze Raum mit Metall gesichert wäre.

      Er kam mit einer halb vollen Mineralwasserflasche zurück und hielt sie ihr an den Mund. Mit gierigen Zügen trank die junge Frau, verschluckte sich und begann zu husten. Er warf die leere Flasche in die Ecke und wischte ihr mit seinem Ärmel das Wasser von Gesicht und Hals. Schwer atmend fuhr er mit der Hand weiter über ihre Brust und suchte den Ausschnitt ihres Pullovers. Bevor sie schreien konnte, erklang ein lautes Pochen an der Tür.

      Der Mann erhob sich unwillig. »Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.«

      Das Klopfen verstummte und die Tür wurde geöffnet.

      »Hast du ihr die Augen verbunden?«, hörte sie eine zweite Männerstimme fragen.

      »Ich werde gleich machen.«

      »Gut, gib mir noch eine Minute, ich muss etwas essen«, erklärte der Neue.

      Ihr Entführer kam zurück und stülpte ihr einen Einkaufsbeutel aus Stoff über den Kopf. Für eine Weile hörte sie nur sein Keuchen. Kurz darauf nahm sie auch die Anwesenheit des zweiten Mannes wahr. Ein intensiver Geruch nach Lebkuchen ging von ihm aus, den sie selbst durch die Stofftasche riechen konnte.

      »Was wollen Sie von mir?«

      »Nur ein paar Fragen«, antwortete er sanft. Sie spürte, wie der Ärmel ihres Pullovers hochgeschoben wurde.

      »Was machen Sie?«, schrie sie angsterfüllt.

      »Wir wollen, dass du uns die Wahrheit sagst. Dafür gibt es hier ein wunderbares Mittel. Ich habe keine Lust, erst deine Lügen zu überprüfen.«

      In diesem Moment spürte sie einen Stich in ihrer Armbeuge, der wenig später von einem unangenehmen Brennen begleitet wurde.

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