Аннотация

Vertreibung aus dem Paradies umfasst 5 Erzählungen, die den (unfreiwilligen) Abschied von der Kindheit gemein haben. Christa Müller beschreibt dieses Erleben in unterschiedlichen Altersstufen.
Als Candida elf Jahre alt war, fragte sie ihre Mutter: Wenn du sieben Jahre Unglück haben müsstest und gefragt würdest, wann willst du sie haben: als Kind – oder nachher? Was würdest du antworten? Ich weiß nicht, sagte Maria. Ich würde sie als Kind nehmen, sagte Candida, dann hat man sie hinter sich.

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Als Gagarin die Erde umkreiste, war Helga, meine Schwester, vierzehneinhalb, ich dreizehn. Wir standen mit angehaltenem Atem vor dem flimmernden Bildschirm hinter der Schaufensterscheibe, und Gagarin war uns der nächste Mensch, geliebt wie keiner. Helga machte am Abend eine Zeichnung, an die ich mich gut erinnere: In einem tiefen Himmel durchquert ein Reiter den Raum zwischen Erde und Sonne. Mähne und Schweif des Pferdes, der Schopf des Reitenden und die Sonnenkorona lodern. An diesem Tag ließen sich unsere Eltern scheiden. Das Zusammenfallen der Daten wurde mir viel später bewusst.
Vier Erzählungen von Christa Müller: Auf Erden, Die Schande, Berührung mit dem Tau, Holderstrauch

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Fast unmerklich haben sich die Rollen vertauscht: Jetzt ist es der Sohn, der den schwereren Ruckack trägt und größer und stärker ist als die Mutter. Unmissverständlich sind die Zeichen, die auf Veränderungen deuten. Eine gemeinsame Wanderung im rumänischen Hochgebirge bestätigt es: Die Loslösung des Sohnes hat begonnen. Und ist es an ihr, der Mutter, ihn freizugeben aus der engen Bindung, die ihr Schutz war gegen Ängste und Einsamkeiten. Sie glaubt, keine Furcht zu haben vor dem Moment, in dem der Sohn beginnen würde, Wege zu gehen, die ihn von ihr wegführen. Aber später dann, im Alltag, erlebt sie die Trennung voller Konflikte und Verletzungen. Und brüchig geworden ist auch ihre frühere Sicherheit, die sie solange trug, wie sie eigene Lebenswünsche verleugnete. Sie wehrt sich, wenn wieder Rücksicht von ihr verlangt wird und Einsicht im Namen der Vernunft und der Verantwortung. Sie übt: sie trainiert den Ungehorsam.

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Erzählt wird, ausgehend von Elsas Tod ihr Leben, das vielfältig verknüpft ist mit den Leben und Schicksalen der älteren Generation und, über die Erzählerin, mit dem der Tochter und der Enkel. Der Augenblick des Todes wird für Elsa identisch mit dem Moment der Befreiung und des Glücks. Die harte Arbeit des Erinnerns, die ihre Tochter geleistet hat, geht über das Beschreiben des Gewesenen hinaus. Sie schafft einen geschlossenen Raum, in dem sich innen und außen begegnen. Tango ohne Männer ist ein bemerkenswertes Buch.
(Waltraud Lewin in Berliner LeseZeichen, Ausgabe 4/99 (c) Edition Luisenstadt, 1999)