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als Vater und Ehemann tun sollte. Der Hintergrund der Erfahrung dieses Patienten ist die Entwicklung der Kontakte des Kindes im heutigen Patienten: Wie hat er im Lauf der Jahre die Fähigkeiten ausgeübt, in engen Beziehungen zu introjizieren, projizieren, retroflektieren (siehe unten: Beschreibung der Bereiche), wie stand das Übergeben für eine gescheiterte oder resiliente Kontaktmodalität und welche körperliche Unterstützung (Atmung, Beherrschung des Zwerchfells usw.) erfährt er noch immer im Bewusstsein seines Körpers?

      Die GestalttherapeutIn braucht Werkzeuge, um die Ko-Kreation der therapeutischen Kontaktgrenze zu bewerkstelligen. Außerdem braucht sie eine Landkarte, die es ihr ermöglicht, eine Richtung in der Entwicklung der PatientIn zu finden, wie sie sich in der klinischen Evidenz und damit im Behandlungssetting präsentiert. Sowohl die tatsächliche Evidenz im Kontakt als auch der Entwicklungsprozess haben mit dem gestalttherapeutischen Prinzip der kreativen Anpassung zu tun. Wir müssen also beschreiben, wie sich die kreative Anpassung des Patienten mit der Zeit in signifikanten Beziehungen entwickelt hat. Für uns ist es hilfreich abzuschätzen, nicht ob die PatientIn bestimmte Ziele erreicht hat, sondern wie sie die Kontaktintentionalität durch kreative Anpassung an schwierige Situationen erfüllt hat. Wir interessieren uns für den körperlichen Prozess, mit dessen Hilfe sie die Kontaktintentionalitäten und ihre entwicklungsbezogene Kontextualisierung erfüllt. Wir könnten es auch so formulieren: Wir interessieren uns für die »Musik«, die aus den kreativen Entscheidungen entsteht. Diese Entscheidungen trifft die PatientIn vor einem erlebnisorientierten Hintergrund, der sich mithilfe einer Entwicklungslandkarte deuten lässt.1

      In der Gestalttherapie sind die Kontaktintentionalität und ihre Erfüllung durch kreative Anpassung der Leitfaden zur Arbeit mit dem körperlichen Prozess. Die Gegenseitige Synchronisierung, auf die Winnicott (1974), Odgen (1989), Fogel (1992; 1993) und Beebe et al. (1992) bereits in ihren Modellen der interaktiven Regulierung bei Säuglingen hingewiesen haben, ist für uns ein wichtiges Beobachtungskriterium, sowohl bei der Beschäftigung mit dem Hintergrund als auch in dem Moment, in dem wir unsere Aufmerksamkeit auf die Figur des therapeutischen Kontaktes richten. Wir erkennen uns selbst im Kontakt mit dem/der anderen, das Selbst ist ein Kontaktprozess (siehe Spagnuolo Lobb 2005a), der an der Grenze entsteht: Man entdeckt sich selbst im Kontakt mit dem/der anderen wieder. Umgekehrt deckt sich die Blockade der Entwicklung mit einer Blockade des körperlichen Prozesses, was immer eine Verminderung (oder einen Verlust) von Sensibilität (des Mit-allen-Sinnen-anwesend-Seins) und damit eine verminderte Fähigkeit impliziert, sich auf den/die andere(n) einzustellen.

      Die Entwicklung der Bereiche ist immer ein Prozess der Selbstregulation des Organismus-/Umwelt-Kontaktes: Die Fähigkeit zu introjizieren entwickelt sich zum Beispiel mit mehr oder weniger Angst auf der Grundlage der Unterstützung, die man im Kontakt mit der Umwelt bekommt. Jeder Bereich kann innerhalb eines Erfahrungskontinuums erlebt werden, das von vollem Kontakt bis zur Desensibilisierung reicht.

      In einem Podiumsgespräch mit Elisabeth Fivaz2 (mit der meine Gruppe in fruchtbarem Dialog über die »Gestaltdimensionen« im Rahmen des Lausanne Trilogue Play steht), hatten wir den Fall eines 18 Monate alten Kindes, des Protagonisten eines Anschauungsfilms, das eine offensichtliche Spannung zwischen seinen Eltern »löste«, indem es sie zum Singen brachte: Es war zum Dirigenten geworden, der die Energien des Feldes harmonisierte, die miteinander in Konflikt gestanden hatten. Obwohl es eine Rolle spielte, die ihm eigentlich nicht zukam (sich um die Eltern zu kümmern), hat dieses Kind eine entzückende Harmonie entstehen lassen, bei der alle miteinander im Einklang standen. Von der Warte der Entwicklungstheorien aus betrachtet ist dieses Verhalten des Kindes »atypisch« und seinem Alter nicht angemessen: Man kann es nicht als »gesund« oder »typisch« ansehen, wenn ein Kind als Therapeut seiner Eltern fungiert. In der Gestalttherapie gilt dieses Verhalten als angebracht und kreativ, da es dem Kind erlaubt, nicht nur seine Kontaktintentionalität gegenüber seinen Eltern zu erfüllen (es erreicht sie, es ist erfolgreich), sondern auch eine Lösung zu finden, mit der sich alle besser fühlen (die Eltern sind glücklich und bewegt, sie sehen die Schönheit in der Geste ihres Sohnes).

      Es ist offensichtlich, dass die Lösung des Kindes weder das Problem zwischen den Eltern behebt noch die einzige, unveränderliche Reaktion auf Spannungssituationen bleiben wird. Doch sie löst das Problem, das in diesem Moment im phänomenologischen Feld entstanden war, und gibt dem Kind auf diese Weise eine wichtige Bestätigung für sein Wachstum. In dem Maße, in dem die beteiligten Personen (die Eltern und weitere Zeugen) sensibel sind und den Versuch des Kindes wahrnehmen, ein Problem kreativ zu lösen, wird sich das Kind anerkannt fühlen. Es wird in der Lage sein, die Gestalt abzuschließen (es wird in dieser Beziehung keine unfertige Angelegenheit entwickeln) und wird in Zukunft frei sein, andere Entscheidungen zu treffen. Sollte sich das Verhalten jedoch häufiger wiederholen, wäre das ein Zeichen für Desensibilisierung: Das Kind würde es ohne die Lebendigkeit des spontanen Kontakts ausführen, und genau das wäre das Problem, nicht das Verhalten selbst.

      Wie angemessen die Lösung ist, die das Kind findet, wird anhand eines ästhetischen Kriteriums beurteilt, das vor allem körperlichem Erleben innewohnt: Es ist der strahlende Körper des Kindes und der Körper der Eltern, aktiviert durch eine erfreuliche Überraschung, die unser diagnostisches Kriterium ausmachen, keine im Vorhinein festgelegten Kriterien außerhalb des körperlichen Erlebens. Bei der Ausübung unseres Berufs als Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen ist es nicht hilfreich, wenn wir im Sinne vorab formulierter Stadien oder Normen denken, an denen wir das körperliche Erleben des Kindes messen. Zu beurteilen, wie das Kind die gegebene Situation im Hinblick auf eine Anerkennung und Unterstützung seiner kreativen Anpassung organisiert, ist jedoch sehr hilfreich.

      Die wichtigsten Studien zur Entwicklungstheorie in der Gestalttherapie stammen von Wheeler (2000b), McConville (1995), Wheeler / McConville (2002) und Oaklander (1988), während sich die Texte von Smith (1985b), Kepner (1993) und Frank (2001) mit der Rolle der körperlichen Prozesse während einer Therapiesitzung beschäftigen. Meiner Ansicht nach ergänzen sich all diese Ansätze. Ruella Frank fasst z. B. in Theorien zusammen, was sie aus Laura Perls klinischer Arbeit und von anderen bewegungsorientierten Ansätzen gelernt hat, und hat ein Modell der Entwicklung des impliziten Beziehungswissens geschaffen, des In-Kontakt-Seins des Kindes als Körper in Bewegung (man könnte es auch ein Modell der Entwicklung der Es-Funktion des Selbst nennen).

      Wheeler und McConville erinnern an die Notwendigkeit eines entwicklungsorientierten Modells, das das unitäre beziehungsorientierte Wesen der Entwicklung und damit das Kind und die Umwelt – mit einem Wort: das Feld – in Betracht zieht.3

      Die GestalttherapeutIn braucht einen »somatischen und beziehungsorientierten ästhetischen Geist« statt einer epigenetischen Landkarte oder eines in Phasen unterteilten Entwicklungsschemas. Um unserer Diagnose und unserer Intervention eine Richtung geben zu können, müssen wir im Körper und in den Worten der PatientIn die Entwicklung der Kontaktprozesse nachvollziehen. Um zu verstehen, welche Frische und Lebendigkeit noch in ihnen enthalten sind, brauchen wir keine Reifephasen. Die therapeutische Sprache muss von der »Vernunft des Leibes« der PatientIn ausgehen, um es mit Nietzsche zu sagen, wie sie im Körper der TherapeutIn widerhallt.

      3. Die gestalttherapeutische Landkarte der polyphonen Entwicklung von Bereichen

      Ich bin der Ansicht, dass zwei Errungenschaften der modernen Entwicklungstheorien in die Entwicklungsperspektive der Gestalttherapie integriert werden müssen: das Prinzip der »Repräsentationen generalisierter Interaktionen« (Representations of Generalized Interactions, RGI) und die Idee der polyphonen Entwicklung. Die RGIs (Stern 1985; Kuhn 1962; Fogel 1992; Beebe / Lachmann 2002, 100) stellen dar, wie ein Kind »Formen des Zusammenseins mit …« und nicht einzelne Verhaltensweisen lernt, deren Ziel die Erfüllung seiner Bedürfnisse ist. Stern et al. (1998a, 1998b) und Beebe / Lachmann (2002) gehen von der repräsentativen symbolischen Ebene (explizit) und der Wahrnehmungs-Handlungs-Ebene (implizit) als grundlegende Bereiche aus, die sich im Laufe des Lebens eines Menschen herausbilden. Die gestalttherapeutischen Kontaktmodalitäten (Introjektion, Konfluenz, Projektion usw.) stellen unsere hermeneutische Kategorie des Being-with dar, unsere Bereiche, die Kompetenzen des Selbst-in-Kontakt mit der Umwelt. In der gestalttherapeutischen Epistemologie würde es keinen Sinn ergeben, von einem Bereich des expliziten oder impliziten Beziehungswissens

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