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ich dir noch unseren Keller zeigen!"

      Ja, Klaus, den hast du auf dem Foto auch schon sehen dürfen. Jetzt war ich zum ersten Mal an diesem späten Nachmittag überhaupt nicht mehr geschockt sondern nur noch beeindruckt. Dieses riesige, in einem Rahmen aufgehängte, Spinnennetz beherrscht den auch sonst äußerst bizarr eingerichteten Raum. Bei einem Glas Sekt entsteht nun die Idee für den etwas anderen Geburtstag. Und das anschließende Fotoshooting bereitet mir auf einmal richtig Freude.“

      *

      Auch wenn Ankes Bericht dazu beiträgt, dass ich vieles klarer sehe, wühlt er einiges an Gefühlen in mir auf. Ich habe mit allem gerechnet, aber dass sie sich in solch einem verruchten Outfit sogar am Ende wohl fühlt oder einfach die Tatsache, sich heute für jeden sichtbar in solch auffälligen Stiefeln in die Innenstadt zu wagen, habe ich in meinen kühnsten Träumen niemals für möglich gehalten.

      Aber übertroffen wird dies alles durch das unglaubliche Doppelleben meiner als eher solide eingeschätzten Mitarbeiterin Frau Forster, die sich jetzt sogar noch als eine alte Freundin meiner Frau erweist. Ja, Michaela Forster benimmt sich nicht nur wie eine Spinne - sie ist eine! Das Netz, das sie bisher schon gesponnen hat, ist so perfekt eingefädelt, dass sogar wir beide völlig unabhängig von einander immer mehr in ihren Einfluss geraten.

      Das beunruhigt mich. Aber es erregt mich auch! Je mehr ich mich in meine Gedanken verstricke, desto deutlicher sehe ich plötzlich diese Lady als fiese Spinne direkt zwischen uns hier an diesem kleinen Cafétisch stehen. Unglaubliche hohe schwarz glänzende Lackstiefel mit Wahnsinnsabsätzen reichen ihr fast bis zu ihrer blank rasierten Möse und ihre erregten Nippel schauen aus zwei der vielen Öffnungen eines knallroten Riemenbodys, der sich wie ein Spinnennetz eng an ihren makellosen Körper anschmiegt.

      "Huhu Klaus! Wo bist du gerade?"

      "Entschuldige Anke, deine unglaubliche Geschichte hat mich ein wenig aus der Bahn geworfen."

      "Kann ich gut verstehen! Mir geht es wahrscheinlich nicht viel anders. Auch ich bin ein wenig durcheinander. Alleine, dass ich mich getraut habe, mir solche Stiefel zu kaufen, damit mit der S-Bahn in die Stadt rein zu fahren und hier aufzutauchen ist schon irre. Das Unglaubliche ist aber die Tatsache, dass ich mich so gekleidet auf einmal richtig wohl fühle!"

      "Diese tollen Overknees hast du dir alleine gekauft?"

      "Nein! Michaela steckt schon mit dahinter. Sie kennt hier einen guten Fetischladen, in dem sie eine gerne gesehene Stammkundin ist. Und da hat sie mich vor einer Woche mit reingeschleppt."

      "Irgendwie macht mir diese "Spinnenlady" im Augenblick Angst. Ich hatte gerade, bevor du mich ansprachst, das Bild klar vor Augen, dass die Forster in einem Spinnenkostüm aus Lederbändern und in Stiefeln unmittelbar in diesem Moment hier zwischen uns steht und wir ihr ausgeliefert sind!"

      "Deine Angst ist gerade heute völlig unbegründet, glaube es mir! Michaela liebt es zwar, die Fäden in der Hand zu haben, aber momentan begleitet sie ihren Mann zu einem Ärztekongress. Und heute Abend werden die beiden dort in ihrem schnieken Hotel sicher ihren Spaß haben. Michaela wollte auf jeden Fall eine Extratasche packen. Übrigens für uns beide hat sie auch noch ein kleines Geschenk!"

      Damit greift Anke in ihre Handtasche und hält mit einem Griff einen Schlüssel in der Hand.

      "Ein Schlüsselbund?"

      "Ja, mit ihm kommen wir durch ein Eisentor in ihren Garten und über eine Außentreppe in ihr einzigartiges Kellerreich. Sekt ist schon kalt gestellt und in dem angrenzenden Nachbarzimmer ist für uns ein Bett für die Nacht frisch bezogen."

      "Ich soll mit dir heute in diesen Keller und dann noch im Haus der Forster übernachten? Bedenke bitte, dass das eine Angestellte von mir ist! Darf ich vielleicht auch noch ein Wörtchen mitreden?"

      Ich spüre wie sehr mich diese unerwartete Information aufwühlt, ja sogar aufregt, und habe Mühe, meine Stimme im Zaum zu halten.

      "Klaus, ich habe gedacht du freust dich über mein Geburtstagsgeschenk!"

      Innerhalb weniger Sekunden hat sich Ankes Stimmung schlagartig geändert.

      "Du geilst dich wahrscheinlich schon monatelang an diesen bizarren Stiefelweibern auf deinen Fotos auf, ich bin nicht sauer, sondern gebe dir die Chance deine Fantasien jetzt wahr werden zu lassen und dann reagierst du so? Ich kann jetzt aber auch sofort hier am Tisch diese Stiefel ein für alle Mal ausziehen, auf Strümpfen ins Schuhgeschäft nebenan laufen und mir ein Paar Turnschuhe kaufen!"

      Eigentlich ist Anke ein sehr ausgeglichener Mensch. Nur wenn sie einmal auf Touren ist, dann kennt sie so schnell kein Erbarmen. Ich habe keine andere Chance, als ihre Hand zu nehmen, mich zu entschuldigen, ihr mitzuteilen, dass das alles etwas explosionsartig über mich hereingebrochen ist, dass ich sie für das, was heute mit mir passiert besonders liebe und natürlich dass ich sie auf keinen Fall in Turnschuhen sehen möchte. Selbstverständlich bin ich erleichtert, dass sich meine Bemühungen schon kurz darauf als erfolgreich erweisen.

      Nur mir selbst wird erst viel später klar, dass ich schon längst wieder mitten in diesem perfekt inszenierten Spiel dieser Spinne gefangen bin. Auch wenn ich dieses ‚Tier in Stiefeln’ nicht sehen kann, ich fühle immer wieder aufs Neue, dass sie irgendwie anwesend sein muss und alles, aber auch ganz besonders mich, unter Kontrolle hält!

      "Okay Klaus, ich gebe dir eine einzige Chance! Diese Stiefel trage ich nur unter der Bedingung weiter an meinen Füßen, dass du dich mir ab jetzt für den verbleibenden Tag vollständig unterordnest. Das heißt, was ich dir sage gilt und wird gemacht! Nimm diesen Bierdeckel und schreibe einen Satz darauf, der mir klar zeigt, dass du meine Bedingungen annimmst!"

      Nun hat sie mich endgültig in die Knie gezwungen und die Spielregeln für den weiteren Tag sind eindeutig. Ich hole also meinen Kugelschreiber aus der Jacke und schreibe folgenden Satz auf: ‚Alles, was meine Herrin Anke heute von mir verlangt und mit mir vorhat, nehme ich bedingungslos an!’

      Mit einem siegessicheren Grinsen nimmt Anke den nun auch unterschriebenen Bierdeckel entgegen und lässt ihn gleich in ihrer Handtasche verschwinden.

      "Weil du das so brav gemacht hast, darfst du dir auch ein Codewort aussuchen. Ich denke Fotoordner passt!"

      Ich hätte mir gewünscht, nachdem ich mich so brav untergeordnet habe, dass einer ihrer Stiefel mich noch einmal, wie zuvor schon erlebt, in Glücksgefühle versetzt oder sie mir irgendeine andere bezaubernde Geilheit zukommen lässt, aber Anke hat anderes im Sinn. So bekomme ich auch gleich in aller Deutlichkeit zu spüren, auf was ich mich da alles eingelassen habe.

      Es folgt der nächste Volltreffer von ihr: "Während ich mich noch ein wenig frisch mache, zahlst du und dann gehen wir shoppen!"

      Schon steht sie auf, dreht sich um und verschwindet in Richtung WC. Nur ist dies plötzlich für jeden im Café hörbar. Die Art und Weise wie ihre Heels den Steinboden bearbeiten, entspricht fast zu hundert Prozent dem, was die Forster heute morgen bei mir im Büro aufgeführt hat. Auch ihr süßer, in dieser knackigen Jeans verpackter Arsch, der perfekt mit jedem Schritt beeindruckend in Szene gesetzt wird, hat mich schon lange nicht mehr in solche Begeisterung versetzt, wie hier in Verbindung mit diesen extrem geilen Stiefeln.

      Für meine Stimmung ist dieses kurze Highlight wohl richtig gut, und was bleibt mir anderes übrig, als alles möglichst positiv zu betrachten. Und so sehe ich mich nun als den beneidenswerten Typen, der das Glück hat, mit solch einer umwerfend gut aussehenden Frau in diesem Augenblick einkaufen gehen zu dürfen.

      *

      Es dauert schon einige Minuten, bis ich schließlich an der Seite meiner Herrin Anke das Café verlasse. Sie hat die Zeit genutzt, sich etwas stärker nachzuschminken und strahlt so, wie sie nun über die Einkaufsstraße läuft, einen beeindruckenden Stolz und jede Menge Entschlossenheit aus. Natürlich sind ihre extravaganten, oberschenkelhohen Stiefel, die von ihr nicht einfach getragen sondern vielmehr präsentiert werden, der Ausgangspunkt für all die anerkennenden und viel sagenden Blicke, die man ihr entgegenbringt.

      Ich dagegen tapse eher wie ein Dackel neben ihr her. Wenn ich nur einen geringen Anteil von ihrer Sicherheit in diesem

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