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Krankenhaus – bedacht? Inwiefern beschäftigt sich die Personalwissenschaft mit der sozialen Beziehungsdimension zwischen Mitarbeiter und Vorgesetzten bzw. zwischen Mitarbeiter und Unternehmen? Wo kommt damit der Mensch in seinem Menschsein in den Blick, mit seinen sozialen Bedürfnissen, mit der Frage nach Sinn? Mit welchen Intentionen und Zielsetzungen wird der Beziehungswirklichkeit Rechnung getragen? In welcher Weise kommen die Teilwirklichkeiten von Beziehung, Personalität und Communialität, zur Geltung?

      Die Betrachtung dieser wirtschaftlichen Anstöße ist – wie schon dargelegt – fokussiert auf den Ansatz des Strategischen Human Resource Managements nach OECHSLER, angewendet auf den Krankenhausbereich. Hierbei ist es sinnvoll, zunächst Ansatzpunkte zum Verständnis des „Mitarbeiters“ in der Personalwissenschaft zu thematisieren, die zu einem Strategischen Personalmanagement53 hinführen. Der SHRM-Ansatz wird sodann zunächst grundlegend erläutert, bevor die verschiedenen Elemente des SHRM-Ansatzes ausgeführt werden. Die Bedeutung der Beziehungswirklichkeit zeigt sich anschließend beim strukturierten Durchgang durch die Kernelemente des Strategischen Human Resource Managements und den dazugehörigen Human-Resource-Kreislauf zeigen. Die an verschiedenen Stellen zu Tage tretende Relevanz der Beziehungsdimension wird in einem letzten Schritt für die weitere Untersuchung zusammengefasst.

      53 Die Begriffe „Strategisches Human Resource Management“ und „Strategisches Personalmanagement“ werden im Folgenden synonym verwendet.

      1. Ansatzpunkte zum Verständnis des „Mitarbeiters“ in der Personalwissenschaft

      Die Personalwissenschaft und Personalarbeit hat seit ihrem Entstehen als Teildisziplin der Betriebswirtschaftslehre vielfältige Entwicklungen durchlebt. Es zeigt sich eine Tendenz, die von einer rein administrativ verstandenen Personalverwaltung hin zu weiter reichenden Ansätzen der Personalarbeit führt. Im Zuge dieser Entwicklung lassen sich verschiedene Ansatzpunkte zum Verständnis des Mitarbeiters identifizieren, die auch für den Krankenhausbereich heute relevant sind. Eine hervorgehobene Rolle spielt hierbei der Ansatz des „Human Resource Managements“ (HRM), der in Verknüpfung mit der strategischen Unternehmensplanung zum Modell des „Strategischen Human Resource Managements“ (SHRM) ausgebaut wurde. Entscheidend – gerade auch für den Beziehungsaspekt – ist die hierbei gewonnene Bedeutung des Mitarbeiters im Konzept des SHRM: wurde Personal anfänglich als unselbständige und passiv agierende Arbeitskraft verstanden, so entwickelte sich zunehmend die Vorstellung vom Mitarbeiter als „Strategischem Erfolgspotential“ eines Unternehmens. Im Folgenden sollen Grundzüge der Entstehung des Human-Resource-Gedankens und seine Verbindung mit strategischen Fragestellungen im Unternehmen betrachtet werden. Daran anschließend wird mit dem Ansatz des Strategischen Human Resource Managements von Walter A. OECHSLER ein konkretes Konzept aus dem Bereich des Strategischen Personalmanagements vorgestellt.

      1.1 „Human Resource Management“

      Ein erster wichtiger Entwicklungsschritt auf dem Weg hin zu der heutigen Sicht des Mitarbeiters zeigt sich in der Entstehung und dem Verständnis des Human Resource Managements (HRM), das eine wichtige Voraussetzung bildet für den Ansatz des Strategischen Human Resource Managements. Im Vergleich zur klassischen Personalverwaltung zeigen sich im HRM deutliche Unterschiede und Neuansätze. Besonders in der Sicht des Mitarbeiters als Vermögensanlage ist das Proprium des Human-Resource-Gedankens zu erkennen.

      1.1.1 Wurzeln des HRM: Scientific Management und Human-Relations-Bewegung

      Für die Entstehung der heutigen Personallehre sind verschiedene geschichtliche Faktoren und Theorieansätze von Bedeutung.54 Zunächst lässt sich feststellen, dass sich die Personalwirtschaftslehre aus den Anforderungen der Praxis heraus entwickelte und erst im Nachhinein auch theoretisch bearbeitet wurde: In seinen Anfängen entstand das Personalwesen als praktische Antwort der Unternehmer auf die sich im 19. Jahrhundert vollziehende Industrialisierung. Eigenständige Personalabteilungen entstanden, um die zunehmend komplexer werdenden Aufgaben des Personaleinsatzes zu lösen und dabei eine maximale ökonomische Effizienz zu erreichen. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Fragen der Personalarbeit begann hieran anschließend Anfang des 20. Jahrhunderts. Bedeutsam für das Verständnis des später entstehenden Human Resource Managements sind vor allem zwei unterschiedliche Denkschulen, die in den USA den Beginn der Personalwissenschaft geprägt haben: das Scientific Management und die Human-Relations-Bewegung.

      Die erste wichtige Denkschule, das Scientific Management (bzw. „Wissenschaftliche Betriebsführung“ oder „Taylorismus“)55, setzte es sich zur Aufgabe, die offensichtliche Ineffizienz der bis dato praktizierten Arbeitsorganisation zu beseitigen. Durch genaue Arbeits- und Zeitstudien, systematische Schulung der Arbeiter und Aufteilung der Produktionsabläufe in arbeitsteilige Schritte bis hin zur Fließbandfertigung sollte die Arbeitsleistung gesteigert werden. Die durch diese Rationalisierungen ermöglichten Gewinne sollten sich sowohl in einer höheren Kapitalrentabilität niederschlagen als auch zu Lohnerhöhungen führen und so zu einer Verbesserung des allgemeinen Wohlstandes. Man vertrat die Ansicht, dass der Mensch sich im industriellen Produktionsprozess der Technik unterzuordnen, ja selber wie eine Maschine zu funktionieren habe. Der Anreiz zur Leistungserbringung wurde allein in der Lohnzahlung gesehen. Das tayloristische System musste sich vorwerfen lassen, es entwürdige durch diese Sichtweise und Behandlung den Menschen, lasse ihn unter menschenunwürdigen Umständen arbeiten und raube ihm die persönliche Autonomie.

      Als zweites Basiskonzept der entstehenden Personalwissenschaft entwickelte sich die Human-Relations-Bewegung56. Diese sozialwissenschaftlich fundierte Managementtheorie hatte ausgehend von den so genannten „Hawthorne Experimenten“57, in denen der Einfluss von psychologischen und gruppenpsychologischen Bedingungen auf die Arbeitsleistung untersucht wurde, festgestellt, dass die Arbeitsleistung nicht (nur) von den objektiven Arbeitsbedingungen abhängt, sondern davon, wie die Arbeiter behandelt werden. Der Human-Relations-Ansatz stellt so den Menschen mit seinen sozialpsychologischen Bedürfnissen und Motiven ins Zentrum seines Forschungsinteresses. Die Bedeutung der Beziehungsrealität kommt dabei deutlich zum Tragen. Doch auch hier steht nach wie vor die Erhöhung der Unternehmensproduktivität im Mittelpunkt, doch wird, um diese Ziel zu erreichen, die Qualität der sozioemotionalen Beziehungen betont, z.B. zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten. In der Folge muss der Manager vor allem über soziale und weniger über technische Fertigkeiten verfügen. Die Human-Relations-Bewegung hat – gerade in der Gegenbewegung zur einseitigen Lohnfixierung der Wissenschaftlichen Betriebsführung – den Weg eröffnet für den Einbezug sozialpsychologischer und verhaltenswissenschaftlicher Theorien in die Personalwissenschaft. Auch die Human-Relations-Bewegung wurde mit verschiedenen kritischen Anfragen konfrontiert. So wurde angemerkt, dass die Human-Relations-Bewegung in die Gefahr einer einseitigen Psychologisierung der Arbeitswelt gerate, wenn sie z.B. in ihren Analysen die gesellschaftlichen Bedingungen, Herrschafts- und Konfliktbeziehungen ausklammere. Des Weiteren ist anzumerken, dass die Human-Relations-Bewegung die tayloristische Arbeitsgestaltung keineswegs prinzipiell in Frage stellte – indem lediglich der Umgang mit den Arbeitern revidiert wurde, erweiterte sich vielmehr das Methodenarsenal der schon im Scientific Management zum Ausdruck gekommenen Rationalisierungsbewegung.

      Die Ansätze des Scientific Managements und der Human-Relations-Bewegung sind wichtige Voraussetzungen für das Verständnis des im Folgenden aufzuzeigenden Konzepts des Human Resource Managements.

      1.1.2 Zentraler Ausgangspunkt des HRM: der Mitarbeiter als Vermögensanlage

      Im Ansatz des Human Resource Managements58 zeigen sich „neue Einsichten in den produktiven Faktor menschlicher Arbeitsleistung“59. Es wird ein entscheidender Perspektivenwechsel in der Betrachtung der menschlichen Arbeitskraft vorgenommen. Nachdem Arbeit klassischerweise als Kostenfaktor gesehen wurde, der als solcher als Aufwandsposten in der Gewinn- und Verlustrechnung erscheint und durch personalwirtschaftliches Handeln zu minimieren ist, wird nun Arbeit gemeinsam mit anderen Ressourcen eines Unternehmens

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