ТОП просматриваемых книг сайта:
Israel als Urgeheimnis Gottes?. Lukasz Strzyz-Steinert
Читать онлайн.Название Israel als Urgeheimnis Gottes?
Год выпуска 0
isbn 9783429064075
Автор произведения Lukasz Strzyz-Steinert
Жанр Документальная литература
Серия Bonner dogmatische Studien
Издательство Bookwire
1 I.J. YUVAL, Zwei Völker, 33f.
2 Eine kompakte Übersicht im ersten Kapitel des jüngsten Dokumentes der KOMMISSION FÜR DIE RELIGIÖSEN BEZIEHUNGEN ZUM JUDENTUM, „Denn unwiderruflich…“, Nr. 1–13.
3 Ein ausgewogene und prägnante Standortbestimmung des christlich-jüdischen Dialogs findet sich in: W. KASPER, Katholische Kirche, 418–425. Eine Billanz der offenen theologischen Fragen im christlich-jüdischen Dialog in: K. KOCH, Theologische Fragen und Perspektiven.
4 JOHANNES PAUL II., Ansprache an die Vertreter der Juden im Dommuseum in Mainz, 102–105, hier 104. Als dritte Dimension des Dialogs wird in der Ansprache der gemeinsame Einsatz für den Frieden und die Gerechtigkeit in der Welt genannt.
5 Einige Beispiele für diese Tendenzen in: P. PETZEL, Christ sein, 95f; F.-W. MARQUARDT, Das christliche Bekenntnis, 93.; J. RATZINGER, Die Vielfalt der Religionen, 14; E. ZENGER, Am Fuß des Sinai, 23, 29f; DERS., Das Erste Testament, 30.
6 Vgl. J. RATZINGER, Gott und die Welt, 126f.
7 M.A. FAHEY, Foreword, in: TH.F. O’MEARA, Erich Przywara, S.J., XI.
8 Vgl. A.H. FRIEDLANDER, Leo Baeck, 192–197.
9 K. KOCH, Radiointerview Den Leibrock Christi.
10 J.L. NARVAJA, Introduzione, in: E. PRZYWARA, L’idea d’Europa, 52.
11 Ebd., 52f.
12 J. RATZINGER, Erich Przywaras Alterswerk, 220.
13 B. GERTZ, Glaubenswelt.
14 A. STOCK, Einheit, 160–162.
15 E.-M. FABER, Kirche 154–159, 316–319.
16 Angesichts der Tatsache, dass Przywara in seinen Schriften die biblischen Sigla nicht kursiv schreibt, wird diese Schreibweise in der vorliegenden Arbeit übernommen. Auf diese Weise soll eine harmonische Lektüre des ganzen Textes, der viele Zitate aus Przywaras Werk beinhaltet, erleichtert werden.
17 M. ZECHMEISTER, Gottes-Nacht, 46.
18 H. GREIVE, Theologie und Ideologie, 116.
19 Vgl. P.S. PETERSON, Erich Przywara.
20 Wortwörtlich: „one recent attempt to discredit Przywara“ (J.R. BETZ, Translator’s Introduction, in: E. PRZYWARA, Analogia Entis. Metaphysics: Original Structure, 25, Anm. 75).
21 P.S. PETERSON, Once again, 149.
22 Ebd., 162. Zur von P.S. Peterson vertretenen These vom „katholischen Faschismus“ siehe R. FABER, „Die Kirche ist der Staat 284–298.
23 Die Äußerung Przywaras langjähriger Sekretärin und Begleiterin Sigrid Müller (unter dem Pseudonym Gustav Wilhelmy), dass Przywara 1934 zum Internationalen Philosophen Kongress vom NS-Regime entsandt wurde, „obwohl die Lexika der NS-Zeit ihn bereits als den gefährlichsten Exponenten des kämpferischen Katholizismus charakterisierten“ (G. WILHELMY, Vita, 18), wird man unter dieser Hinsicht lesen müssen. So werden auch Przywaras Ausführungen zum Thema Reich, Abendland und Europa, als theologisch innovativ (vgl. J.L. NARVAJA, Introduzione), oder als ein lobenswerter Versuch der Auseinandersetzung mit der NS-Ideologie dargestellt (vgl. V. KAPP, Das christliche Abendland, 161–180). Über dieselben Gedankengänge, die Przywara noch bis in die 60er Jahre wiederholte, heißt es aber auch: „Deutlicher konnte das hierarchische Denkmodell der katholischen Reichsideologie in ihren eigenen Epigonentum nicht ad absurdum geführt werden“ (K. BREUNING, Die Vision, 299).
24 Siehe auch P.S. PETERSON, Anti-Modernism; DERS., The Early Hans Urs von Balthasar, bes. 11–22 u. 185–214.
25 Nach der Fertigstellung meiner Arbeit fand diese Debatte tatsächlich ihre Fortsetzung. In: A. PIDEL, Erich Przywara, wird Peterson mangelnde Differenzierung und unzulängliche Hermeneutik im Umgang mit Przywaras Texten vorgeworfen. Durch nuancierte Lektüre von Przywaras umstrittenen Aussagen meint Pidel Petersons Thesen widerlegen und ihn als einen gewieften Opponenten der faschistischen Ideologie darstellen zu können. Auch J. Negel geht auf Petersons ersten Artikel ein und bemängelt, dass Peterson einen diachronischen Lektüreansatz verweigert, was dazu führt, dass er Przywara als einen typischen Vertreter „der sogenannten ‚Konservativen Revolution‘ der 1920er und 30er Jahre“ darstellt. „Petersons Text, der Przywara schon vom Ansatz her kaum gerecht werden kann, durchzieht ein denunziatorischer Ton, der ärgerlich ist“, fügt Negel hinzu (J. NEGEL, Nichts ist wirklicher, 223, Anm. 136). Daraufhin meldet sich wieder Peterson zu Wort (P.S. PETERSON, A third time) und bekräftigt seine These durch weitere Bespiele von Przywaras Zitaten, durch die er die Affinität zum faschistischen und nationalsozialistischen Gedankengut zweifellos zu belegen glaubt. Pidel und Betz wirft er apologische Absichten, die die dunkle zeitgeschichtliche Realität ausklammern wollen, vor (bes. ebd., 203, Anm. 3). Gegen Negel verteidigt er die historisch-kritische Richtigkeit seines synchronischen Ansatzes (vgl. ebd., 208f, Anm. 15). Als besonders desavouierend betrachtet Peterson Przywaras Korrespondenz mit Carl Schmitt. Sein Fazit über Przywara und die ganze katholische theologische und religionsphilosophische Produktion aus dieser Epoche: “Perhaps something can be redeemed from the older works of the 1920s, 1930s and 1940s. On the whole, however, much of this philosophy of religion (and legal theory) is simply an expression of the intellectual world of fascism“ (ebd., 239, Anm. 127). Mein Fazit über diese so wichtige Debatte: Es ist bedauerlich, dass der denunziatorische Eifer hier so bestimmend wird; eine redliche Auseinandersetzung wird dadurch nicht erleichtert. Peterson legt den Finger in viele Wunden, die aber konsequent und behutsam behandelt werden müssen. So korrespondiert Przywara z.B. in dieser Zeit nicht nur mit C. Schmitt, sondern auch mit L. Baeck und J. Taubes. Wie erklärt sich diese Widersprüchlichkeit (siehe dazu z.B. unter 1.3 in meiner Arbeit)? Seine Polemik gegen die Idee der Humanität der Aufklärung und sein Bestehen auf den „qualitativen Unterschiede[n]“ zwischen Geschlechtern und Völkern (vgl. ebd., 221) hängen zusammen mit seiner Vision von „Juden und Heiden“ als einer in Alterität existierenden Menschheit (siehe dazu z.B. 2.4.4 in vorliegender Arbeit). Natürlich haben diese Gedankengänge ihre Schwächen und können zur Begründung von falschen Ideologien missbraucht werden – aber die Probleme liegen viel tiefer, als es Petersons polemische Artikel erahnen lassen. Hoffentlich können die Ergebnisse meiner Arbeit zu einer konstruktiven Debatte beitragen.
26 CH. KÖSTERS, Katholische Kirche, 26.
1. Erich Przywara – der Denker und seine Welt1
Die Welt, in der Erich Przywara lebte, wirkte und dachte, war eine Welt der Brüche und Gegensätze. Der Grundimpetus von Przywaras Denken ist die Suche nach dem Einen, in dem das Vielfältige und Widersprüchliche begründet ist. Dieser Einheitsgrund ist das rechte Verhältnis, in dem alles zueinander steht. Da Erich Przywaras philosophisch-theologisches Werk und seine Existenz „wie kaum bei einem zweiten Theologen“1 seiner Epoche zusammengehören, ist auch seine Beschäftigung mit dem Jüdischen und dem christlich-jüdischen Verhältnis ohne die enge Verschlingung mit seiner Zeit und Umwelt, wie auch ohne Przywaras eigenwilliger Persönlichkeit, nicht zu verstehen. Die symbolischen Orte, die für Erich Przywaras Welt und seine eigene existenzielle Verortung stehen, sowie die Koordinaten seines Denkens seien nun skizziert.
1.1 Welt der Brüche und Gegensätze
1.1.1 Gegensätzliche Geburtserde
Dem oberschlesischen Industriebezirk, in dem „alle Gegensätze sich schnitten“2, verdankte Erich Przywara seine erste und damit für die weitere Entwicklung grundlegende Formung. Am 12. Oktober 1889 in Kattowitz geboren, wurde Przywara von Kindesbeinen an mit einer Stadt konfrontiert, die symptomatisch für die Gegensätze und Widersprüche seiner