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Zensur im Dienst des Priesterbildes. Jessica Scheiper
Читать онлайн.Название Zensur im Dienst des Priesterbildes
Год выпуска 0
isbn 9783429064198
Автор произведения Jessica Scheiper
Жанр Документальная литература
Серия Forschungen zur Kirchenrechtswissenschaft
Издательство Bookwire
Auch die April/Mai-Ausgabe der Mitteilungen für Seelsorge und Laienarbeit im Bistum Limburg widmete sich besonders dem Priestermangel und machte in diesem Kontext besonders auf den bald erscheinenden Priesterberuf aufmerksam. Zwar handelte es sich um keine eigene und einzelne Buchbesprechung im engeren Sinne, doch warb sie innerhalb des Artikels „Zu wenig Priester!“751 für das Buch und auch für die HK. Unter der Überschrift „Wie sie Priester wurden“ habe die kürzlich erschienene Ausgabe der HK eine Vorbesprechung des Priesterberufes gebracht.752 621 Theologen hätten an der wissenschaftlichen Umfrage zu den „äußeren und inneren Faktoren des werdenden Priesterberufs“753 teilgenommen.
„Als wertvolle Ergänzung der ausführlichen Abhandlung über die Untersuchungsergebnisse, die in diesem Buch zusammengetragen sind, enthält das gleiche Heft der Herder-Korrespondenz eine soziographische Beilage mit wertvollem Zahlenmaterial über Priester und Priesternachwuchs in den Ländern der Welt und in den deutschen Diözesen. Auf beide Arbeiten sei nachdrücklich hingewiesen.“754
2.3.1.3.3 „Kölner Pastoralblatt“
Eine weitere Rezension hatte der Bonner Pastoraltheologe Anton Stonner angefertigt. Seine Rezension hätte in der Sonderausgabe zum Thema Priesterberuf des Kölner Pastoralblattes im August 1955 erscheinen sollen. In einem Brief vom 5. Juli 1955 schrieb Stonner an Bettschart, er habe die Besprechung bereits an die Redaktion des Pastoralblattes geschickt.755 Zusammen mit dem Titel von Crottogini wollte er noch eine weitere Veröffentlichung amerikanischer Berufungsgeschichten besprechen.756 In diesem Brief erwähnte er keine inhaltlichen Details seiner Rezension, doch wurde seine grundsätzlich positive Bewertung von Crottoginis Arbeit deutlich. So schrieb er, er sei von Crottoginis Schlussworten überzeugt: Man müsse nur an den Idealismus der Jugend glauben, ihn finden und zu wecken wissen. „Gerade Crottoginis Buch mit den konkreten Schilderungen zeigt die wundersamen Wege auf, die Gottes Vorsehung bei der Weckung der Priesterberufe geht. Ich schicke Ihnen das Heft mit dem Aufsatz, sobald es in meinen Händen ist, zu.“757
Dieses Versprechen konnte Stonner aber nicht einhalten, denn die Besprechung in dieser ursprünglichen Form ging nie in Druck. In der entsprechenden Ausgabe des „Kölner Pastoralblattes“ veröffentlichte er zwar schließlich eine zweiteilige Besprechung der Arbeit des Amerikaners George Kane. 758 Crottoginis Titel fand aber keine Berücksichtigung mehr. Auf wessen Betreiben diese Änderung erfolgte, muss offen bleiben.759
2.3.1.3.4 „Archives de sociologie des religions“
Die letzte veröffentlichte Rezension zu Crottoginis Priesterberuf erschien mit einiger Verzögerung erst 1957.760 In der ersten Ausgabe der damals halbjährlich erscheinenden Zeitschrift Archives de sociologie des religions veröffentlichte der Chefredakteur, Theologe und Soziologe Henri Desroche eine Besprechung.761 Die eher kurze Buchbesprechung führte den Leser in die Vorgehensweise Crottoginis ein und bot einen knappen inhaltlichen Überblick über die einzelnen Kapitel.762 Etwas umfangreicher beschrieb er Crottoginis Ergebnisse; sein Schwerpunkt lag damit ebenfalls auf dem Kapitel des Zusammenwirkens der Faktoren. Konkret bezeichnete Desroche den erarbeiteten Fragebogen und die Auswertung als „komplex und anregend“763. Als Fachkundiger regte er am Ende an, bei der Auswertung der Ergebnisse vielleicht noch detaillierter vorzugehen. Dieses angezeigte Desiderat änderte jedoch nichts an seiner grundsätzlichen Bewertung von Crottoginis Studie als mutig und seriös.764
2.3.2 Konsequenzen
Von all diesen Rezensionen war es die in der HK, die schließlich am meisten Aufsehen erregte und Wirbel verursachte. Crottogini war sich sicher und gab das auch später in Interviews an, mit ihr habe das Publikationsverbot seinen Anfang genommen. Nach dieser Besprechung habe der Benziger-Verlag einen Anruf aus Köln bekommen. Der Generalvikar von Josef Kardinal Frings765, Joseph Teusch766, habe vom Verlag verlangt, das Buch nicht zu veröffentlichen, weil „es das Priesterbild des einfachen Volkes erschüttern würde.“767
Mit Blick auf den zeitgeschichtlichen Rahmen, in dem der Priesterberuf veröffentlicht werden sollte, verwundert die Reaktion des Generalvikars nur bedingt. Der Einfluss und die Macht der Kirche hatten im Deutschland der 1950er Jahre wieder zugenommen, und der Priesterberuf stellte womöglich eine Bedrohung dar.
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