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praktische Heuristik liefert.

      Ist Liturgie Spiel? Dieser Frage, die von der „Liturgischen Bewegung“ schon in der Zwischenkriegszeit diskutiert und insbesondere von Romano Guardini entfaltet wurde, stellt sich Cornelius Roth. Er würdigt dabei die Einwände gegen die Vorstellung der Liturgie als Spiel, hält aber durchaus an einem modifizierten liturgischen Spielbegriff fest, den er zudem an einigen praktischen Fragen zur Gestaltung des liturgischen Raums erprobt.

      Dieter Wagner beschließt den Band mit einem Beitrag zur Religionspädagogik des Spiels. Er verwahrt sich ebenso gegen eine schroffe Abgrenzung der Arbeit vom Spiel wie gegen die Instrumentalisierung des Spiels – als Anreiz, Belohnung, Lockmittel – für die Arbeit. Es gilt, am Ziel spielerischen Arbeitens in der Schule festzuhalten.

      Die sechs Beiträge dieses Bands werden nicht alle Fragen nach dem Spiel beantworten können. Aber sie legen ein paar philosophisch-theologische Trassen in die Spiele-Thematik, die den Leser bereichern und ermutigen könnten, seine Erkundungsreisen zum Spiel auf eigene Faust fortzusetzen.

      Prof. DDr. Jörg Disse, der Reihenherausgeber der Fuldaer Hochschulschriften, investierte viel Zeit und Mühe in die kritische Durchsicht des Manuskripts. Frau Edeltraud Kübler erstellte geduldig die Druckvorlagen. Beiden sei herzlich gedankt. Dank gebührt auch der Theologischen Fakultät Fulda, die die Publikation dieses Buches finanziell ermöglichte.

Fulda am Hochfest Pfingsten 2012, der Herausgeber

       „Deus ludens“ – der spielende Gott Überlegungen im Ausgang von Spr 8,22–31

       Markus Lersch

      Einführung

      Gott als Spieler, Welt und Mensch als Spielzeug. Lässt sich dieser Mythos auch christlich lesen, ist es möglich, den christlichen Gott als Deus ludens zu begreifen? Eine erste Antwort auf diese Frage sei emblematisch mit einer griechischen Fassung des Mythos gegeben: Der Knabe Eros erhält von seiner Mutter Aphrodite die Sphaira, die Weltenkugel, das ehemalige Lieblingsspielzeug des kindlichen Zeus. Eine Terrakotta-Figur der Eremitage aus dem vierten vorchristlichen Jahrhundert zeigt diese Szene: Aphrodite hält den Sohn sitzend im linken Arm, in der Rechten hält sie den Ball, der – vermutlich aus statischen Gründen – auf einem zepterartigen Stab steckt. Die frappierende Nähe dieses Bildes zu einem Zentralmotiv christlicher Ikonographie dürfte sofort ins Auge springen.

      Doch lässt sich dieses augenscheinlich nicht ganz unproblematische religionsgeschichtlich-mythologische Menschheitserbe auch theoretisch mit dem christlichen Gottesglauben ins Gespräch bringen? Nun, nicht erst die von Rahner zusammengetragene Fülle an Belegen zeigt, dass dies in der Tradition de facto häufig geschehen ist, und so sei auch im Folgenden der Versuch unternommen, den Gott des Christentums als einen Spieler verstehbar zu machen. Wie könnte eine solche christliche Lesart des Mythos lauten, durch die sich die tiefe Wahrheit des folgenden Platonzitats aus den „Nomoi“ erschließen würde?

] geschaffen worden, und dies ist in der Tat das Beste an ihm. Dieser Rolle nun sich fügend und die allerschönsten Spiele spielend [
], muß ein jeder, Mann und Frau, sein Leben zubringen [
], in einer der derzeit vorherrschenden entgegengesetzten Denkweise.“5

      1. Thesenartige Positivphänomenologie des Spielens

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