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der Schulmedizin bei den damals grassierenden Epidemien überlegen war.

      Die Homöopathie nach Hahnemanns Tod

      Am Ende seines langen Lebens wurde Hahnemanns neue Heilweise in den meisten europäischen Ländern, in den USA, Mexiko, Kuba und Russland praktiziert. Wenige Jahre später war sie zudem in Indien und Lateinamerika bekannt. Im 19. Jahrhundert erlebte die Homöopathie dann in den USA ihre große Blüte. Sie wurde dort an Universitäten gelehrt, an Unikliniken praktiziert und stand eine Zeitlang nahezu gleichberechtigt neben der konventionellen Medizin. Berühmte Homöopathen wie Konstantin Hering oder Prof. Dr. James Tyler Kent stammen aus dieser Periode. Die dortige Schulmedizin sah diese Entwicklung jedoch als eine direkte und große Bedrohung. Deshalb wurde allen Mitgliedern der American Medical Association (AMA) unter Androhung eines Rauswurfs verboten, mit Homöopathen zu verkehren. Diese durften auch keine Mitglieder der AMA werden, Studenten von Universitäten mit einem festen Lehrstuhl für den Bereich Homöopathie wurden nicht aufgenommen. Man versuchte also, die Homöopathie zu diskreditieren, wo es nur ging.

      Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts erschien dann zudem der Flexner Report, auf dessen Basis die medizinischen Hochschulen in Amerika bewertet wurden. Dabei bekamen die Ausbildungsstätten mit homöopathischem Schwerpunkt schlechte, die mit den Schwerpunkten Physiologie, Pathologie und Chemie gute Bewertungen. Nachdem aber nur Absolventen von gut bewerteten Universitäten ihr Studium anerkannt bekamen, war dies der Todesstoß für die amerikanische Homöopathie. Von den zweiundzwanzig homöopathischen Hochschulen, die 1900 noch geöffnet hatten, unterrichteten 1923 nur noch zwei. Als die letzten Stiftungsgelder nach dem Börsencrash am »Schwarzen Freitag« 1928 verloren gegangen waren, war es mit der amerikanischen Homöopathie erst einmal vorbei. 1950 praktizierten in den gesamten Vereinigten Staaten schätzungsweise noch hundert Homöopathen. Ein Jahrhundert zuvor waren es alleine in New York so viele gewesen.

      Doch nicht nur politische Intrigen und wirtschaftliche Gründe waren Schuld am Zerfall der Homöopathie. Die großen wissenschaftlichen und pharmakologischen Entdeckungen führten zur Entwicklung von neuen Impfstoffen und Antibiotika, zu verbesserten schmerz- und entzündungshemmenden Medikamenten et cetera. Somit konnten lebensgefährliche Infektionskrankheiten von der Schulmedizin wesentlich schneller und effizienter behandelt werden als bisher. Dazu ging die Anzahl gefährlicher Infektionskrankheiten auf Grund verbes-serter Lebensumstände deutlich zurück. Weiterhin erlaubten neue Narkosetechniken immer bessere Operationsmethoden. Hier machte die bis dahin rückständige orthodoxe Medizin plötzlich Riesenschritte und überholte die Homöopathie in ihrer Effektivität.

      Da half es auch nicht, dass die Homöopathen seit Hahnemann rigoros auf Konfrontationskurs gegen die etablierte Medizin gegangen waren und alles schulmedizinische Handeln als Unterdrückung von Krankheit und damit als eigentlich zutiefst schädlich ansahen. Von beiden Seiten war der Wunsch nach einem Konsens gleich null. Zudem gab die Homöopathie nach außen hin kein einheitliches Bild ab, da es in ihr die unterschiedlichsten Bewegungen und Strömungen gab, die sich gegenseitig oftmals nicht anerkannten. Dies alles führte in der Folge zu einer so deutlichen Überlegenheit der konventionellen Medizin, dass die Homöopathie in den wohlhabenden Ländern der Ersten Welt für gut fünfzig Jahre fast keine Bedeutung mehr hatte. In ärmeren Gegenden wie auf dem subindischen Kontinent oder in Lateinamerika spielte die Medizin Hahnemanns jedoch durchgehend bis heute eine wichtige Rolle, da sie – ganz anders als die modernen pharmazeutischen Präparate – für den armen Mann weiterhin erschwinglich blieb. Mit Mahatma Gandhi und Mutter Teresa hatte die Homöopathie beispielsweise zwei große Befürworter in Indien.

      Homöopathie heute

      Seit knapp zwanzig Jahren erfährt die Homöopathie weltweit eine wahre Renaissance. 40 Prozent der holländischen, über ein Drittel der französischen und bis zu 37 Prozent der englischen Allgemeinärzte arbeiten mit alternativen Methoden, am häufigsten mit der Homöopathie. In Frankreich verschreiben 11.000 Ärzte Homöopathika – der Statistik nach nehmen 30 Prozent der französischen Bevölkerung diese Mittel auch ein. Mit dem englischen Königshaus und speziell mit Prinz Charles hat die Homöopathie einen königlichen Fürsprecher in Großbritannien. In Deutschland haben bis zur Gesundheitsreform 2004, die seitdem die Verordnung von naturheilkundlichen Präparaten per Kassenrezept nahezu unmöglich macht, bis zu 20 Prozent der Ärzte Homöopathika zumindest gelegentlich verschrieben. Zudem arbeiten hierzulande weit über 20.000 Heilpraktiker, etliche Tausend davon als Homöopathen, die ausschließlich homöopathische Mittel verordnen. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2001 haben sich 37 Prozent der Deutschen schon einmal homöopathisch behandeln lassen, und fast drei Viertel der deutschen Bevölkerung verwendeten im Jahre 2002 regelmäßig oder zumindest gelegentlich Naturheilmittel. In den Vereinigten Staaten sind in den neunziger Jahren die Umsätze homöopathischer Medikamente jährlich um 20 bis 25 Prozent gestiegen.4

      Eine repräsentative Befragung des Instituts für Demoskopie Allensbach zeigte im Spätsommer 2009, dass heute fast allen Deutschen die Homöopathie zumindest ein Begriff ist. Mehr als die Hälfte nutzt homöopathische Präparate. 1970 waren es erst halb so viele. Jeder Vierte ist in der Zwischenzeit sogar ein begeisterter Anhänger der Homöopathie, der sich von deren Wirksamkeit selbst überzeugt hat. Weitere 26 Prozent nehmen Homöopathika, enthalten sich aber eines eindeutigen Wirksamkeitsurteils. Nur eine kleine Zahl zeigte sich von der Homöopathie enttäuscht: Lediglich zwei Prozent der hiesigen Bevölkerung halten homöopathische Mittel eigenen Erfahrungen nach für unwirksam. Die Nutzer homöopathischer Mittel berichten von der erfolgreichen Anwendung vor allem bei Erkältungen und grippalen Infekten (60 Prozent). Daneben werden Homöopathika gegen ein breites Spektrum verschiedenster Krankheitsbilder eingesetzt: von Magen- und Verdauungsbeschwerden, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit über Nervosität, Hautkrankheiten und Kreislaufstörungen bis hin zu Bronchitis. Aber auch zur Unterstützung bei der Genesung von Krankheiten und bei der Behandlung von Sportverletzungen kommt die Homöopathie zum Einsatz. Zwei Drittel der Bevölkerung geben an, dass homöopathische Arzneimittel kaum Nebenwirkungen haben, mehr als die Hälfte hält sie ausdrücklich für gut verträglich. Unerwünschte Wechselwirkungen bei der Einnahme zusammen mit anderen Medikamenten werden dabei kaum befürchtet.

      Diese wachsende Popularität der Homöopathie hat jedoch wieder verstärkt ihre Gegner aufs Parkett gerufen. Für sie sind das alles bedenkliche Entwicklungen, die unterbunden gehörten, und so wird in letzter Zeit wieder kräftig gegen die Homöopathie interveniert (siehe Kapitel 5). Doch anders als vor hundert Jahren, als die Schulmedizin durch neue Forschungserkenntnisse aus dem finstersten Mittelalter in die Neuzeit katapultiert wurde und in der Folge ihre großen Erfolge feiern durfte, ist es jetzt die Homöopathie, die in Kürze durch modernste Erkenntnisse ihren »Quantensprung« ins einundzwanzigste Jahrhundert machen dürfte.

      Dagegen befindet sich die etablierte Medizin in zahlreichen Bereichen in der Sackgasse. Vielen chronischen Beschwerden steht sie hilflos gegenüber. Wenn man die jährlich steigenden Erkrankungen und Todesfälle bei Herz-Kreislauf-Beschwerden und Krebs betrachtet, muss man zu dem Schluss kommen, dass sie hier ganz offensichtlich versagt. Zwar lässt sich Diabetes heute medikamentös behandeln, doch das täuscht nicht über die Tatsache hinweg, dass diese Krankheit sich pandemieartig ausbreitet. Auch Befindungsstörungen ohne klaren Befund stehen Schulmediziner hilflos gegenüber, und gegen die wachsende und schleichende Vergiftung unserer Organismen durch die zunehmende Umweltbelastung sowie durch synthetische Stoffe aller Art hat sie keine Lösungsansätze, da sie selbst in aller Regel nur weitere chemische Keulen anzubieten hat. Wichtig wäre hier ein neuer Therapieansatz mit dem Ziel, die Selbsterhaltungs- und Selbstreparaturmechanismen des menschlichen Körpers bis in die kleinste Zelle hinein zu optimieren und zu stärken. Und die aktuellen Forschungsergebnisse lassen schon jetzt den Schluss zu, dass die Homöopathie genau das tut.

      DIE ERFOLGE

      Goethe, dem die Homöopathie dabei half, nach einem schweren Herzinfarkt zu genesen, schrieb in einem Brief vom 2. September 1820:

      »… ich glaube jetzt eifriger denn je an die Lehre des wundersamen Arztes, seitdem ich die Wirkung einer allerkleinsten Gabe so lebhaft gefühlt und immer wieder empfinde.«

      Das wissenschaftliche Fundament der Homöopathie

      Dass die Homöopathie

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