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Spiritualität in der Seelsorge. Группа авторов
Читать онлайн.Название Spiritualität in der Seelsorge
Год выпуска 0
isbn 9783429060077
Автор произведения Группа авторов
Жанр Документальная литература
Серия Spirituelle Theologie
Издательство Bookwire
Wie Seelsorger und Seelsorgerinnen zu einem positiven Selbstwertgefühl gelangen können, schildert aus psychotherapeutischer Sicht der Leiter des Recollectio-Hauses in Münsterschwarzach, Wunibald Müller. Die verschiedenen durch archetypische Bilder charakterisierten „Energien“, die in jedem Menschen und Seelsorger mehr oder weniger stark vorhanden sind, können dabei positive Kräfte freisetzen, die zu einem gelingenden Leben als Seelsorger führen.
Wenn wir von Seelsorgern sprechen, sind nicht nur Priester gemeint. Welche wichtige Rolle heute und in Zukunft die Spiritualität der Laien – seien sie hauptamtlich oder ehrenamtlich tätig – in der Kirche spielt und inwiefern das Verhältnis von Priestern und Laien in der Seelsorge nicht immer unproblematisch war und ist, zeigt zum Schluss der Beitrag von Michaela Christine Hastetter.
Es ist uns wichtig, hinzuzufügen, dass die Vorträge und Artikel etwa vier Monate vor Bekanntwerden des sexuellen Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche verfasst wurden. Insofern konnte die Krise, die ja auch das Leben der Seelsorgerinnen und Seelsorger in den Gemeinden betrifft, nur im Nachhinein von den Autoren berücksichtigt werden. Der Umgang mit der eigenen Sexualität, Nähe und Distanz, Ehrlichkeit und Offenheit, Schuld und Sühne spielt eine wichtige Rolle in der Spiritualität eines Priesters oder pastoralen Mitarbeiters. Deshalb werden diese Themen gerade in der Ausbildung noch deutlicher angesprochen werden müssen. Dennoch ist die Spiritualität eines Seelsorgers umfassender zu konzipieren. Aufgabe der Tagung war zum einen, die positiven Ressourcen und Quellen der Spiritualität im Alltag eines Seelsorgers darzustellen (also die Frage zu beantworten, woraus der /die Einzelne geistlich lebt), und zum anderen, den Umgang mit Belastungen und Anfragen an das eigene Selbstverständnis zu thematisieren. Die Missbrauchsproblematik, welche die Kirche sicher noch länger beschäftigen wird, hat in dieser Hinsicht zwar durchaus mit der Spiritualität eines Seelsorgers zu tun, ist aber für sich genommen noch einmal ein anderes Thema, das einer eingehenderen Behandlung bedürfte.1
Alles in allem gilt: Die Herausforderungen, die auf die Seelsorgerinnen und Seelsorger in Zukunft zukommen, sind nur von einem starken geistlichen Fundament her zu bewältigen. Die Frage, wie die Spiritualität immer mehr das Leben der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kirche tragen kann, ist nichts weniger als eine Überlebensfrage – für den einzelnen wie für die Kirche. Deswegen bleibt das Thema hochaktuell und der erste Band der Reihe „Arbeiten zur Theologie der Spiritualität“ der AGTS hofft, in der Diskussion dabei einiges Wegweisendes beitragen zu können.
1 Weiterführende Hinweise finden sich dazu bei W. Müller, Verschwiegene Wunden. Sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche erkennen und verhindern, München 2010.
Spiritualität in Berufung und Sendung
Peter Schallenberg
1. Zunächst sollen zwei Vorbemerkungen das Thema näher bestimmen und skizzieren. Klaus Demmer MSC, ehemals an der Gregoriana in Rom lehrender und jetzt im Ruhestand in Münster lebender Moraltheologe, notiert in seinem Buch „Gottes Anspruch denken“: „Die Trennung der Spirituellen Theologie von der Moraltheologie hat zu einem reduktiven Verständnis der schöpferischen Einbildungskraft sittlicher Vernunft geführt. Vorgängig zu allem Arbeiten an Normen ist es ihr aufgetragen, Inseln der Sinnhaftigkeit zu entdecken, die Normen lebbar machen.“1 Das meint mit Blick auf das Thema der Berufung: Berufung und Sendung des getauften Christen ist ein Thema der richtigen und guten Lebensführung, und damit ein genuines Thema der spirituellen Moraltheologie, die vor jedem normativen Anspruch Tugendethik ist, sich also als Anleitung zum guten und gottgewollten Leben versteht. Dass ein Mensch und zumal ein getaufter Christ in seinem Leben einen letzten, absoluten und von Gott gestifteten Sinn, also eine von Gott geschenkte Berufung entdeckt und sich von dieser Berufung her versteht, bildet den unhintergehbaren Kern der individuellen Moralität, weit vor jeder Erfüllung von Gesetz und Norm. Und nochmals ist es Klaus Demmer, der unterstreicht: „Es gilt als ein theologischer Gemeinplatz, dass die sittliche Praxis des Christen Antwort auf Gottes zuvorkommendes Heilshandeln ist. Der Theologe führt ihn wie selbstverständlich im Munde (…) Wenn er seinen Glauben ernst nimmt und den geforderten Lebenseinsatz leistet, dann kann es nur die eine Frage sein: Wie erfahre ich Gott in meinem Leben, wo zeichnen sich Entsprechungen ab zwischen der denkerischen Zumutung des Glaubens und meiner Lebensgeschichte?“2 Moralität des von Gott zugemuteten Lebens ist also nichts anderes als die Antwort auf Gottes Zumutung und Ruf, so dass die Lebensgeschichte Züge einer Berufungsgeschichte annimmt und sich versteht als von Gott geschenkter Freiheitsraum einer sich entfaltenden Individualität – so geschieht Gottes Wille!
2. An der Wurzel einer Berufungsgeschichte steht stets die Grundentscheidung der Person, die sich und ihre Geschichte vor Gott bedenkt und versteht. Im Hintergrund wird eine bestimmte Metaphysik der Person sichtbar, die das Grundverständnis der in Frage stehenden Berufung erhellt. Person wird nämlich verstanden als „gelebte Relation, Entwurf auf Gott als die Vollkommenheit aller Vollkommenheiten“3, und dies im Sinn des anselmischen Gottesbeweises und seiner Zuspitzung auf Gott als „id quo maius cogitari nequit“4, also auf den, über den hinaus Größeres und Besseres der menschliche Geist nicht denken kann. Eine solche sittliche Grundentscheidung ist letztlich immer Gestalt gewordene Identität ihres Trägers; in ihr kondensiert sich mithin ein tragendes Lebensprojekt oder ein allmählich ans Tageslicht tretender Lebensentwurf. Damit geht es um eine reflexive Psychologie der Gnade5, und zwar mit Blick auf das spezifisch christliche Selbstbewusstsein des gerechtfertigten, getauften Christen, das dem vollkommenen Selbstbewusstsein Jesu als des „homo perfectus“6 gleichgestaltet wird. Was aber ist jene Perfektibilität, jene Vollkommenheit des Gottmenschen Jesus Christus? Sie besteht in nichts anderem als in seinem Bewusstsein seiner selbst als unbedingt und unzweifelhaft vom Vater geliebt; dies Bewusstsein wird dem Christ in der Taufe als neues Sein geschenkt, oder anders: Jene Transformationskompetenz des neuen Lebens in der Nachfolge und in der Sendung Christi verdankt sich der Taufe.
3. An dieser Stelle nun muss unterschieden werden zwischen einer transzendentalen Gutheit der Motivation, gleichsam als Möglichkeitsbedingung der Erfüllung von Normen, und der daraus folgenden kategorialen Richtigkeit der Einzelhandlungen. Auf diesem Hintergrund ist dann die Grundentscheidung der „transzendenzverwiesene(n) Ausgriff der Freiheit auf das Gute, als Möglichkeitsbedingung für die gute und richtige Verwirklichung kategorialer Güter.“7 Hier setzt eine richtig verstandene katholische Existentialethik als Ethik der Entscheidung an;8 gedacht ist an eine schrittweise Umsetzung der sittlichen Vorentscheidung9 und der daraus folgenden Grundentscheidung in konkrete Einzelentscheidungen; der Last des notwendigen Kompromisses kann dabei nicht ausgewichen werden.
4. Daraus lässt sich nun ein erster Ansatz zu einer Theologie der Berufung, verstanden als lebensgeschichtliche Entfaltung einer Grundentscheidung zum Guten10, skizzieren: Eine so verstandene „Berufung zum Heil aus Gnaden prägt dem Gesamtspektrum sittlichen Handelns das unverwechselbare Profil ein; der Christ handelt immer als Christ, und das ist zunächst eine ontologische Aussage.“11 Und das heißt jetzt näherhin und mit Blick auf das neue Selbstbewusstsein des Christen, das im theologischen Begriff des Glaubens gefasst wird: „Wenn Gnade darin besteht, Gott auf den Spuren Christi denken zu können, und wenn im Gefolge dessen anthropologische Grunddaten mit den ihnen gemäßen ethischen Zielsetzungen entdeckt werden, dann agiert die Grundentscheidung als Impulszentrum dieses Vorgangs. Sie speichert das durch den Glauben erwirkte Vorwissen von der ewigen Vollendung und schmilzt es handlungsrelevant um.“12 Nochmals anders gewendet: „Die Naturneigung zum Guten erscheint als personale Befindlichkeit, die zur expliziten Stellungnahme nicht nur herausfordert, sondern im Verlauf der Lebensgeschichte jeweils unterschiedliche Thematisierungsgrade annehmen kann, Persönlichkeitswerdung bindet sich an diesen Prozess.“13
5. Der Grundentscheidung