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sein, weil wir oft die Persönlichkeit als die Quelle unserer Mühen erleben. Wenn wir an uns arbeiten, sehen wir ständig die Probleme und das Leiden des Ego – Unwissenheit, Haß, Zorn, Angst und Eifersucht. Wie kann die Persönlichkeit, fragen wir uns, dann spirituell sein? Es scheint, das Beste wäre, sie auszulöschen, spirituellen Krieg, inneren Guerillakrieg, zu führen. Tatsächlich lich fühlen sich viele Stufen der inneren Arbeit wie eine Art Krieg an. Aber erfolgreiche Kriegführung bedeutet nicht die Zerstörung des Feindes; eher führt sie zu Annexion seines Territoriums. Dies ist oft der eigentliche Zweck für einen Krieg; es ist eher eine Bewegung in Richtung Expansion und nicht Zerstörung. Dieser Kampf zwischen unserer Seiendheit (beingness) und der Persönlichkeit, den wir da durchmachen, ist eine seltsame Sache. Sie ist wie ein Krieg – eine Seite triumphiert über die andere –, aber obwohl eine Annexion des Territoriums stattfindet, geht der innere Aufruhr weiter. Die gegenrevolutionäre Aktion im Inneren endet nicht einfach, weil eine Seite die andere annektiert und übernimmt. Solange eine Seite die andere beherrscht, kann es keinen Frieden geben. Um diesen Konflikt zu lösen, müssen wir die wahre Natur der Persönlichkeit verstehen. Wenn wir sie objektiv ohne vorgefaßte Ideen betrachten, was ist diese Kreatur? Warum verursacht sie so viel Ärger? Warum geben alle an allem dem Ego die Schuld? Viele spirituelle Bücher nennen die Persönlichkeit den Teufel, das Tier oder das Monster, verurteilen sie und lehnen sie ab. Zugleich reden alle von Liebe. Man sagt, man müßte seine Persönlichkeit unterwerfen oder hingeben.

      Manchmal erscheint die Persönlichkeit als ein Monster oder als ein Teufel. Wenn ihr mit dem inneren Auge schaut, dann kann sie wirklich wie so etwas aussehen. Aber was ist diese Persönlichkeit, die manchmal als ein Teufel erscheint, manchmal als ein Kind, manchmal als ein Mann, manchmal als eine Frau, manchmal als jemand, der einen frustriert, manchmal als Saboteur, manchmal als Macher, manchmal als Beobachter, manchmal als Rebell und so weiter? Die Persönlichkeit muß eine Art Intelligenz haben, eine erstaunliche Kraft, um sich auf alle diese Weisen manifestieren zu können. Sie erscheint als unschuldiges Kind, in der nächsten Minute ist sie ein Monster. Im einen Moment ist sie verletzlich und wehrlos, im nächsten Moment ist sie ein Gladiator.

      An einem bestimmten Punkt können wir wahrnehmen, daß das innere Kind, das Ego, die Ego-Identität, das emotionale Selbst, der Kopf (mind), die falsche Persönlichkeit, der Beobachter, der Macher, der Schauspieler, der Rebell und der Hasser, alle eigentlich ein und derselbe sind. Sie sind lediglich verschiedene Gesichter desselben, das wir Persönlichkeit nennen, und das je nach Situation in verschiedenen Formen erscheint. Wir haben gesehen, daß Essenz eine substantielle Präsenz ist, aber wir sind überrascht, wenn wir merken, daß nicht nur Essenz substantiell ist; die Persönlichkeit selbst ist eine substantielle Existenz. Ihr könnt beobachten, daß sogar eure Persönlichkeit selbst ein Material ist. Sie hat eine innere Substanz.

      Es trifft zu, daß es Gedanken, Gefühle und Sinneswahrnehmungen gibt, die mit ihr verbunden sind, aber an einem bestimmten Punkt fühlt ihr eure Persönlichkeit als eine Art Präsenz. Man hat nicht das Gefühl von unmittelbarer Wirklichkeit und Frische, von Wahrhaftigkeit, Brillanz und Leuchten von Essenz, vielmehr empfindet man sie gewöhnlich als eine Dichte, als Stumpfheit und als Schwere. Persönlichkeit ist jedoch nicht nur eine Ansammlung von Gedanken; sie existiert als ihre eigene Art Material oder Medium.

      Viele Systeme behaupten, daß die Persönlichkeit nicht existiert, daß das Ego nicht existiert. Aus einer bestimmten Perspektive kann man sehen, daß sie nicht existiert. Aber auf der Ebene, wo Persönlichkeit nicht existiert, existiert auch nichts anderes. Euer Körper existiert auf dieser Ebene nicht und übrigens auch keine physische Wirklichkeit. Solange es Konzeptualisierung gibt, existiert eure Persönlichkeit genauso wie alles andere, genauso wie Essenz existiert. Wenn wir diese substantielle Existenz der Persönlichkeit sehen können, dann können wir begreifen, was es für die Persönlichkeit bedeuten würde, gereinigt und geklärt zu werden.

      Für die meisten Menschen manifestiert sich die Persönlichkeit zu Beginn als eine Art Widerstand, als etwas Bleiernes, als eine Wolkigkeit im Kopf (mind). Wenn die Persönlichkeit unklar ist, existiert die Persönlichkeit als eine unklare, unreine Substanz. Wir nennen sie „unrein“, nicht in einem wertenden oder moralistischen Sinn, sondern weil sie nicht als ihre eigene reine Natur existiert. Was sind die Unreinheiten der Persönlichkeit? Was wird an der Persönlichkeit geklärt? Die Antwort ist einfach: die Vergangenheit. Die Dichte, die Stumpfheit und das Leiden, die ihr als die Persönlichkeit erfahrt, sind da, weil die Persönlichkeit nicht in ihrer reinen Form existiert. Sie trägt die Vergangenheit mit sich, und die Vergangenheit existiert als Konflikte, Erinnerungen, nicht ausgedrückte Gefühle, Mißverständnisse, Unwissenheit und all die Reaktionen, Assoziationen und Phantasien, die der ganzen Unwissenheit aus der Vergangenheit entsprechen.

      Die Persönlichkeit ist wie schmutziges Wasser, das viele Male benutzt worden ist, um Dinge zu reinigen, aber es ist selbst nicht gereinigt worden. Die Persönlichkeit muß gefiltert werden. Die Vergangenheit muß ausgeschieden, eliminiert, werden. Der substantielle Zustand der Persönlichkeit – was ich die falsche Perle nenne – bewirkt eine bestimmte Kontraktion im Bereich der Milz und der Bauchspeicheldrüse. Ich glaube die Verbindung mit der Milz und der Bauchspeicheldrüse besteht darin, daß die Milz die physiologische Funktion hat, tote weiße Blutkörperchen zu eliminieren. Die weißen Blutzellen dienen zur Abwehr und zum Schutz. Und das versucht die Persönlichkeit zu tun. Wenn diese Zellen einmal ihre Aufgabe erfüllt haben, werden sie aus dem Blut ausgeschieden.

      Die Persönlichkeit gibt alte Abwehrmechanismen, die nicht mehr gebraucht werden, gewöhnlich jedoch nicht auf, deshalb machen sie viel von der Unklarheit und Stumpfheit der Persönlichkeit aus. An verschiedenen Punkten bei eurer Arbeit erfahrt ihr verschiedene Aspekte dieser Unklarheit, je nachdem auf welchem Gebiet ihr arbeitet und je nach dem erreichten Grad an Klärung eurer Persönlichkeit. Angenommen ihr arbeitet eine Zeit lang an Material in der Persönlichkeit, das mit Sicherheit und dem essentiellen Aspekt des Willens zu tun hat, und zu einem anderen Zeitpunkt arbeitet ihr vielleicht an Abwehrmechanismen, die Stärke betreffen. Ferner, je tiefer ihr in eurer Arbeit geht, um so mehr werden die subtilen Strukturen in der Persönlichkeit als falsch erlebt. Wir nennen diese Unklarheit die falsche Perle (false pearl), im Gegensatz zur wahren Person, die wir die Perle (Pearl) nennen.

      Vielleicht verstehen wir allmählich etwas von der Unklarheit, der Undurchsichtigkeit der Persönlichkeit: sie enthält Elemente, die hätten ausgeschieden werden sollen, aber noch nicht eliminiert sind. Ein großer Teil dessen, was eliminiert werden muß, ist Konditionierung, die einmal als Schutz und Abwehr, sogar für physisches Überleben nützlich war. Viele unserer Muster und Konflikte und Unwissenheit bleiben als Teil des Kampfes um Überleben, um Schutz. Wir sitzen jetzt auf diesen Mustern und Mechanismen, die wir in unserer Vergangenheit entwickelt haben, um uns vor zu viel Schmerz oder vor Vernichtung zu schützen. Wir sind nicht in der Lage gewesen, sie loszulassen, und sie bestimmen nun den Inhalt unserer Persönlichkeit.

      Dies ist der Prozeß der Klärung der Persönlichkeit: jedesmal wenn ihr ein Thema oder eine Identifikation mit einem vergangenen Konflikt oder einen jetzt unnötigen Abwehrmechanismus versteht, erlebt ihr Gefühle, die mit dem Thema assoziiert sind, und arbeitet die Gefühle und die Überzeugungen in Bezug auf sie durch. Wie ihr viele Male gesehen habt, erlaubt das Durcharbeiten eines Themas – wozu gehört, daß man aufhört, mit ihm identifiziert zu sein – typischerweise das Auftauchen eines essentiellen Zustandes. In diesem Prozeß des Durcharbeitens eines Themas, das mit einer essentiellen Qualität in Beziehung steht, konfrontiert die Persönlichkeit den Teil ihrer Struktur, die an der Stelle dieser wahren Qualität steht und ihren Mangel kompensiert. Zum Beispiel werden Themen um essentielle Stärke die falsche Stärke der Persönlichkeit aufdecken. Wenn diese Kompensation durchschaut und die essentielle Stärke befreit ist, besteht keine Notwendigkeit mehr für die Persönlichkeitsstruktur der falschen Stärke.

      So wirft das Auftauchen jedes einzelnen essentiellen Aspektes Licht auf ein bestimmtes Element der Unwissenheit in der Persönlichkeit. Wenn ihr euer Inneres erforscht, dann erlaubt euch die Präsenz eines essentiellen Zustandes, in Bezug auf die eigenen Themen sehr konkret zu werden. Im Prozeß der inneren Erforschung (inquiry) wird die Persönlichkeit jedesmal klarer und reiner, wenn eine Qualität von Essenz verwirklicht und die Themen um sie herum verstanden werden. Man läßt ein paar alte Annahmen, alte Selbstbilder und alte Spannungen

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