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zu manipulieren oder als Zuschauer daneben zu stehen, sondern desto mehr wir uns mit einbeziehen, und sie als Spiegelbild unserer selbst betrachten. In der relativen Wirklichkeit sind andere Menschen unser Spiegel. In der absoluten Wirklichkeit beziehen wir die drei Daseinsmerkmale von allem Existierenden auf uns. Der Buddha lehrte als Erstes die Unbeständigkeit. Alles muss sich ändern und entschwinden durch Krankheit, Verfall und Tod. Natürlich, wenn diese Erkenntnis einem noch etwas fremd ist, muss man sie erst einmal untersuchen. Der Buddha hat nicht verlangt, dass man seinen Worten glaubt. Er hat verlangt, dass man genug Zutrauen hat, sie zu untersuchen, und selbst festzustellen, ob seine Erklärungen stimmen. Wir sollen nicht leichtfertig sagen: „Alles ist unbeständig.“ Das könnte jeder. Das hilft uns nicht weiter, denn dann kommt gleich der nächste Gedanke: „Alles ist wohl unbeständig, aber deswegen bin ich trotzdem unglücklich oder unzufrieden, ärgerlich oder wütend oder faul.“ Diese Unbeständigkeit muss uns etwas lehren, indem wir sie auf uns selbst beziehen. Tun wir das nicht, dann haben wir sie noch nicht erkannt.

      Das zweite Daseinsmerkmal, die der Buddha lehrte, ist, dass in aller Existenz Dukkha enthalten ist. Dukkha ist jegliches Leid, jeder Schmerz, aber vor allem das Unerfülltsein, die Unzufriedenheit. Es ist die Unmöglichkeit, in der Welt die Erfüllung zu finden, die wir suchen. Warum? Weil alles sich ständig verändert und weil die Welt uns nicht geben kann, was sie nicht hat. Dukkha kennt jeder, nur nicht jeder gibt es zu. Die meisten Menschen glauben, dass jemand anderes es uns aus Unfreundlichkeit, aus Unverständnis, Faulheit oder Dummheit zugefügt hat. Manchmal glaubt man, es sei die Regierung, die Atombombe oder das Wetter, aber meistens sucht man sich einen persönlichen Sündenbock. Wir alle kennen Dukkha, aber wir lernen nichts daraus. Wir können alles, was um uns herum geschieht nach seinem Dukkha-Inhalt prüfen und als Lernsituation verstehen. Wir sollten nicht glauben, dass es irgendetwas gäbe, das uns speziell Dukkha machen will. Unsere eigenen Reaktionen entscheiden darüber, ob wir daran reifen, indem wir Dukkha als unseren Lehrmeister annehmen.

      Der Buddha hat Dukkha sehr schön und ganz einfach formuliert, nur leider können sehr wenige Menschen etwas damit anfangen. Nach seiner Erleuchtung unter dem Bodhi-Baum im heutigen Bodhgaya im Norden Indiens hat der Buddha die vier Edlen Wahrheiten als die Essenz der menschlichen Existenz beschrieben. Die erste Edle Wahrheit ist, dass Existenz mit Dukkha angefüllt ist, und die zweite Edle Wahrheit erklärt, dass es nur einen einzigen Grund dafür gibt, nämlich das Begehren. Es ist so einfach, dass wir eigentlich innerhalb von ein paar Minuten sofort wissen müssten, wie wir unser ganzes Dukkha loswerden können. Dennoch erkennen es nur wenige. Begehren bedeutet etwas zu wollen, zu erreichen oder loszuwerden. In dem Moment, wo wir etwas wollen oder nicht wollen, ist Dukkha da. In dem Moment, wo wir loslassen, ist Dukkha weg. Wenn wir unsere Umwelt dazu benutzen, uns das zu zeigen, so haben wir es richtig angepackt.

      Wir können Dukkha an unseren Reaktionen erkennen. Wenn wir etwas haben oder festhalten wollen, so erleben wir immer Angst. Wir fürchten, es nicht zu bekommen oder sollten wir es doch bekommen, es wieder zu verlieren. Wir brauchen eigentlich gar nichts anderes zu wissen, als die erste und zweite Edle Wahrheit und uns danach zu richten. Leider gibt es wenige Menschen auf der Welt, die sich überhaupt daran erinnern, auch wenn sie es schon hundert Mal gehört oder gelesen haben. Die Menschen, die sich eventuell noch an diese Wahrheit erinnern, vergessen meistens, sie zu praktizieren. So kommen immer wieder neue Wünsche, neue Ablehnungen, neues Wollen und neues Dukkha, und wir glauben immer wieder, dass wir schlecht behandelt worden sind oder besonderes Pech haben, oder dass wir die äußere Situation verändern müssen. Äußere Situationen sind natürlich veränderlich, aber wenn wir innen nichts ändern, dann nutzt es wenig.

      Der spirituelle Weg ist der Weg nach innen. Dort ist alles zu finden, was wir brauchen. In uns selbst lebt tiefes Glück, vollkommener Frieden, absolute Reinheit, totale Liebe und Mitgefühl. Wir müssen nur das, was alles überdeckt, loslassen.

      Die Schwierigkeit in der Meditation ist auch das Loslassen von dem, was ich denke, möchte, beurteile, verurteile, erkenne oder ablehne. Sollte die Meditation einmal ohne Denken vonstattengehen, kann man diesen inneren Glücks- und Friedensgefühlen näherkommen, sie erleben und einmal aus eigener Erfahrung erkennen, dass sie wirklich in uns sind. Dies ist das Trainieren des Geistes und das Kultivieren des Herzens.

      Wollen wir unserem Herzen zum Wachstum verhelfen und ihm immer wieder die Aufgabe geben, geläuterter und liebevoller zu werden, so sieht unsere Umwelt ganz anders aus. Die Leute mögen alle dieselben sein, sie mögen dieselben Dummheiten machen, die sie immer gemacht haben – wir haben ja sowieso keine Möglichkeit, das zu ändern – wenn wir aber uns ändern, verändert sich die Welt. Es ist interessant und nachvollziehbar, wenn in uns selbst Liebe und Mitgefühl mehr kultiviert sind, dass dies automatisch einen Widerhall findet, gleich einem Echo. So ist es sehr schwierig, einem liebenden Menschen hasserfüllt gegenüber zu stehen, noch dazu einem Menschen, der sich von dem Hass überhaupt nicht beirren lässt, sondern weiter liebevoll ist. Das fällt jedem schwer.

      Das heißt also, was wir in uns selbst kultivieren, das finden wir dann auch um uns herum. Wenn wir unsere Gedanken und unser Erkennen immer wieder in die Richtung bringen, wo wir absolute Wahrheit um uns herum sehen, nicht immer nur diese relative „Ich-Bezogenheit“, dann ist es auch viel einfacher, geläuterte Reaktionen zu haben. Alles, was individuell und relativ ist, hat nicht mehr so viel Wichtigkeit, weil wir etwas Größeres, Universelles erkannt haben.

      Die Meditation muss einem dazu verhelfen, die Lehre des Buddha tief zu durchdringen. Ohne Hilfe sind wenige Menschen in der Lage, solche tiefen Einsichten zu erlangen. Deshalb brauchen wir die Anweisungen eines spirituellen Pfades, in dem alles enthalten ist.

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