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darunter versteht man physische Übungsmethoden, die sich auf die Beherrschung des dāntián konzentrieren. Nèidān bedeutet »innerer Zinnober«.

      In der daoistischen Philosophie spielt der dāntián, das Körperzentrum, eine entscheidende Rolle. Auch in allen chinesischen Gōng-Übungen ist das ausnahmslos der Fall. Der dāntián ist das ursprüngliche Energiezentrum des Körpers. Wer dieses Zentrum beherrscht, wird weder im Kampf noch beim Tanzen oder beim Sport aus dem Gleichgewicht geraten. Von hier aus wird der -Fluss gesteuert. Diese Rolle wird schon vor der Geburt festgelegt: Hier wurde unser Körper im Mutterleib durch die Nabelschnur versorgt. Alle Gōng-Übungen haben sich aus dem Dāntián-Training entwickelt. Dieses Training wird als liàndān (煉丹), Training des dāntián, oder auch als dǎoyǐn (導引), Lenken der Energie durch Kontrolle des dāntián, bezeichnet.

      Grundsätzlich geht es bei den Gōng-Übungen darum, den Organismus zu dehnen und zu strecken und das , das Blut und den Sauerstoff störungsfrei zirkulieren zu lassen. Daher wird im Namen mancher Übungen auch das Leiten und Führen oder das Ausstrecken erwähnt. Dǎoyǐn bedeutet beispielsweise wörtlich übersetzt »etwas führen/​leiten durch Ausstrecken«.

      Die alten chinesischen Meister besaßen als Herzstück ihrer Kampfkunst stets eine Gōng-Übung. Eine »echte Sache«, die sie nur an ihre inneren Schüler vollständig weitergaben. Diese gōng waren schwer, und man musste ein hartes Training durchstehen, um sie zu meistern. Daran hat sich bis zum heutigen Tag nichts geändert.

      Zu den alten Gōng-Übungen gehören ebenfalls das tàijíquán (太極拳), das bāguàzhǎng (八卦掌) und auch das yǒngchūnquán (詠春拳, kant. wingchunkuen). Die in der westlichen Welt weitverbreitete chinesische Kampfkunst yǒngchūn (bekannter als Wing Chun, Wing Tsun usw.) beginnt mit der Form »Kleine Idee«. (mand. xiǎo niàntou 小念頭, kant. siunimtau). Diese Form ist ein reines gōng.11

      Bei den weiter hinten vorgestellten Bewegungen des Yàn Chí Gōng wird dem Leser vielleicht auffallen, dass es Ähnlichkeiten zum Yoga gibt oder auch zu anderen gymnastischen Übungen des Ostens und des Westens. Das liegt zum einen in der Anatomie des Menschen begründet, zum anderen aber auch darin, dass Yàn Chí Gōng eine sehr ursprüngliche Übungsform ist, in die viel altes Wissen eingeflossen ist. Und natürlich gab es gegenseitige Beeinflussungen; auch das Yoga beispielsweise ist eine sehr alte indische Kunst, und Bodhidharma, der das Yàn Chí Gōng im Shàolín-Kloster einführte, stammte bekanntlich aus Indien.

      Die bekanntesten der heute existierenden Gōng-Übungen besitzen etwa noch 20 bis 30 Prozent des wirksamen oder nützlichen Inhalts des Yàn Chí Gōng. Vorausgesetzt, der Lehrer ist sehr gut in dem, was er tut.

      Im Folgenden werden einige der bekanntesten Gōng-Übungen kurz vorgestellt.

      Das Zeichen dǎo (導) in dǎoyǐn bedeutet in diesem Fall »leiten«, yǐn (引) bedeutet »etwas ausstrecken« oder »etwas führen«. Das bezieht sich darauf, dass man den Körper vollkommen streckt beziehungsweise ihn so führt, so dass er gut »leitet«. Das bedeutet, diese Übungen sorgen für die maximale Bewegungsfähigkeit des Körpers und den freien Fluss des . Atem und Sauerstofftransport durch das Blut arbeiten reibungslos. Es bedeutet ebenfalls, dass man das störungsfrei durch den Organismus bewegt. Yùnqì (運 氣) sagt man dazu auf Chinesisch, was Transport von (Blut, Sauerstoff, Nahrung, Energie) durch den Körper bedeutet. Das kann mit Hilfe des dāntián durch den gesamten Körper bewegt werden. Yùnqì bedeutet auch »wahres Glück«, das erst erreicht werden kann, wenn das frei fließen kann. Bei den Bewegungen ist das Prinzip dǐngtiānlìdì (頂天立地) sehr wichtig, was bedeutet, mit den Beinen fest mit der Erde verwurzelt zu sein (chin. lìdì 立地) und zugleich den Kopf gegen den Himmel (chin. dǐngtiān 頂天) zu richten. Auf diese Weise ist der Körper vollkommen gestreckt, und das kann ungehindert durch ihn geleitet werden (dǎoyǐn). Dieses Prinzip ist in fast allen Gōng-Übungen (auch im Yàn Chí Gōng) enthalten. Es existiert ebenfalls in anderen Kulturen. So ist es im indischen Yoga ebenso wie im alten westlichen Dehnen bekannt, auch wenn im Westen das Konzept des qi früher unbekannt war.

      Oft heißt es in der heutigen Qìgōng-Szene, es handele sich bei dǎoyǐn um alte Gesundheits-Übungen, die der Ursprung des qìgōng seien. Doch das ist nicht wahr. Qìgōng und das dahinterstehende Konzept wurden früher nicht als dǎoyǐn bezeichnet; dǎoyǐn war niemals ein allgemeines Synonym für (qì) gōng. Tatsächlich ist die Grundlage der (-)Gōng-Übungen die chinesische Medizin (chin. zhōngyī lǐlùn 中醫理論) beziehungsweise die Lehre von der Gesunderhaltung des Menschen. Der Begriff dǎoyǐn ist nur eine Bezeichnung für einen – wenn auch wichtigen – Teilaspekt der Gōng-Übungen.

      Fotos 1 bis 20 stellen ein Beispiel für eine Dǎoyǐn-Form dar.

      Foto 1

      Foto 2

      Foto 3

      Foto 4

      Foto 5

      Foto 6

      Foto 7

      Foto 8

      Foto 9

      Foto 10

      Foto 11

      Foto 12

      Foto 13

      Foto 14

      Foto 15

      Foto 16

      Foto 17

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