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stammen, aber durch den Buddhismus verbreitet wurden. So ist es auch der Fall beim Yàn Chí Gōng. Der Daoismus vermarktet sich nicht und verbreitet seine Lehre nicht im großen Umfang, sondern gibt sie nur im innersten Kreis weiter.14 Erst durch den früher häufig stattfindenden Austausch zwischen Daoismus und Buddhismus kam es zu größerer Verbreitung, denn im Buddhismus ist es durchaus üblich, Lehren und Übungen vorbehaltloser weiterzugeben.

      Unser Körper und seine im Innern ablaufenden Prozesse bergen immer noch Geheimnisse und unbeantwortete Fragen. Die allerkleinsten Dinge geben uns ähnlich viele Rätsel auf wie das Universum. In der chinesischen Kampfkunstlehre sieht man die allerkleinsten Dinge und die allergrößten Dinge als dasselbe an, als das Nichts, welches jedoch als unterschiedslos zur Unendlichkeit betrachtet wird. Die Unendlichkeit entsteht aus dem Nichts und führt ins Nichts zurück.

      Das Universum, von dem unsere Milchstraße und erst recht unsere Erde nur einen winzigen Teil darstellen, ist gemäß dem heutigen Stand der Wissenschaft vor rund 14 Milliarden Jahren durch den Urknall entstanden, sozusagen aus dem Nichts. Mit dem Urknall entstanden auch Raum und Zeit. Seitdem dehnt sich das Universum aus. Es wächst und besteht aus großen Galaxien-Haufen, mit über 100 Milliarden Galaxien, in denen sich unzählbar viele Sterne und Planeten befinden. Zudem ist heute die Annahme verbreitet, dass es im Universum die sogenannte Dunkle Materie gibt, die nur durch ihre gravitative Wirkung erkannt werden kann, sowie die noch rätselhaftere Dunkle Energie, die eine antigravitative Wirkung zu haben scheint und dafür sorgt, dass das Universum sich immer schneller ausdehnt. Alles in allem sind diese Dinge bis heute den Wissenschaftlern sehr rätselhaft.

      Wozu diese Exkursion ins All? – In der alten asiatischen Trainingslehre betrachtete man den menschlichen Körper als ein eigenes Universum. Der japanische Kampfkunstmeister Ueshiba Morihei (植芝 盛平, 1883 - 1969)15, dessen Kampfkunst und Philosophie sehr starke esoterische Einflüsse besaß, sagte einst: »Ich bin das Universum.« Er meinte damit, dass das Universum in uns selbst steckt, und damit hatte er nicht unrecht. Man könnte das Universum als einen (menschlichen) Organismus betrachten; dabei entsprächen die Galaxien mit ihren Sternen und Planeten den inneren Organen. Ebenfalls befinden sich viele Gase, aus denen sich in ferner Zukunft neue Galaxien bilden werden, und Substanzen, die von sterbenden, explodierten Sternen stammen, im All. Dies entspricht den Nähr- und Abfallstoffen im lebenden Organismus. Und wie lebende Organismen ist alles im Universum dem Zyklus aus Geburt, Leben und Tod unterworfen. Planeten entstehen, existieren beziehungsweise leben eine Weile und gehen dann wieder unter. Dasselbe trifft auf Sterne zu, auf Sonnensysteme und auf Galaxien. Die Dunkle Materie, die alles im Universum durchdringt und es durch seine Gravitation zusammenhält, ist wie das Bindegewebe (die Faszien) im menschlichen Körper, welches die inneren Organe und die Muskeln verbindet und den Menschen sozusagen zusammenhält. Die Dunkle Energie ist das des Universums, so wie auch unser Körper sein hat, die Lebensenergie, die alles antreibt. Der Körper und die Gestirne entwickeln sich so lange weiter, bis sie irgendwann sterben und zerfallen und dann in einer neuen Form wieder erstehen. Nichts verschwindet. Beim Menschen dauert dieser Zyklus für gewöhnlich 80 bis 100 Jahre, bei einer Galaxie viele Milliarden Jahre.16

      Aber ob ein solcher Lebenszyklus nun 80 Jahre oder 80 Milliarden Jahre dauert, läuft er doch immer wieder gleich ab. Das erkannte schon der römische Kaiser und Philosoph Marc Aurel (121 - 180 u. Z.), der schrieb: »Es spielt keine Rolle, ob man 30 oder 300 Jahre lebt. Denn man sieht und erfährt immer nur das gleiche.« Worauf es ankommt ist, dass der Mensch sich an seinem Leben in seiner ganzen Länge erfreuen und es sinnvoll nutzen kann, in einem gesunden, vom erfüllten Körper. Dazu gehört natürlich die richtige geistige Einstellung zum Leben selbst. Auf Chinesisch sagt man dazu xīntài (心態) – die Mentalität beziehungsweise die seelisch-geistige Einstellung zu den Dingen und zum eigenen Leben, sowie zu allem, was einem im Laufe seines Daseins begegnet. Wörtlich übersetzt bedeutet xīntài die »Form des Herzens«, womit die Chinesen ausdrücken, wie wichtig eine ruhige und gelassene Einstellung des Herzens für den Menschen, sein Leben und auch seine Gesundheit ist. Äußere Dinge und Erscheinungen liegen oftmals oder gar zum größten Teil außerhalb des eigenen Einflusses. Man kann sogar sagen, je mehr man etwas kontrollieren, beeinflussen oder erreichen möchte, desto wahrscheinlicher wird man es nicht erreichen. Aber auf die Form seines Herzens kann jeder selbst Einfluss nehmen und dadurch Leben und Gesundheit beeinflussen. Auch das Geistige gehört zum gesunden -Fluss. Ein wichtiger Punkt ist in diesem Zusammenhang eine gewisse Grundzufriedenheit mit dem eigenen Dasein.

      Durch das Training der Kampfkunst lernt man seine körperlichen Grenzen kennen. Man begreift, dass alles im Leben begrenzt ist und dass man nur mit dem arbeiten kann, was einem zur Verfügung steht. Menschen haben den Drang, nach immer mehr zu streben. Das ist, solange diese Eigenschaft in konstruktive Bahnen geleitet wird, der eigenen Zufriedenheit zuträglich. Doch wehe, wenn dieses Streben destruktive Formen annimmt. Neid beispielsweise kann einen Menschen regelrecht »zerfressen«. Viele von uns bedauern vertane Chancen oder mangelndes Glück. Aber verschüttetes Wasser kommt nicht zurück in den Krug. Wünsche wie: »Ach, hätte ich doch …«, sind müßig, denn die Vergangenheit lässt sich nicht ändern. Verändern können wir lediglich unsere Einstellung zum Geschehenen. Menschen können an solchen Gedanken zerbrechen und sich damit selbst zerstören. Das Gegenmittel heißt Zufriedenheit mit der eigenen Situation. Das müßige Streben der Menschen nach Ruhm und Perfektion ist nichts weiter als ein gieriger und trotziger Schrei des Egos. Da alles im Leben zwangsläufig beschränkt ist, kann nur Zufriedenheit mit der Lebenssituation Gesundheit und Lebensglück herbeiführen. Solch einen Zustand zu erreichen, ist nicht einfach, aber es ist möglich. Das gezielte Training des Körpers durch gōng, das den Geist zur Ruhe bringt und einem die natürlichen Grenzen aufzeigt, ist ein Weg zur Zufriedenheit. Zufriedenheit ist wahres Glück.

      Johann Wolfgang von Goethe sagte einst: »Der ist der glücklichste Mensch, der das Ende seines Lebens mit dem Anfang in Verbindung setzen kann.« So wie das Universum dem Nichts entsprungen ist, so sind wir es auch, und so wie es einst wieder ins Nichts zusammenfällt, so zerfallen auch wir. Unendlich Kleines wird zu unendlich Großem, alles bewegt sich in einem ewigen Kreislauf. Wenn das Leben uns mit Schicksalsschlägen niederdrückt, wenn wir von Sorgen geplagt werden, dann empfiehlt es sich, in einer sternenklaren Nacht zum Himmel aufzublicken und sich bewusst zu machen, dass man sich tatsächlich mitten im unermesslichen Weltall befindet und dass angesichts dieser Unermesslichkeit alle irdischen Dinge letztendlich bedeutungslos sind. Und dass für uns allein die Tatsache zählt, dass wir existieren.

      Mit dem richtigen Verständnis und geeigneten Methoden können Sie das Universum ihres Körpers erforschen und es mit sich selbst in Einklang bringen. Begeben Sie sich auf diese spannende Reise mit einer Urübung für Gesundheit und Stärke – dem Yàn Chí Gōng.

       shēngmìng zàiyú yùndòng yùndòng shì shēngmìng

      Leben ist Bewegung, Bewegung ist Leben

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