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habe keine Ahnung, wovon Sie reden«, sagte Jane.

      »Ihr College macht uns große Schwierigkeiten. Sie werfen uns hinaus. Sie wollen den Mietvertrag nicht verlängern.«

      »Ach, Mrs. Dimble!«, rief Jane aus. »Und ich habe nicht einmal gewusst, dass dieses Haus dem College gehört.«

      »Da haben wir es!«, sagte Mrs. Dimble. »Die eine Hälfte der Welt weiß nicht, wie die andere lebt. Und ich habe gedacht, Sie würden Ihren ganzen Einfluss aufbieten, um Ihren Mann dazu zu bewegen, uns zu helfen. In Wirklichkeit dagegen …«

      »Mark spricht nie mit mir über Collegeangelegenheiten.«

      »Das tun gute Ehemänner nie«, sagte Professor Dimble. »Höchstens über die Angelegenheiten anderer Colleges. Deshalb weiß Margaret alles über Bracton und nichts über Northumberland. Aber wollen wir nicht hineingehen?«

      Dimble vermutete, dass Bracton den Wald und alles andere, was dem College auf dieser Seite des Flusses gehörte, verkaufen würde. Die ganze Gegend erschien ihm jetzt noch paradiesischer als bei seinem Einzug vor fünfundzwanzig Jahren, und er war über die jüngste Entwicklung viel zu bekümmert, um vor der Frau eines Bracton-Dozenten darüber zu sprechen.

      »Du wirst auf dein Mittagessen warten müssen, bis ich Janes neuen Hut gesehen habe«, sagte Mutter Dimble und eilte mit Jane die Treppe hinauf. Es folgte ein im altmodischen Sinne sehr weibliches Gespräch. Doch obwohl Jane sich in gewisser Weise darüber erhaben fühlte, empfand sie es als wohltuend. Und obwohl Mrs. Dimble zu solchen Dingen wirklich eine falsche Einstellung hatte, war nicht zu leugnen, dass die eine kleine Änderung, die sie vorschlug, eine entscheidende Verbesserung war. Als der Hut wieder eingepackt war, sagte Mrs. Dimble unvermittelt: »Es ist doch nichts Unangenehmes passiert?«

      »Wieso?«, sagte Jane. »Was sollte passiert sein?«

      »Sie sehen so verändert aus.«

      »Oh, mir fehlt nichts«, sagte Jane laut. Und in Gedanken fügte sie hinzu: »Sie platzt vor Neugierde, ob ich ein Baby erwarte. So sind Frauen wie sie nun einmal.«

      »Mögen Sie nicht geküsst werden?«, fragte Mrs. Dimble unerwartet.

      »Mag ich nicht geküsst werden?«, dachte Jane. »Das ist in der Tat die Frage. Mag ich nicht geküsst werden? Nicht auf Verstand bei Frauen hoffe …« Sie hatte erwidern wollen: »Natürlich nicht«, brach aber aus unerklärlichen Gründen und zu ihrem großen Verdruss stattdessen in Tränen aus. Und dann wurde Mrs. Dimble für einen Augenblick einfach eine Erwachsene, wie Erwachsene für ein sehr kleines Kind sind: große, warme, weiche Wesen, zu denen man mit aufgeschlagenen Knien oder zerbrochenem Spielzeug läuft. Wenn Jane an ihre Kindheit dachte, erinnerte sie sich gewöhnlich an Anlässe, wo die vereinnahmende Umarmung von Kindermädchen oder Mutter unerwünscht war und sie sich gegen diese Beleidigung der eigenen Reife gesträubt hatte. Nun aber dachte sie an jene vergessenen und seltenen Male, wo sie sich aus Angst oder Kummer der Umarmung willig überlassen und Trost gefunden hatte. Getätschelt und liebkost zu werden widersprach ihrer ganzen Lebensauffassung; doch als sie wieder hinuntergingen, hatte sie Mrs. Dimble erzählt, dass sie kein Kind erwarte und nur ein wenig niedergeschlagen sei, weil sie zu viel allein war und einen Albtraum gehabt hatte.

      Beim Essen sprach Professor Dimble über die Artussage. »Es ist wirklich wundervoll«, sagte er, »wie alles zusammenhängt, selbst in einer späten Version wie der von Malory. Haben Sie bemerkt, dass es zwei Gruppen von Charakteren gibt? Im Mittelpunkt stehen Ginevra und Lanzelot und all diese Leute: sehr höfisch und ohne spezifisch britische Züge. Aber im Hintergrund – auf Artus’ anderer Seite sozusagen – gibt es all diese dunklen Gestalten wie Morgane und Morgause, sehr britisch und mehr oder weniger feindselig, obgleich sie seine eigenen Verwandten sind. Voller Magie. Sicherlich erinnern Sie sich an die wundervolle Wendung, wie die Königin Morgane ›mit ihren Zauberinnen das ganze Land in Brand setzte‹. Auch Merlin ist natürlich britisch, allerdings nicht feindselig. Sieht das nicht ganz nach einem Bild Britanniens aus, wie es kurz vor der Invasion gewesen sein muss?«

      »Wie meinen Sie das, Mr. Dimble?«, fragte Jane.

      »Nun, muss nicht ein Teil der Gesellschaft entweder römisch oder weitgehend romanisiert gewesen sein? Leute, die sich in Togen hüllten und ein keltisiertes Latein sprachen – etwas, das für uns etwa wie Spanisch klingen würde? Und die natürlich Christen waren. Aber im Landesinnern, in den abgelegenen Gegenden tief in den Wäldern wird es kleine Königshöfe gegeben haben, regiert von echten alten britischen Stammeskönigen, die eine Art Walisisch sprachen und sicherlich noch weitgehend dem alten Druidenglauben anhingen.«

      »Und zu welcher Gruppe würde Artus selbst gehört haben?«, fragte Jane. Es war albern, dass ihr Herz bei den Worten »wie Spanisch« einen Schlag lang ausgesetzt hatte.

      »Das ist der springende Punkt«, sagte Professor Dimble. »Man kann sich ihn als einen altbritischen Stammeskönig vorstellen, aber auch als einen christlichen und in römischer Kriegstechnik ausgebildeten Feldherrn, der diese ganze Gesellschaft zusammenzuhalten versucht, was ihm beinahe gelingt. Nun, aufseiten seiner eigenen britischen Sippe wird es Missgunst gegeben haben, und die romanisierte Schicht, die Lanzelots und Lyoneis sahen sicher auf die Briten herab. Das würde erklären, warum Key immer als ein grober, bäurischer Mensch dargestellt wird: er gehört dem bodenständigen Element an. Und immer diese unterschwellige Strömung, dieser Zug zurück zum Druidenglauben.«

      »Und welchen Platz würde Merlin einnehmen?«

      »Ja … er ist die eigentlich interessante Gestalt. Ist alles gescheitert, weil er so früh gestorben ist? Haben Sie sich einmal überlegt, was für ein seltsames Geschöpf Merlin ist? Er ist nicht böse, aber er ist ein Zauberer. Er ist offensichtlich ein Druide, dennoch weiß er alles über den Gral. Er ist ›des Teufels Sohn‹, aber Layamon macht sich die Mühe zu erklären, dass das Wesen, das Merlin gezeugt hat, nicht unbedingt böse gewesen sein muss. Bedenken Sie: ›Im Himmel wohnen Geschöpfe mancherlei Art. Einige sind gut, und andere tun Böses.‹«

      »Ja, das ist ziemlich sonderbar. Es war mir noch nie aufgefallen.«

      »Ich frage mich oft«, sagte Dimble, »ob Merlin nicht die letzte Spur von etwas darstellt, das die spätere Tradition völlig vergessen hat – etwas, das unmöglich wurde, als die einzigen Leute, die mit dem Übernatürlichen in Berührung kamen, entweder weiß oder schwarz, entweder Priester oder Hexenmeister waren.«

      »Was für ein schrecklicher Gedanke«, sagte Mrs. Dimble, die bemerkt hatte, dass Jane nachdenklich schien. »Wie auch immer, Merlin hat, wenn überhaupt, vor langer Zeit gelebt, und wie jeder von uns weiß, ist er unwiderruflich tot und liegt unter dem Bragdon-Wald begraben.«

      »Begraben ja, aber der Legende zufolge nicht tot«, verbesserte Professor Dimble.

      »Oh!«, sagte Jane unwillkürlich, aber Professor Dimble dachte laut weiter.

      »Ich frage mich, was sie wohl finden, wenn sie dort für die Fundamente ihres Instituts die Erde ausheben«, sagte er.

      »Zuerst Lehm und dann Wasser«, sagte Mrs. Dimble. »Deshalb können sie dort eigentlich gar nicht bauen.«

      »Sollte man meinen«, sagte ihr Mann. »Aber warum kommen sie überhaupt hierher? Ein Cockney wie Jules wird sich kaum von der poetischen Einbildung leiten lassen, Merlins Mantel habe sich um seine Schultern gelegt.«

      »Was denn!«, sagte Mrs. Dimble. »Merlins Mantel!«

      »Ja«, sagte der Professor. »Es ist eine Schnapsidee. Sicherlich würden manche von seinen Freunden den Umhang gern finden. Ob sie aber auch groß genug sind, ihn auszufüllen, ist eine andere Sache! Es würde ihnen wohl kaum gefallen, wenn mit dem Mantel auch der Alte selbst wieder lebendig würde.«

      »Sie wird ohnmächtig!« sagte Mrs. Dimble plötzlich und sprang auf.

      »Nanu, was ist mit Ihnen?«, fragte Professor Dimble und blickte verwundert in Janes blasses Gesicht. »Ist es Ihnen hier zu heiß?«

      »Ach, es ist einfach lächerlich«, sagte Jane.

      »Kommen

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