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Die böse Macht. C. S. Lewis
Читать онлайн.Название Die böse Macht
Год выпуска 0
isbn 9783865064301
Автор произведения C. S. Lewis
Жанр Контркультура
Издательство Автор
In dieser Stimmung kehrte das Kollegium nach dem Mittagessen in den Sitzungssaal zurück, um die finanzielle Lage des Colleges ins Auge zu fassen. Natürlich sprach vor allem Busby, der Quästor. An sonnigen Nachmittagen konnte es im Sitzungssaal sehr heiß werden; der ruhige Redefluss des Schatzmeisters und sogar das Blitzen seiner ebenmäßigen weißen Zähne über dem Bart (er hatte beachtlich schöne Zähne)
hatten eine beinahe hypnotische Wirkung. Universitätslehrer finden sich in Geldangelegenheiten nicht immer mühelos zurecht; wahrscheinlich wären sie andernfalls auch nicht Hochschullehrer geworden. Sie begriffen, dass die finanzielle Situation schlecht war, sehr schlecht sogar. Einige der jüngsten und unerfahrensten Kollegen überlegten schon nicht mehr, ob sie eine neue Umfassungsmauer oder eine Gehaltserhöhung bekommen würden, sondern fragten sich, ob der Fortbestand des Colleges überhaupt noch gewährleistet sei. Die Zeiten waren, wie der Quästor so treffend sagte, überaus schwierig. Ältere Mitglieder hatten von Dutzenden früherer Schatzmeister sehr oft von solchen Zeiten gehört und waren weniger beunruhigt. Ich will damit keineswegs andeuten, dass der Quästor des Bracton Colleges die Situation falsch darstellte. Es ist sehr selten, dass die Geschäftslage einer großen Körperschaft, die sich der Förderung von Forschung und Lehre verschrieben hat, als rundum zufrieden stellend bezeichnet werden kann. Busbys Vortrag war ausgezeichnet, jeder Satz ein Muster an Klarheit: Und wenn seine Zuhörer den Kern seiner Darlegungen weniger klar fanden als die Einzelheiten, dann lag das wohl an ihnen selbst. Einige kleinere Sparmaßnahmen und Investitionen, die er vorschlug, wurden einstimmig gebilligt, und ernüchtert vertagte sich das Kollegium bis nach der Teestunde. Studdock rief Jane an und sagte ihr, dass er zum Abendessen nicht heimkommen werde.
Erst um sechs Uhr mündeten all die verschiedenen, von den vorhergehenden Punkten aufgeworfenen Gedankengänge und Gefühle in die Frage, ob der Bragdon-Wald verkauft werden solle. Es wurde nicht direkt vom Verkauf des Bragdon-Waldes gesprochen. Der Schatzmeister sprach vom »Verkauf der rotumrandeten Fläche auf dem Plan, den ich jetzt mit
Erlaubnis des Rektors herumgehen lasse«. Er wies ganz offen darauf hin, dass dies den Verlust eines Teils des Bragdon-Waldes bedeutete. In Wirklichkeit würde dem College nach dem Verkauf lediglich ein etwa sechzehn Fuß breiter Streifen entlang der Südseite verbleiben, aber von Täuschung konnte keine Rede sein, weil jeder Gelegenheit hatte, den Plan mit eigenen Augen zu begutachten. Der Plan hatte einen kleinen Maßstab und war vielleicht nicht ganz genau – nur gedacht, um eine ungefähre Vorstellung zu vermitteln. Auf Fragen hin räumte Busby ein, dass der Brunnen selbst unglücklicherweise – oder vielleicht glücklicherweise – auf dem Gebiet liege, welches das N.I.C.E. haben wollte. Selbstverständlich würde dem College ein Zugangsrecht gewährt; Brunnen und Fassung würden überdies vom Institut in einem Zustand erhalten, der alle Archäologen der Welt zufrieden stellen dürfte. Busby enthielt sich aller Ratschläge und erwähnte nur die höchst erstaunliche Summe, die das N.I.C.E. bot. Da kam Leben in die Versammlung. Schritt für Schritt offenbarten sich die Vorteile des Verkaufs – wie reife Früchte, die einem in die Hand fallen. Der Verkauf löste das Problem mit der Mauer; er löste das Problem der Denkmalpflege; er löste die finanziellen Probleme; und er versprach das Problem der Gehaltserhöhung für die jungen Kollegen zu lösen. Ferner stellte sich heraus, dass das Institut dieses Gelände als den einzig möglichen Standort in Edgestow betrachtete. Wenn das College aus irgendeinem Grund nicht verkaufte, so fiele der ganze Plan ins Wasser, und das Institut würde wahrscheinlich nach Cambridge gehen. Die vielen Fragen entlockten dem Quästor sogar den Hinweis, dass er von einem College in Cambridge wusste, das sehr daran interessiert sei zu verkaufen.
Die wenigen wirklich Unbeugsamen unter den Anwesenden, für die der Bragdon-Wald eine Art Lebensnotwendigkeit darstellte, konnten kaum fassen, was geschah. Als sie endlich ihre Sprache wieder fanden, brachten sie einen Missklang in das allgemeine Gesumm fröhlicher Bemerkungen. Sie waren an den Rand gedrängt worden und erschienen nun als die Gruppe, die den Wald unbedingt mit Stacheldraht einzäunen wollte. Als schließlich der alte Jewel aufstand, blind, zitternd und den Tränen nahe, war seine Stimme kaum zu hören.
Einige wandten sich um und betrachteten – manche voller Bewunderung – die scharfgeschnittenen, halb kindlichen Gesichtszüge und das weiße Haar, das in dem allmählich dunkler werdenden Raum zu leuchten schien. Aber nur die in seiner Nähe konnten hören, was er sagte. In diesem Augenblick stand Lord Feverstone auf, verschränkte die Arme auf der Brust und blickte den alten Mann geradewegs an.
»Wenn der ehrenwerte Kollege Jewel wünscht«, sagte er sehr laut, »dass wir seine Ansichten nicht hören, dann erreicht er sein Ziel besser durch Schweigen.«
Jewel war schon vor dem Ersten Weltkrieg ein alter Mann gewesen, zu einer Zeit, da alte Männer noch zuvorkommend behandelt wurden, und er hatte sich nie an die moderne Welt gewöhnen können. Als er so mit vorgestrecktem Kopf dastand, dachten die anderen einen Moment lang, er werde antworten. Dann breitete er ganz plötzlich in einer Geste der Hilflosigkeit die Hände aus, zog seinen Kopf zurück und setzte sich umständlich wieder hin.
Der Antrag wurde angenommen..
5 _______
Nachdem Jane die Wohnung verlassen hatte, ging sie in die Innenstadt und kaufte sich einen Hut. Früher hatte sie abfällig von jener Sorte Frauen gesprochen, die sich zum Trost und als Anregung Hüte kauften, so wie Männer Alkohol tranken. Es kam ihr nicht in den Sinn, dass sie jetzt das Gleiche tat. Sie bevorzugte ziemlich streng geschnittene Kleider in gedeckten Farben, wie sie einem ernsthaften Geschmack entsprachen, Kleider, die jedem deutlich machen sollten, dass sie eine intelligente Erwachsene war und nicht so ein aufgedonnertes Ding wie auf den Werbeplakaten. Auf Grund dieser Vorliebe war ihr gar nicht bewusst, dass sie sich überhaupt für Kleider interessierte, und so verdross es sie ein wenig, als sie beim Verlassen des Hutladens Mrs. Dimble begegnete und mit den Worten begrüßt wurde: »Hallo, meine Liebe! Haben Sie sich einen Hut gekauft? Kommen Sie zum Mittagessen zu uns, und lassen Sie sich damit anschauen. Cecil steht mit dem Wagen gleich um die Ecke.«
Cecil Dimble, Professor am Northumberland College, war während Janes letztem Studienjahr ihr Tutor gewesen, und seine Frau (man würde sie am liebsten Mutter Dimble nennen) war allen Mädchen ihres Jahrgangs eine Art Tante gewesen. Sympathie für die Studentinnen des eigenen Mannes ist unter Professorenfrauen vielleicht weniger verbreitet, als zu wünschen wäre; aber Mrs. Dimble schien alle Studenten beiderlei Geschlechts ihres Mannes zu mögen, und das Haus der Dimbles, etwas abseits auf der anderen Seite des Flusses gelegen, war während des Semesters immer eine Art geräuschvoller Salon. Mrs. Dimble hatte Jane besonders gern gemocht und ihr jene Art von Zuneigung entgegengebracht, wie sie eine humorvolle, unkomplizierte und kinderlose Frau zuweilen für ein Mädchen empfindet, das sie hübsch und ein wenig eigenartig findet. Im letzten Jahr hatte Jane die Dimbles etwas aus den Augen verloren und hatte deswegen ein schlechtes Gewissen. Sie nahm die Einladung zum Mittagessen an.
Sie fuhren nördlich vom Bracton College über die Brücke und dann am Ufer des Wynd entlang und an kleinen Häusern vorbei nach Süden. An der normannischen Kirche bogen sie links ab und folgten der geraden Landstraße mit den Pappeln auf der einen und der Mauer des Bragdon-Waldes auf der anderen Seite Richtung Osten bis vor die Haustür der Dimbles.
»Wie schön es hier ist!«, sagte Jane spontan, als sie aus dem Wagen stieg. Die Dimbles hatten einen prächtigen Garten.
»Dann sollten Sie sich alles gut ansehen«, sagte Professor Dimble.
»Wie meinen Sie das?«, fragte Jane.
»Hast du es ihr noch nicht erzählt?«, fragte Professor Dimble seine Frau.