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Soldatis und der König der Schattenalp: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 5). Jork Steffen Negelen
Читать онлайн.Название Soldatis und der König der Schattenalp: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 5)
Год выпуска 0
isbn 9783960083641
Автор произведения Jork Steffen Negelen
Издательство Автор
Artur zog die kalte Winterluft hörbar durch seine lange Nase ein, doch er sagte kein Wort. Er stellte lieber den kleinen Späher, den er aufgefangen hatte, auf seine Füße und schupste ihn sanft zur Tür des Baumhauses.
In dem Baumhaus wurde es schnell brechend voll, denn auch der kleinste Minitroll wollte sofort wissen, was die beiden Späher in Dämonicons Grotte hören und sehen konnten.
Die Legende von Saphira
Als die beiden kleinen Minitrolle ihren Bericht beendeten, war es im Baumhaus für einen Augenblick absolut leise. Artur holte ein Tuch aus einer seiner zahlreichen Taschen und schnäuzte sich lautstark. Dann griff er zu einem Buch und blätterte so lange, bis er an eine bestimmte Stelle kam. »Ah, da habe ich es ja gefunden. In meinem Buch über die alten Städte der Zwerge habe ich einen Eintrag. Er ist nicht all zu lang, aber bestimmt sehr hilfreich.«
Die Kobolde, die hinter ihrem Bruder Artur standen, versuchten in das Buch zu schauen und Snobby wollte Ohle etwas zuflüstern. Doch die Minitrolle zischten empört dazwischen und Barbaron knurrte ihn leise wie ein bissiger Wolf an. Sofort kehrte wieder Ruhe ein und Artur erklärte, was in dem Buch über Saphira stand. »Hört gut zu, meine Freunde. Hier steht geschrieben, wie die Zwerge einst im Silbergebirge ihre größte Stadt bauten und warum sie den Ort wieder verließen.«
Artur nahm einen Schluck Wein aus einem Becher und las aus dem Buch vor. »Vor mehr als dreitausend Jahren fand der Wüstenzwerg Wenzel, als er mit einer Herde Schafe durch das Silbergebirge nach Norden zog, einen großen Saphir auf einer Wiese. Er merkte sich die Stelle und kehrte zu seiner Familie in die südliche Wüste zurück. Als er ihnen den Edelstein zeigte, da wollten sie alle zu der Wiese eilen. Tatsächlich fanden sie nur wenige Tage später auf der Wiese weitere Saphire. So blieben sie im Silbergebirge und erbauten ihre Stadt und unter der Stadt legten sie ein Bergwerk an. Sie nannten diese Stadt Saphira, denn sie wurden durch die Edelsteine, die sie gefunden hatten, sehr reich und mächtig. Bald arbeiteten viele Sklaven in dem Bergwerk der Stadt und Wenzel wurde zum König gekrönt. Er herrschte noch hundert Jahre, bevor er von einem seiner Söhne ermordet wurde. König Wenzels Erben regierten in der Stadt fast tausend Jahre, doch sie brachten sich regelmäßig gegenseitig um. So starb Wenzels königliche Familie nach tausend Jahren aus und ein neuer König wurde vom Volk gewählt. Er hieß Dunkerich und er herrschte nur sieben Jahre. Seine Gier nach den Schätzen der Welt war noch größer, als die jedes anderen Königs. So ließ er zu, dass einer seiner Kaufleute einen sonderbaren Fund in die Stadt brachte. Dieser Kaufmann ließ in die Schatzkammer des Königs eine Kiste mit drei Gorgoden bringen. Diese Gorgoden sind Bernsteinkugeln und in ihnen sind drei dunkle Kreaturen gefangen. Ihre finstere Macht stellen sie nur dem Zauberer zur Verfügung, der sie aus dem Bernstein befreit. Sie können dann jede andere Kreatur töten, selbst Drachen und Riesen sind nicht vor ihnen sicher.«
Unruhe machte sich sofort im Baumhaus breit und einer der Minitrolle rief aus, was alle Anwesenden dachten. »Wir sollten uns diese drei Gorgoden holen!« »Genau, das sollten wir!«, rief ein zweiter Minitroll. Nun brach beinah ein Tumult aus und Artur konnte nur mit Mühe seine Brüder und die Minitrolle beruhigen.
Als wieder Stille in das Baumhaus einkehrte und die erhitzten Gemüter sich ein wenig mit Wein abkühlten, setzte sich Artur wieder auf seinen Stuhl und schaute in sein Buch.
In dem Buch stand noch etwas über die drei Gorgoden, dass er den Freunden unbedingt vorlesen wollte. »Ein finsterer Fluch zog mit den drei Kreaturen in Saphira ein. Die Zwerge wurden nach und nach um ihren Verstand gebracht. Sie misstrauten einander immer mehr und bildeten zwei große Lager, die sich gegenseitig in der Stadt bekämpften. Die eine Seite war dem König treu ergeben. Die andere Seite wollte einen neuen König wählen. Ein fremder Zauberer war zu allem Übel auch noch in die Stadt gekommen. Er hetzte die Zwerge gegeneinander auf und entfachte so einen Bruderkrieg. Der Zauberer, der auch ein Wüstenzwerg war, erschlug Dunkerich im Zweikampf. Doch er war selbst so schwer verletzt, dass er zu Boden sank und die Nacht nicht überlebte. So konnte er die Gorgoden nicht mehr benutzen. Die Kämpfe gingen bis zum nächsten Morgen weiter. Als die Sonne aufging, da schlossen die überlebenden Wüstenzwerge Frieden und verließen ihre Stadt Saphira. Sie setzten als Hüterin aller Schätze Opyhra, die Königin von Penda ein. Ihr fliegendes Volk lässt seitdem niemanden in die Stadt Saphira hinein.«
Barbaron war plötzlich mit einem Trollsprung auf Arturs Arbeitstisch gelandet und drehte das Buch mit der Magie seines blauen Kristalls so um, dass er selbst hineinschauen konnte. »Tatsächlich!«, rief der kleine König laut aus und er schaute grimmig in das Buch. »Hier steht es ganz deutlich. Opyhra bewacht also die Stadt und niemand kann hinein. Das wird Dämonicon nicht gerade erfreuen. Meine Späher sagten doch, dass er diesen Bastard Vagho schicken will, um in Saphira die drei Gorgoden zu holen.«
»Weißt du etwas über diese Königin?«, fragte Knurr und er sah den kleinen König aller Minitrolle abwartend an. Barbaron nickte und er schwebte plötzlich über Arturs Arbeitstisch. »Ja, mein lieber Knurr. Ich kenne die werte Dame. Sie ist so etwas wie eine alte Bekannte von uns. Glücklicherweise sind wir ihr am Tage begegnet. In der Nacht hätte sie uns sicherlich alle zum Fressen gern gehabt. Opyhra ist die Königin der fliegenden Janus-Elfen.«
Artur beugte sich zu dem schwebenden Barbaron vor und sah ihn erstaunt an. »Ihr habt tatsächlich diese mörderische Königin und ihr Volk kennengelernt? Das ist ja nicht zu fassen. Warum hast du uns das nicht schon längst erzählt? So etwas ist doch verdammt wichtig.«
»Ach was, so richtig wichtig ist das also für dich?«, wunderte sich Barbaron scheinheilig. Er landete wieder grinsend auf dem Arbeitstisch. »Mich hat bis zum heutigen Tag noch keiner nach dieser Königin gefragt und wir Minitrolle haben alle Hände voll mit Arbeit gehabt. Außerdem war es ja nur eine kurze Begegnung. Opyhra und zwei ihrer Begleiterinnen holten in der Nähe von Saphira Wasser aus einer Bergquelle. Wir haben dort ein Jagdlager gehabt und uns ein wenig mit ihnen unterhalten. Sie kamen in unser Lager, als wir gerade dabei waren, unsere Beute zu zerlegen.«
Am Kichern einiger Minitrolle konnte Artur genau erkennen, dass Barbaron ihm etwas Wichtiges verschwieg. Mit ernster Miene sah er zu dem kleinen König. Er drückte ihm seinen Zauberstab gegen den Bauch. »An deiner Geschichte stimmt doch etwas nicht. Also, mein Freund Barbaron, was ist an jenem Tag wirklich geschehen? Ich will alles wissen.«
Der kleine König sah etwas verlegen in Arturs finster aussehende Augen und er holte mit beiden Armen weit aus. »Wir hatten einen riesigen Keiler erlegt. Das war ein prächtiger Bursche. Da kam dieses Weib mit zwei ihrer Freundinnen angerannt und sie behaupteten gleich, wir hätten ihnen die Beute vor der Nase weggeschnappt. Wir sollten ihnen den Keiler überlassen und sofort verschwinden. Doch das wollten wir nicht.«
Soldatis mischte sich ein. Er trat dicht an den Tisch heran und sah Barbaron mit funkelnden Augen an. »Lass mich raten, mein alter Freund. Ihr habt euch mit ihnen angelegt und sie vertrieben.«
Der kleine König lächelte und wiegte seinen Kopf hin und her. »Na ja, ganz so war es nicht. Wir haben die drei hübschen Puppen erst mal schlafen gelegt und uns in aller Ruhe um den Keiler gekümmert. Als diese drei Tanten wieder aufwachten, da war von dem Keiler nur noch das löchrige Fell, die Knochen und der Kopf übrig. Wir waren da schon verschwunden und sie haben uns bis heute noch nicht erwischt.«
Honigsüß lächelnd hob Barbaron beide Hände in die Höhe und tat, als wäre er die einzig wahre Unschuld im Baumhaus. Artur winkte ab und zog dem kleinen König das Buch unter den Füßen weg. Er schlug es zu und stellte es in sein Regal zurück. »Das sind ja gute Aussichten. Wir wollen drei gefährliche Kugeln holen, die man als Gorgoden bezeichnet. Die werden von den Janus-Elfen bewacht. Sie sind am Tage harmlos und in der Nacht wachsen ihnen wahrscheinlich Flügel, lange Zähne und riesige Krallen.«
Ohle zog ein anderes Buch aus dem Regal und warf es auf den Tisch. Er schlug es auf und fand sofort die passende Seite. Dann stellte er sich auf Arturs Stuhl und las aus dem Buch vor. »Man höre und staune. Die Janus-Elfen sind alle nur Frauen. Sie gehörten früher zu den weißen Elfen. Ein Zauberer hat sie