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hatte, erfuhr ich vom Untergang von Saphira. Ein mächtiges Feuer sollte dort alles vernichtet haben. Doch der Kristall hat uns gezeigt, dass dort kein Feuer gewütet haben kann. Es muss eine andere Macht gewesen sein, die alle Bewohner von Saphira vertrieben hat.«

      Dämonicon hatte noch immer sein Grinsen im Gesicht, als er Vagho erneut mit seinem Zauberstab auf die Brust tippte. »Du bist ein kluger und umsichtiger Mann, Vagho, König der Schattenalps. Du hast ein großes Heer, das dir bedingungslos ergeben ist. Das brauche ich für die kommende Schlacht. Doch ich will diese Schlacht erst dann wagen, wenn ich eine Waffe habe, die ich gegen die Drachen verwenden kann. Deshalb brauche ich die drei Kugeln. Sie selbst sind nicht weiter wichtig. Doch die Tiere in ihnen sind von großem Wert. Wer auch immer die Kugeln zerstört, der herrscht über diese Tiere und kann sie in die Schlacht führen. Der Skorpion, die Spinne und die Schlange werden zu riesigen Monstern. Sie können nicht fliegen, doch die Spinne kann die Drachen mit ihren Netzen fangen und ihre beiden Freunde können sie mit ihrem Gift töten. Wenn diese drei Tiere ihr Werk getan haben, ist für uns der Weg frei und wir greifen nach der Herrschaft über diese Welt. Niemand wird uns dann noch aufhalten können.«

      Voller Ungeduld trat Tantara dicht an Dämonicon heran. »Herr, sag uns, was wir tun sollen und es wird geschehen. Wenn du mich schickst, so hole ich dir diese drei Kugeln so schnell ich kann.«

      »Das glaube ich dir gern«, erwiderte der schwarze Zauberer. »Doch du wirst eine andere Aufgabe übernehmen.«

      Noch einmal tippte Dämonicon Vagho mit seinem Zauberstab gegen die Brust. »Du, mein Freund Vagho, du wirst mir die drei Kugeln holen. Gehe allein und nimm nur mit, was du auch wirklich brauchst. Und vergiss deinen Zauberstab nicht. Du wirst ihn brauchen, wenn du die Stadt erreicht hast. Bringe auch in Erfahrung, was die Bewohner von Saphira in die Flucht trieb. Vielleicht können wir auch diese Macht verwenden.«

      Tantara war über Dämonicons Entscheidung nicht sehr erfreut. »Aber Herr, warum lässt du mich nicht nach Saphira ziehen? Ich hole dir bestimmt deine Kugeln und ich erfahre auch, was sich dort zugetragen hat.«

      »Nein«, erklärte Dämonicon dem Erdhexer. »Du würdest dort in der Gegend nur auffallen und das will ich nicht. Saphira war einst eine stolze Stadt der Wüstenzwerge. Sie wohnen noch heute in den Bergen des Silbergebirges. Ein einzelner Schattenalp kann mehr bewirken. Besonders wenn er Vagho heißt. Er ist ein Meisterdieb, ein Giftmörder und ein treuer Freund. Niemand kennt sich besser mit den magischen Fallen aus, die die Zwerge in der Schatzkammer von Saphira vor langer Zeit legten. Vagho wird sie alle überwinden und du, mein Freund Tantara, du wirst dich mit Oxan und Uridon zu den Zentauren begeben. Ihr werdet nachschauen, ob alles in ihrem Lager seine Ordnung hat. Wenn der Winter vorbei ist und das Frühjahr erwacht, dann will ich die Schlacht wagen und meine Feinde vernichten.«

      Dämonicon drehte sich um und ging zu einem Tisch, auf dem einer der Erdtrolle sein Essen bereitgestellt hatte. Der Geruch von frischem Brot und einem Hirschbraten stieg ihm in die Nase. Doch da war noch etwas anderes. Es lag wie ein feiner Schleier in der Luft. Vagho kam herbei und er roch es ebenfalls. Doch es war so schnell weg, wie es gekommen war und Dämonicon sah sich ratlos um. Der Schattenalp zog seinen Zauberstab und erhellte mit einem Feuerball die Umgebung. Doch es war nichts zu entdecken.

      »Lass es gut sein«, sprach der schwarze Zauberer. »Das kommt bestimmt vom Essen. Für einen Augenblick dachte ich, ein fremdes Wesen wäre in die Grotte eingedrungen. Doch es wird wohl der Braten sein, der unsere Nasen in die Irre geführt hat.«

      »So wird es sein, mein Herr«, erwiderte der Schattenalp. Er steckte seinen Zauberstab zurück in seinen Gürtel. Vielleicht hatte Dämonicon recht, doch Vagho blieb misstrauisch. Er schaute immer wieder in alle Ecken, doch es war nichts zu sehen. Deshalb ging er ins Freie und schaute sich vor dem Eingang der Grotte um. Die Spuren seiner Männer waren deutlich im Schnee zu erkennen. Auch seine eigenen Stiefelabdrücke fielen ihm auf. Sonst gab es jedoch nichts zu sehen. Vagho schaute in den mit Wolken bedeckten Himmel und er hörte das Rauschen der Bäume. Der Wind trieb hier und da den Schnee in die Höhe und ließ ihn tanzen. Er dachte an die Stadt Saphira und ihm kam ein alter Freund in den Sinn, der schon längst tot und begraben war. Der hatte ihm einst erzählt, dass die Stadt ihren Namen durch einen Zwerg bekam, der einen großen Saphir gefunden hatte. Es sollte ein faustgroßer Edelstein gewesen sein, der einfach so in der Gegend herumlag und in der Sonne funkelte.

      Ob diese Geschichte stimmte, wusste Vagho nicht. Doch ihm fiel auch seine Schwester ein. Als sie beide noch Kinder waren, da hatte Irrsande ein Lied gesungen. Vagho hatte noch immer ihre helle Stimme im Ohr und ohne es zu wollen sang er ihr Lied. »Spiel nicht mit Saphiren, die Steine werden dich verführen. Ihr edler Glanz wird dich blenden und du wirst dich hin zum Feuer wenden. Spiel nicht mit Saphiren …«

       Der Bettler von Krell

      In Krell, der Hauptstadt des Königreiches Avanura, gab es nur noch ein einziges Thema. Alles drehte sich jetzt um den Wintermarkt. Die Kaufleute kamen, um zu handeln, die Gaukler wollten mit ihren Kunststücken das Volk begeistern und die königlichen Steuereintreiber rieben sich schon seit Tagen die Hände. Doch es waren so viele Schaulustige auf dem Wintermarkt, dass niemand in der Stadt auch nur die geringste Übersicht hatte. Alle Wirtshäuser und Herbergen der Stadt waren brechend voll.

      König Core von Avanura hatte den Hüter Dankwart von Arewall zum jährlichen Marktherrn ernannt und ihm somit die Oberaufsicht über das bunte Treiben übergegeben. Böse Zungen behaupteten, der König wollte dem Hüter nur so zum Spaß mit dieser Ernennung einen Streich spielen – was natürlich niemand beweisen konnte. Auf jeden Fall musste jeder der vielen Kaufmannsstände von Dankwart selbst gezählt werden.

      Vor einem der zahlreichen Stände stand ein Kobold. Er handelte eifrig mit einem Kaufmann, der viele seltene Edelsteine, Muschelschalen und Perlen anbot. Das alles waren Dinge, die von dem Kobold gebraucht wurden. Doch der Preis für eine ganz besondere Perle war einfach zu hoch. Deshalb winkte der Kobold ab, als der Kaufmann ihm noch ein letztes Angebot machte. Dieser Kobold war Soldatis. Er schulterte seine Keule und verließ den Stand des Kaufmanns.

      Leise schimpfte er vor sich hin. »So ein gieriger Kerl, der will doch glatt zehn Goldstücke für eine einzige Perle haben. Da gehe ich doch lieber zu den Fischern im Hafen. Die verkaufen mir eine Perle für ein einziges Goldstück und nicht für zehn.«

      Soldatis ging zu einem Weinhändler und ließ sich einen Becher mit süßem Wein reichen. Als er den Becher ausgetrunken hatte und ihn zurückgab, da viel sein Blick auf einen Kartenhändler. Der Mann hielt allerlei Weltkarten hoch. Doch der Kobold sah schnell, dass alle Karten sehr ungenau waren und viele Orte nicht darauf standen. Deshalb zog Soldatis weiter. Er sah sich die vielen Stände an. Oftmals wurde er unsanft zur Seite gedrängt und es gelang ihm nur mit Mühe, sich den nötigen Platz zu verschaffen.

      Nach einigen Stunden war der Kobold erschöpft und er verließ den Marktplatz. Etwas abseits saß ein alter Bettler. Er hielt eine Schale hoch. Mit flehendem Blick bat er immer wieder um eine Kupfermünze. Soldatis hatte keine Lust mehr, bei den Fischern nach Perlen zu fragen und er warf achtlos drei Goldstücke auf die Schale des Bettlers. Der Alte traute seinen Augen nicht und biss mit seinen letzten beiden Zähnen auf eines der Goldstücke. Dann steckte er sie schnell weg und lief, auf eine Krücke gestützt, dem Kobold nach.

      »Halt, mein Freund«, rief er Soldatis nach. Als er den Kobold eingeholt hatte, zog er die drei Goldstücke aus einer Tasche seines zerlumpten Mantels. Er riss sich auch den löchrigen Filzhut vom Kopf und verneigte sich.

      Soldatis sah ihn verwundert an und er wusste nicht gleich, was er sagen sollte. Doch der alte Bettler hielt ihm die Goldstücke unter die Nase und sprach mit brüchiger Stimme. »Das ist zu viel Gold, mein Herr Kobold. Soviel kann ich nicht annehmen. Ich gebe es dir zurück, und wenn du willst, so gib mir eine Kupfermünze. Dann erhältst du meinen Dank und ich schließe dich in meine Gebete ein.«

      Soldatis schüttelte den Kopf und drückte die ausgestreckte Hand des Bettlers zur Seite. »Ich habe es dir gegeben, also will ich, dass du es nimmst. Kaufe dir dafür neue Kleider und nimm vorher ein Bad. Du riechst etwas streng.«

      Beleidigt sah der Bettler mit finsterer

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