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Dr. Rauschenberger in Walkenried gegangen, der bei uns eine Spülung vorgenommen hat, um eine evtl. Schwangerschaft zu verhindern, bzw. gegen eine Geschlechtskrankheit vorzubeugen.“

      Die Ehefrau E. L., geb. K., geb. am 17. 10. 1911 in H., wohnhaft in Walsum, Niederrhein, sagt zur Sache wie folgt aus:

      „Wie meine Freundin bereits in der Anzeige angegeben, wollten wir ins russische Gebiet, um von unserem Evakuiertenort noch Sachen herüberzuholen.

      Auch ich wurde mit meiner Schwester H. K., die erst 14 Jahre alt ist, in ein Zimmer geführt und wir mussten uns gemeinsam in ein Bett legen. Nach einer Weile kam ein Russe und holte mich in ein anderes Zimmer. In diesem Zimmer befand sich ein russischer Offizier, der mich in Empfang nahm und gleichzeitigem Verschließen des Zimmers sowie das elektrische Licht ausdrehte. Er zog sich dann im Dunkeln aus und legte sich zu mir ins Bett. Hier wurde ich dann dreimal geschlechtlich gebraucht und er blieb die halbe Nacht bei mir. Als dieser kaum das Zimmer verlassen hatte, kam ein anderer Russe, der ebenfalls einmal die Vergewaltigung bei mir vornahm. Wie mir später meine Schwester auf Befragen sagte, ist sie wegen ihrer Jugend von einer Vergewaltigung verschont geblieben. Sie ist zwar auch belästigt worden, hat sich jedoch zur Wehr gesetzt und man hat dann von dem Vorhaben abgesehen.

      Auch ich habe mich heute morgen in Walkenried ärztlich untersuchen lassen.“

      Gend.-Posten Walkenried

      Walkenried, den 14. August 1945

      Kreis Goslar/​Harz

      Tagebuch Nr. 72/​45

      An den

       Herrn Gend.-Kreisführer

      in B r a u n l a g e

      A n z e i g e

      Wegen Vergewaltigung der Hausgehilfin M. R., geb. am 3. Januar 1924 in L.B./​Ostpreußen, z. Zt. ohne feste Wohnung, und der Buttermeisterin H. N., geb. am 3. April 1923 in K., Kreis L., durch russische Soldaten in der Nähe der Ortschaft Ellrich auf russischem Interessengebiet am 14. 8. 1945, in der Zeit von 0.00 Uhr bis 1.00 Uhr.

      Die Hausgehilfin M.R. sagt zur Sache wie folgt aus:

      „Am 12. 8. 1945 kam ich mit dem Zuge von Nordhausen nach Ellrich. In meiner Begleitung befand sich meine Freundin H. N. und eine Frau E. H. Letztere ist mir nicht näher bekannt. Nachdem wir eine Nacht in Ellrich geblieben sind, versuchten wir nun gestern Abend, gegen 22.30 Uhr über die Grenze zu gehen, um nach Walkenried auf englisches Gebiet zu gelangen, weil wir nach Hildesheim wollten, um dort Beschäftigung zu suchen. Um die vorerwähnte Zeit hielten wir uns zunächst hinter dem letzten Haus in Ellrich auf, um eine günstige Gelegenheit zu erkunden und dann unser Vorhaben durchzuführen.

      Plötzlich erschienen zwei russische Posten, die von beiden Seiten um das Haus geschlichen kamen und uns mit in den nahegelegenen Wald nahmen. Da in Ellrich die Sperrzeit um 23.00 Uhr festgesetzt ist, lag an sich noch gar kein Grund vor, uns mitzunehmen. Unser Versteck hinter dem Haus muß unbedingt durch die Hausbesitzerin verraten worden sein, denn die Russen konnten uns nicht sehen.

      Außer den beiden Frauen befanden sich noch 2 (deutsche) Soldaten in unserer Begleitung. Diese wurden ebenfalls mitgenommen und ihnen sowie uns wurde im Walde sämtliches Gepäck abgenommen.

      Hier wurden wir durch die Posten an zwei russische Offiziere abgeliefert. Diese beredeten sich und versprachen, uns über die Grenze zu bringen. Wir gingen dann kreuz und quer durch den Wald. Etwa 200 m vor der englischen Grenze machten wir halt und es befanden sich hier noch drei russische Soldaten. Außerdem wurden noch zwei deutsche Mädel unterwegs aufgegriffen, so dass wir insgesamt 5 Frauen waren.

      Wir 5 mußten uns dann in einer Reihe aufstellen und es wurde mit einem Streichholz geleuchtet. Hierbei suchte sich jeder eine von uns aus. Dann wurden wir mit Pistolen bedroht und zur Vergewaltigung gezwungen. Trotzdem ich mich zur Wehr setzte, konnte ich die Vergewaltigung nicht verhindern, zumal man uns mit Erschießen drohte. Ich bin dann zweimal vergewaltigt worden, und zwar von zwei Russen. Die letzte Vergewaltigung wurde durch den Russen vorgenommen, der vorher meine Freundin H. N. vergewaltigt hatte.

      Nachdem wir dann über die Grenze geschickt worden sind, haben wir uns nach Walkenried begeben. Während die anderen drei Mädels heute Morgen von Walkenried aus weitergefahren sind, haben wir uns zu dem Arzt Dr. Rauschenberger in Walkenried begeben, der uns auf den Vorfall hin behandelte.“

      vom 24. August 1945

      Betr.: Grenzkontrolle

      Bezug: ohne

      Bei der Grenzkontrolle an der Domäne Wiedigshof wurde festgestellt, dass der englische Bewachungsposten seit dem 22. 8. 45 dort eingezogen ist. Die Domäne Wiedigshof gehört mit zur Gemeinde Walkenried und liegt zirka 3 km von Walkenried entfernt. Unmittelbar hinter der Domäne hat der Russe seine Grenze gezogen und durch eine starke Postenkette bewacht.

      Nach Angaben des dort eingesetzten Domänenverwalters Br. ist dort bereits vorgestern ein russischer Soldat gewesen, der sich vor dem Tor mit Flüchtlingen unterhalten hat. Gestern erschien ein russischer Offizier und ein Mann auf dem Hofe, die dort Umschau hielten. Bei dieser Gelegenheit haben sich diese beiden auch erkundigt, ob Engländer da wären. Als nun darauf Br. Anstalten machte, die Engländer zu rufen, verließen die beiden Russen schleunigst den Hof. Br. hatte den Eindruck, als ob diese beiden auskundschaften wollten, was dort gegebenenfalls zu holen sei.

      Erhärtet wird dieser Verdacht noch dadurch, indem die Russen nach Räumung der Domäne vor einigen Wochen plötzlich morgens erschienen sind, sich ebenfalls nach englischer Besatzung erkundigten und dann 207 Schafe nach dem russischen Interessengebiet abtreiben lassen haben. In diesem Falle war es so, dass die Russen laut Vereinbarung die Domäne räumen mussten, da es sich um braunschweigisches Gebiet handelte, die Engländer jedoch die Domäne nicht gleich besetzt haben. Am nächsten Morgen sind dann die Russen gekommen und gaben, (nachdem sie festgestellt hatten, dass keine englische Besatzung vorhanden war), dem Schäfer den Auftrag, die vorerwähnte Zahl Schafe nach dem Gut Werna, Grafschaft Hohenstein, zu treiben. Nachdem nun keinerlei Besatzung z. Z. mehr vorhanden ist, besteht der Verdacht, dass sich ein ähnlicher Vorfall wiederholen wird.

      Gend.-Posten Walkenried

      Walkenried, den 24. August 1945

      Betr.: Bericht über Vorfall Annemarie H., Waikenried

      Am 6. 9. 1945 gegen 9.30 Uhr erschien auf der hiesigen Dienststelle die Annemarie H, , wohnhaft in Walkenried, und erstattete folgende Anzeige:

      Die H. versuchte am 5. 9. 45, gegen 22.00 Uhr bei der Domäne Wiedigshof in Richtung nach Gudersleben die russ. Grenze zu überqueren, um nach Ellrich zu gelangen und dort ihre Eltern zu besuchen. Als sie sich bereits auf russ. Gebiet befand, wurde sie plötzlich von 2 russ. Soldaten gestellt und ist von diesen beiden vergewaltigt worden. Sie wurde dann wieder in Richtung Wiedigshof zurückgeführt. Da sie Angst hatte vor einer evtl. Schwangerschaft bzw. Ansteckungsgefahr, wollte sie auf frischer Tat in Walkenried den Arzt Dr. Rauschenberger aufsuchen. Auf diesem Wege wurde sie in der gleichen Nacht in Walkenried von der engl. Streife festgehalten und mitgenommen. Nach ihren Angaben wurde ihr vom engl. Kommandantenein Stubenarrest auferlegt, den sie in ihrer Wohnung verbüßt. Da sie nur aus Angst und Not gehandelt hat, bittet sie darum, dass man ihr aus vorerwähntem Grunde ihre Freiheit wieder gewährt. Die engl. Grenzpolizei wurde am gestrigen Tage von diesem Vorfall unterrichtet. Da diese an dieser Sache kein Interesse hat, wurde mir aufgegeben, mich mit dem Herrn Kommandanten in Verbindung zu setzen, der über die H. weiter verfügen soll.

      Walkenried, den 15. 12. 45

      Landespolizeiposten Walkenried

      Kreis Goslar, Ld. Braunschweig

       Gesch. Tg.-Buch Nr. 252/​45

      An den

       Herrn Landespol.-Kreisführer

      in G o s l a r a. d. D.

      B e r i c h t

      Über einen Grenzzwischenfall

      Tatort:

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