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Als wir aus dem Tunnel herauskamen, tauchten plötzlich Rudolf Hr. mit seinem Bruder und einem Polen, der sich wochenlang bei Hr. unangemeldet aufhält, vor uns auf. Sie gaben an, dass sie auf jemand warteten, von dem sie angeblich am Abend zuvor überfallen sein sollten.

      Als wir dann weitergingen, kamen sie jedoch hinter uns her und gingen ebenfalls zum Bahnhof. Wie ich beobachtet habe, sind sie bis Bad Sachsa gefahren und dort ausgestiegen.

      Wie ich jetzt durch eine Frau G. erfahren habe, hätten diese betreffenden Personen geäußert, dass sie mich totgeschlagen hätten, wenn ich alleine gewesen wäre am fraglichen Morgen. Dieser Rudolf Hr. war im damaligen KZ-Lager als Wachmann von der SS, während ich in diesem Lager als Häftling gesessen habe.“

      Kreispolizeiposten Woffleben

       29. März 1946

      Von Amts wegen wird Folgendes angezeigt:

      In der Nacht zum 27. März 1946 wurde von bisher noch unbekannten Tätern bei dem Bauer Willi G., in Woffleben wohnhaft, ein Einbruchsdiebstahl ausgeführt. Es wurden aus dem Pferdestall zwei Zuchtstuten im Werte von etwa 10 000 RM. gestohlen. Die Täter sind vom Felde her durch die Gärten in das Gehöft von der Ostseite eingedrungen. Die Täter haben den Verschluß von der Stalltür gewaltsam entfernt und sind so in den Pferdestall eingedrungen. Im Stall haben die Täter die Anbindeketten von den Ringen gelöst und die Pferde aus dem Stall gezogen. In dem Gehöft befindet sich ein schmaler Gang, welcher nach dem Garten führt. Durch diesen Gang haben die Täter die Pferde nach dem Garten geführt. Hinter dem Garten fließt die Zorge entlang. Durch das Wasser sind anscheinend die Pferde nicht gegangen. Die Täter haben deshalb ein Feld vom Gartenzaun des Gastwirts Oskar B. entfernt und sind so in den Garten des B. gekommen. Im Grundstück des B. haben die Täter dann zwei Tore geöffnet und sind mit den Pferden ins Freie gekommen. Die Täter haben sich dann, wie an den Spuren festgestellt werden konnte, in Richtung Gudersleben entfernt.

      Beschreibung der Pferde: … …

      Sofort nach Erstattung der Anzeige wurden umfangreiche Nachforschungen nach den beiden Pferden angestellt. Sämtliche Polizeiposten wurden telefonisch von dem Diebstahl in Kenntnis gesetzt. Trotz der sofort aufgenommenen Nachforschungen konnte über den Verbleib der beiden Pferde nichts in Erfahrung gebracht werden. Es ist anzunehmen, dass beide Pferde über die nahegelegene Grenze ins englisch besetzte Gebiet gebracht worden sind.

      Landpolizeiposten Walkenried

      Walkenried, den 20. 6. 1946

      Tob. Nr. 242/​46

      An

      Chef der Polizei des Kreises Goslar

      in Goslar

      Betr.: Bericht über Grenzzwischenfall in Walkenried

      Am 19. 6. 1946, gegen 20.30 Uhr, erschienen drei russ, Offiziere auf Motorrädern am Eingang des Ortes Walkenried und erkundigten sich bei verschiedenen Einwohnern nach der derzeitigen engl. Besatzung. Daraufhin fuhren sie in Richtung nach Unterzorge weiter und sind anscheinend von dort aus nach Ellrich ins russ. besetzte Gebiet zurückgefahren.

      Dieser Vorfall wurde heute morgen dem für Walkenried zuständigen Kommandanten der brit. Einheit gemeldet, der sofort insofern Gegenmaßnahmen getroffen hat, als künftig laufende Streifen nach den Grenzpunkten entsandt werden.

      Das Eindringen der Russen ist wohl darauf zurückzuführen, weil der Grenzort Walkenried seit etwa 14 Tagen ohne engl. Besatzung ist und die Russen dies inzwischen in Erfahrung gebracht haben dürften.

      (Hermann G.)

      Meister d. Landpolizei

      Landespolizeiposten Walkenried

      Walkenried, den 25. Juni 1946

      Anzeige wegen Vergewaltigung durch einen russischen Posten

      Geschädigt: Die Hausangestellte Irmgard F., geb. … 1925, wohnh. ….b/​Halle, erstattet folgende Anzeige:

      „Ich bin seit dem 3. 3. 1945 aus Schlesien evakuiert und wohne seit dieser Zeit bei Halle. Meine Mutter wohnt seit dieser Zeit in Saarbrücken. Da ich sie schon lange nicht gesehen habe, wollte ich sie besuchen.

      Zu diesem Zwecke wollte ich am 24. 6. 1946 bei Ellrich über die Grenze gehen, um von Walkenried nach Saarbrücken zu fahren. In meiner Begleitung befanden sich zwei Männer und vier Frauen. Als wir etwa 1 ½ km von der Grenze entfernt waren, begegnete uns ein ca. 16-jähriger Junge, der uns die Richtung anwies. Wir folgten seinem Rate und sind zwei russ. Posten in die Hände geraten. Diese führten uns in ein Gebüsch, wo wir durchsucht und ausgeplündert wurden. Hierauf wurden alle anderen Personen fortgeschickt. Mich hat der russ. Posten zurückgehalten und mich unter Bedrohung mit der Waffe vergewaltigt. Nach der Vergewaltigung hat der Russe sein Messer gezogen und mich zur brit. Zone gejagt. Ich ging hier in Walkenried sofort zum Arzt Dr. Riechert zur Untersuchung. Dieser sagte mir, ich solle bei der Polizei eine Anzeige erstatten.“

      So lautete die Todesursache in der Sterbeurkunde, die der Standesbeamte von Tettenborn am 16. November 1946 für einen jungen Mitbewohner des grenznahen Dorfes ausstellen musste.

       „Tettenborn war nach etwa vierwöchiger Besatzung durch die Rote Armee zusammen mit Bad Sachsa im Zuge eines Gebietsaustausches Ende Juli 1945 der britischen Zone zugeordnet worden. Die neue Demarkationslinie verlief nun nur wenige hundert Meter hinter dem Anwesen des Landwirtes Friedrich K. an der Straße nach Mackenrode. Diese Straße war in Höhe des Wasserbehälters, der den sowjetischen Soldaten als Unterstand diente, durch einen Schlagbaum gesperrt. Einige Einwohner Tettenborns hatten mit Hilfe von Alkohol-, Lebensmittel- und sonstigen Geschenken zu den sowjetischen Bewachern der Grenze ein freundliches Verhältnis aufbauen können. Die Sowjets nahmen es dann mit den Kontrollen nicht so genau, sodass zahlreiche Menschen und natürlich auch Waren des täglichen Bedarfes auf direktem Wege in die andere Besatzungszone gelangen konnten. Ernsthafte Übergriffe der sowjetischen Soldaten auf das Tettenborner Gebiet gab es bis zum 16. November 1946 nicht.

       Am Abend dieses kalten Tages bereiteten sich die Bewohner des Hauses K., zu denen neben der Landwirtsfamilie noch zwei weitere Familien gehörten, auf die Nacht vor, als gegen 21 Uhr an die Tür geklopft wurde. Beim Öffnen der Tür drangen zwei bewaffnete sowjetische Soldaten in das Haus ein, trieben die Bewohner und auch die aus dem Schlaf gerissenen Kinder in das unbeheizte Wohnzimmer, wo sie von einem der Soldaten, der mit einer MP bewaffnet war, bewacht wurden. Ein Anderer war mit dem Hausmädchen nach oben gegangen, durchwühlte sämtliche Zimmer und warf – offensichtlich aus Enttäuschung, nicht das Richtige gefunden zu haben – die Schrankkästen die Treppe hinunter in den Flur. Als das Hausmädchen von oben um Hilfe schrie und der unten verbliebene Soldat dadurch abgelenkt wurde, konnte er von dem Landwirt K. und dem Schneider B. entwaffnet und aus dem Haus getrieben werden. Ebenso erging es dann dem zweiten, der dem Schneider B. aber noch eine Stichverletzung an der Hand zufügen konnte.

       Die verschreckten Bewohner wollten die zuständige Polizei von dem Vorfall informieren, wozu sie das Telefon der Gastwirtschaft B. benutzen mussten. Dort war an diesem Abend Tanz für die Dorfjugend, an dem auch der zwanzigjährige Jungbauer Karl K. teilnahm.

      Nachdem nun der Überfall bekannt geworden war, strömte die gesamte Dorfjugend zu dem Anwesen der K. Wenige Minuten später wurde das Haus mit MPs beschossen. Der Altbauer Friedrich K., dessen eine Schulter schon durch eine Kriegsverletzung in Mitleidenschaft gezogen war, wurde durch einen Schuss an der anderen Schulter erheblich verletzt. Die Dorfjugend und die Bewohner flohen durch das Fenster eines rückwärtigen Zimmers. Der Jungbauer und ehemalige Soldat Karl K. erwiderte mit der erbeuteten russischen MP das Feuer, um den Flüchtenden Rückendeckung zu geben. Er wurde von den eindringenden sowjetischen Soldaten mehrfach in Brust und Bauch getroffen und in der Küche, wohin er sich zurückgezogen hatte, durch einen Kopfschuss getötet.

      

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