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Punkt zwischen den Schulterblättern auf. Erst auf den zweiten Blick sah ich, worum es sich handelte.

      Es war eine Tätowierung.

      Ein eigenartiges Symbol, das ich noch nie zuvor gesehen hatte.

      Drei Kreuze, angeordnet wie die Blätter eine Kleeblatts.

      Hiram bemerkte meinen Blick , sagte aber nichts.

      "Sie haben Fragen an mich?", stellte er fest. Er ließ sich in einen der breiten Korbsessel fallen. "Ich habe von dem Überfall auf MADISON GEN-TECH natürlich gehört. Allerdings ist mir schleierhaft, weshalb Sie mit Ihren Fragen ausgerechnet zu mir kommen..."

      "Wissen Sie, was die Einbrecher dort mitgenommen haben?", fragte Milo.

      Dr. Hiram wandte leicht den Kopf, dann zuckte er die breiten Schultern. "Ich kann es nur vermuten."

      "Und was vermuten Sie?"

      "Wenn die Diebe dumm waren, haben sie sich mit der Kantinenkasse zufrieden gegeben", versuchte er einen Witz zu machen. "Wenn sie wussten, was wertvoll ist, werden sie versucht haben, an Datenmaterial heranzukommen und Forschungsergebnisse zu stehlen."

      "Sie haben einen CX-Behälter mit genetisch veränderten Yersinia Pestis-Kulturen in ihrer Gewalt", stellte Milo sachlich fest.

      Hirams Gesicht blieb unbewegt.

      Er bewegte kaum die Lippen, als er sagte: "Dann wünsche ich Ihnen bei Ihrer Aufgabe viel Glück - auch wenn Sie kaum darum zu beneiden sind."

      Ich fragte: "Wofür genau waren diese Bakterienkulturen bestimmt?"

      "Ich bin nicht autorisiert, darüber irgendetwas zu sagen, Mr. Trevellian", war Hirams spröde Erwiderung.

      "Mr. Hiram, es geht vielleicht um das Leben von sehr vielen Menschen. Wenn dieser Behälter in die Hände von..."

      "Mr. Trevellian, Sie versuchen jetzt, ein rabenschwarzes Szenario zu entwerfen. Aber ich bin Wissenschaftler. Das bedeutet, dass ich es gewöhnt bin, mit Risiken rational umzugehen. Glauben Sie, MADISON GEN-TECH ist die einzige Firma auf der Welt, die mit solchen Bakterienkulturen experimentiert? Überall werden Mikroorganismen gentechnisch verändert..."

      "Aber Pesterreger dahingehend zu verändern, dass sie resistent gegen Antibiotika sind, deutete doch wohl auf die Entwicklung von Kampfstoffen hin..."

      "Wenn Sie sich vor biologischen Kampfstoffen durch Impfstoffe oder Seren schützen wollen, müssen Sie zuvor Ihren Feind kennen! Aber niemand wird deswegen freiwillig seine Bakterienarsenale für Sie öffnen. Also müssen Sie die Pestilenz, die Sie bekämpfen wollen, erst selbst erzeugen. Wie Sie es auch drehen, Mr. Trevellian. Es sind zwei Seiten ein und derselben Medaille. Sie können das nicht trennen. Im übrigen wurde in New Rochelle mehr oder minder Grundlagenforschung betrieben. Die kommerzielle Umsetzung wurde von anderen Konzernteilen in die Hand genommen."

      "Wir haben Grund zu der Annahme, dass die Täter Zugang zu Informationen hatten, über die insgesamt nur dreizehn Personen in den Labors von New Rochelle verfügten. Sie kannten sich bestens aus und haben vielleicht sogar mit jemandem zusammengearbeitet, der Zugang zu den Labors hatte."

      "Mich können Sie von Ihrer Liste gleich wieder streichen", erklärte Hiram.

      "Ach, ja?"

      "Ich habe keinen Zugang mehr zum Laborbereich."

      "Das wissen wir."

      "Sie meinen, dass ich die nötigen Informationen vorher hätte weitergeben können!"

      Ich lächelte dünn. "Wäre das so abwegig, Dr. Hiram?"

      "Warum sollte ich das tun?"

      "Fangen wir anders an", schlug ich vor. "Weshalb haben Sie keinen Zugang mehr zum Laborbereich? Sie haben eine Bilderbuchkarriere hinter sich. Jede Firma, die sich mit Gen-Technik, Mikrobiologie oder Biochemie beschäftigt, würde Sie mit Kusshand abwerben. Von Dozentenposten an den besten Universitäten mal ganz abgesehen..."

      Hiram schien etwas erstaunt zu sein.

      "Sie sind gut informiert!"

      "Das ist ein Teil unseres Jobs."

      "Ich verstehe..."

      "Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet!"

      "Es gab gewisse Differenzen zwischen mir und dem Leiter der Entwicklungsabteilung..."

      "Dr. Ressing."

      Hiram nickte. "Ja, genau."

      "Worin bestanden die Differenzen?"

      "Sie waren privater Natur. Mehr werde ich dazu nicht sagen, Mr. Trevellian."

      "Warum kündigen Sie nicht bei MADISON?"

      "Mein Vertrag sieht vor, dass ich innerhalb einer Sperrfrist von einem halben Jahr kein Angebot aus der Industrie annehmen darf." Er grinste. "Schlecht geht es mir allerdings auch nicht, schließlich erhalte ich bis zum Ablauf dieser Frist weiterhin mein Gehalt."

      Jetzt erschien Sally mit einem Tablett, auf dem eine Kanne mit Kaffee sowie passendes Geschirr standen.

      "Es tut mir sehr leid, Mr. Trevellian. Aber Sie haben den weiten Weg hier heraus nach Southampton wohl völlig umsonst gemacht", meinte Hiram, während Sally den Kaffee servierte.

      Ich beachtete diese Bemerkung nicht.

      Aus irgendeinem Grund wollte Hiram uns lieber früher als später loswerden.

      "Was wissen Sie über die Pakistan-Reisen von Dr. Tremayne?", fragte ich dann in die Stille hinein.

      Hiram blickte auf. Er wechselte einen kurzen Blick mit Sally. Sie hatte sich bereits halb zum Gehen gewandt. Jetzt erstarrte sie.

      "Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen."

      "Hatten seine Reisen dorthin irgendetwas mit Firmenprojekten zu tun?"

      "Warum fragen Sie ihn nicht selbst?"

      Ein harter Brocken!, dachte ich. Er wand sich um jede klare Aussage herum. Vielleicht hatte er aus seiner Sicht gute Gründe dafür. Möglich, dass die Geschäftsführung von MADISON ihm eine Art Maulkorb-Order gegeben hatte. Und was immer es auch an Differenzen im Forscherteam der Entwicklungszentrale des Fürbringer-Konzerns gegeben hatte, so war Hiram ganz offensichtlich nicht bereit, dafür seine noch ausstehenden Gehaltszahlungen und eine eventuell fällige Abfindung aufs Spiel zu setzen.

      Ich wandte mich an Sally.

      "Warum setzen Sie sich nicht zu uns?", fragte ich.

      Sie zögerte.

      Ein kurzer Blickwechsel mit Hiram, dann setzte sie sich.

      "Sally kann zu der ganzen Angelegenheit nun wirklich nichts sagen", meinte Hiram. Er tickte dabei nervös auf der Sessellehne herum.

      Ich blickte direkt in Sallys blaue Augen.

      Ihr Lächeln war geschäftsmäßig, wirkte etwas unterkühlt.

      "Haben Sie für das Schießeisen, mit dem Sie mich gerade bedroht haben eigentlich einen Waffenschein?", erkundige ich mich.

      "Natürlich", erklärte sie. "Die Waffe ist ordnungsgemäß registriert."

      "Sie schienen mir ziemlich nervös zu sein?"

      "Ach, ja?"

      "Wovor hatten Sie Angst, Sally?"

      "Angst?"

      "Wie sollte man die Art und Weise, in der Sie meinen Kollegen und mich begrüßt haben, sonst erklären?"

      Sie zuckte die Achseln. "Die Welt ist verseucht vom Verbrechen", sagte sie mit leiser, fast brüchiger Stimme. "Das Böse regiert alles..."

      "Ist das nicht etwas übertrieben?"

      Sie sah mich erstaunt an. "Das sagen Sie? Ein FBI-Agent? Sie müssten es doch besser wissen, Mr. Trevellian. Sie müssten

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