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herüber.

      Mit drei, vier schnellen Schritten stand ich im Eingang zum Wohnzimmer, die P226 mit beiden Händen umfasst.

      Ich riss die Waffe hoch.

      Der Lockenkopf war gerade im Begriff, durch das zertrümmerte Fenster zu klettern. Draußen rannte eine Gestalt davon. Das einzige, was ich an ihr klar erkennen konnte war die Baseballkappe auf dem Kopf.

      Ich feuerte.

      Meine Kugel brannte sich eine Handbreit vom rechten Bein des Lockenkopfs entfernt in das Gemäuer. Ein Stück Fensterbank wurde mit herausgesprengt.

      Der Lockenkopf erstarrte.

      "Die Waffe weg!", brüllte ich.

      Er zögerte. Mit dem nächsten Schuss holte ich eine der letzten Glasecken aus dem Fenster heraus. Der Lockenkopf zuckte zusammen. Der Griff um die Waffe löste sich. Mit einem harten Geräusch fiel sie auf den Parkettboden.

      Ich trat auf den Mann zu, begann ihn zu durchsuchen. Einen Elektroschocker holte ich aus seiner Jackentasche.

      Milo trat hinzu.

      "Da war noch ein zweiter", sagte ich.

      "Ich weiß", knurrte Milo. Er stieg auf die Fensterbank und sprang hinaus. "Den hol ich mir!"

      Milo spurtete los.

      52

      Ich kettete den Lockenkopf mit den Handschellen an einen Heizkörper und setzte ihn dabei in einen der klobigen Plüschsessel.

      Dann fielen mir die Blutflecken auf dem Boden auf, die im ganzen Raum verteilt waren. Es waren Fußabdrücke. Der Lockenkopf war in irgendetwas hineingetreten.

      Ich ging durch die offene Tür ins Nebenzimmer.

      Es war das Schlafzimmer.

      Auf dem Boden lag eine junge Frau in seltsam verrenkter Stellung. In Höhe des Bauchnabels war ihr Kleid blutdurchränkt. Eine Schusswunde. Der ganze Raum zeigte Spuren eines heftigen Kampfes.

      Außer der Schusswunde hatte die Frau noch zahlreiche kleinere Verletzungen im Gesicht und an den Armen. Am Hals war ein Abdruck, der aussah, wie eine Brandwunde. Ich holte den Elektroschocker noch einmal hervor, den ich dem Lockenkopf abgenommen hatte.

      Die Form des Abdrucks passte.

      Was hier geschehen war, lag auf der Hand. Die Frau war vermutlich mit dem Schocker gefoltert worden, bevor entweder der Lockenkopf oder sein Komplize sie erschossen hatten.

      Vermutlich, um etwas aus ihr herauszupressen.

      Die Tote war vermutlich Melanie Travis. Und die beiden Killer waren Sally Hirams Spur bis hier gefolgt. Es war nichts Ungewöhnliches, dass Sekten das persönliche Umfeld ihrer Mitglieder sehr genau ausleuchteten. Sie wussten Bescheid. Die AUSERWÄHLTEN waren uns gegenüber immer einen Schritt voraus.

      Ich entschied mich dafür, das halbvolle Glas zu sehen nicht das, das halb leer war.

      Was hier geschehen war, war grauenhaft.

      Aber es bedeutete auch, dass Sally noch lebte und die AUSERWÄHLTEN sie noch nicht in ihrer Gewalt hatten.

      Ich kehrte zurück zu dem Festgenommenen.

      Er warf mir einen wütenden Blick zu.

      "Warum wollt ihr Sally Hiram umbringen?", fragte ich. "Was hat sie getan?"

      Schweigen war die Antwort.

      Ich sah ihm in die Augen.

      "Für dich bin ich nur ein Diener des Bösen..."

      Er sah mich erstaunt an. Dann zischte er: "Es wird ein großes Wehklagen kommen, wenn die Diener der Finsternis im Höllenschlund vernichtet werden..."

      Ich griff zum Handy, um die Zentrale anzurufen. Die Spurensicherung musste sich die Wohnung genauestens ansehen. Außerdem brauchten wir Verstärkung von der City Police. Der Tatort musste gesichert werden.

      Ich blickte aus dem Fenster.

      Ein Parkplatz befand sich dort. Zu dieser Tageszeit war er kaum frequentiert, da die meisten Hausbewohner bei der Arbeit waren. Dahinter befanden sich weitere Gebäude. Die engen Lücken, die man zwischen ihnen gelassen hatte, gaben hier und da den Blick auf eine Straße frei.

      In der nächsten Sekunde hörte ich das Knattern einer Maschinenpistole.

      53

      Milo hatte den Kerl mit der Baseballmütze bis zur Straße verfolgt. Suchend ließ er den Blick schweifen. Der Verkehr quälte sich auf vier Spuren dahin. Auf den Bürgersteigen gab es kaum Passanten. Dies war eine Wohngegend, Geschäfte hatten Seltenheitswert. Die Konkurrenz des nahen Manhattan war einfach zu übermächtig.

      Ein aufgeregtes Hupen ließ Milos Blick zur Seite fahren.

      Und dann sah er ihn.

      Er hatte sich bis zu dem Grünstreifen gerettet, der die Straße teilte.

      Er blickte in Milos Richtung.

      Milo trug die P226 in der Rechten. Aber er wusste, dass ihm die Waffe im Moment wenig nützte. Es wäre unverantwortlich gewesen, an diesem Ort eine Schießerei zu riskieren.

      Sein Gegenüber hatte da weit weniger

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