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Prophet Mohammed

       Gelehrte Frauen

      Etwa ab dem 11. Jahrhundert hatten muslimische Frauen keinen Zugang mehr zur selben Bildung wie Männer. Der Grund liegt teilweise im Patriarchat, das davon ausging, Männer würden mehr öffentliche Aufgaben übernehmen und daher eine höhere Bildung benötigen. Manche privilegierten Frauen nutzten jedoch ihr Vermögen und ihre Verbindungen, um diese Schranken zu überwinden und Bildung für Frauen zu finanzieren. Fatima al-Fihri gründete im Jahr 859 die Universität Al-Qarawiyyin in Fès (Marokko). Ibn Asakir (1106–1176), ein sunnitischer Gelehrter, der die islamische Welt bereiste, studierte den Hadith bei Hunderten von Lehrern, darunter 80 Frauen. Hajji Koka war Beraterin des indischen Mogulkaisers Jahangir (1569–1627) und nutzte ihren Reichtum für Stiftungen zur Bildung von Frauen. Zu den bemerkenswertesten Frauen des 19. Jahrhunderts zählt Nana Asma’u aus dem Kalifat Sokoto im heutigen Nigeria in Westafrika. Die Tochter des Kalifen wurde für ihre Weisheit gerühmt. Davon überzeugt, dass die Bildung für Mädchen fester Institutionen und Standards bedurfte, bildete sie ein Netzwerk von Frauen aus, Jajis genannt, die durch das Land reisten und Frauen zu Hause unterrichteten.

      Nana Asma’us Vermächtnis lebt bis heute fort, trotz des Versuchs militanter Islamisten, Mädchen die Bildung zu versagen. Unzählige Schulen und Frauenorganisationen sind nach ihr benannt, und ihre Lehren sind in der Geschichte und Kultur Nigerias fest verankert. Sie gemahnt an die Bedeutung der Bildung für alle im Islam. image

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      Ein Mädchen in Nigeria lernt mithilfe einer lawh (Holztafel) den Koran. Bis heute bilden solide Kenntnisse des Koran in vielen islamischen Ländern die Grundlage der frühen Bildung.

      »Ein Kind, eine Lehrkraft, ein Stift und ein Buch können die Welt verändern.«

       Malala Yousafzai

      »Wenn Mädchen keine Gelegenheit gegeben wird, zu studieren und zu lernen – ist das im Grunde, wie lebendig begraben zu sein.«

      Scheich Mohammed Akram Nadwi Islamischer Gelehrter

       Nana Asma’u

      Nana Asma’u, 1793 geboren, war die Tochter von Usman dan Fodio, dem Gründer des Kalifats Sokoto (1809–1903) in Westafrika. Wie ihr Vater war Nana Asma’u im Studium des Koran ausgebildet. Sie sprach vier Sprachen fließend und nutzte das Medium der Dichtung, um die Prinzipien des Kalifats zu lehren.

      Als Nana Asma’us Bruder Mohammed Bello zweiter Kalif von Sokoto wurde, diente sie ihm als enge Beraterin. Ihr größtes Vermächtnis war ein Bildungssystem für Frauen. Als sie 1864 starb, hinterließ sie zahlreiche Werke – Dichtung sowie politische, theologische, politische und erzieherische Schriften auf Arabisch, Fula, Hausa und Tamascheq.

       Hauptwerke

      1997 The Collected Works of Nana Asma’u Daughter of Usman dan Fodiyo (1793–1864)

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      JEDER WEG STEHE DER FRAU SO OFFEN WIE DEM MANN

      WEIBLICHE AUTONOMIE IN EINER MÄNNLICH DOMINIERTEN WELT

       IM KONTEXT

      ZITAT IN DER ÜBERSCHRIFT

       Margaret Fuller, 1845

      SCHLÜSSELFIGUREN

       Frances (Fanny) Wright, Harriet Martineau, Margaret Fuller

      FRÜHER

      1810 Schweden gewährt Frauen das Recht, in allen in Gilden organisierten Berufen, in Handel und Handwerk zu arbeiten.

      1811 In Österreich wird verheirateten Frauen finanzielle Unabhängigkeit erlaubt und das Recht auf die Wahl eines Berufs gewährt.

      SPÄTER

      1848 Drei US-Staaten (New York, Pennsylvania und Rhode Island) erlassen neue Eigentumsgesetze, die Frauen Kontrolle über ihren Besitz geben.

      1870 Ein neues Gesetz in Großbritannien erlaubt verheirateten Frauen, Geld zu haben und Besitz zu erben.

      Als die industrielle Revolution (etwa 1770–1850) Anfang des 19. Jahrhunderts an Fahrt aufnahm, prüften Frauen ihren Status in Gesellschaften, für die die produktive Arbeit an Bedeutung gewann. Charles Fourier, französischer Philosoph und utopischer Sozialist, der den Begriff féminisme prägte, plädierte für eine neue Ordnung, die auf kooperativer Autonomie gleichberechtigter Männer und Frauen basierte. Frauen sollte jede Arbeit offenstehen, gemäß ihren individuellen Fähigkeiten, Interessen und Talenten. Ihr Beitrag, von patriarchaler Unterdrückung befreit, sei entscheidend für eine harmonische, produktive Gesellschaft. Seine Ansichten verbreiteten sich von Europa in die USA, wo ihre Anhänger um 1840 und 1850 utopische Kommunen gründeten, in denen Männer und Frauen gemeinschaftlich lebten und arbeiteten.

       Kampf mit Wort und Schrift

      Frances (Fanny) Wright, gebürtige Schottin und in Amerika lebende Feministin, Freidenkerin und Abolitionistin, unterstützte Fouriers Ansichten. In Briefen, die 1821 in Views of Society and Manners in America publiziert wurden, versichert sie, dass amerikanische Frauen »ihren Platz als denkende Wesen« einnehmen würden, aber durch fehlende finanzielle Mittel und Rechte gehindert wären. Sie lebte in der utopischen Gemeinschaft von New Harmony (Indiana, USA) des walisischen Sozialreformers und Fourier-Anhängers Robert Owen und wurde als erste Frau in Amerika Herausgeberin einer Zeitung, The New Harmony Gazette. 1829 zog sie nach New York, brach das Tabu, dass Frauen öffentliches Reden verbot, und forderte in Vorträgen die Befreiung von Sklaven und Frauen, Rechte für Ehefrauen, ein liberales Scheidungsrecht und Geburtenkontrolle.

      Die britische Schriftstellerin Harriet Martineau griff soziale, wirtschaftliche und politische Themen auf, die eher von Männern diskutiert wurden. Bekannt wurde sie durch ihre Illustrations of Political Economy (1832), 25 fiktive »Porträts«, die die Auswirkungen der wirtschaftlichen Bedingungen auf Menschen in verschiedenen Gesellschaftsschichten beschrieben. 1834–1836 war sie in den USA, um deren angeblich demokratische Prinzipien zu untersuchen. Ihren Befund veröffentlichte sie 1837 in Society in America. Frauen erhielten »Duldung statt Gerechtigkeit«, stellt sie fest, und fordert bessere Bildung für Frauen, damit sie ohne finanzielle Unterstützung und Kontrolle von Männern leben könnten.

      Einige Jahre später schloss sich die US-Journalistin Margaret Fuller diesen Feministinnen mit Woman in the Nineteenth Century (1845) an. Sie stellt sich einen Aufbruch in eine bessere Gesellschaft vor, die gleichermaßen von unabhängigen Frauen und Männern errichtet wird. Körperliche Unterschiede der Geschlechter erkennt Fuller an, doch definierte Geschlechtsattribute lehnt sie ab. »Es gibt keinen gänzlich maskulinen Mann, keine rein feminine Frau«, schrieb sie und war damit ihrer Zeit weit voraus.

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      Für gebildete Frauen gab es wenige gut bezahlte Berufe. Um 1870 eröffnete die Erfindung der Schreibmaschine – wie dieser von Scholes & Gidden – neue Möglichkeiten der Büroarbeit.

      »Die Erweiterung der Privilegien der Frauen ist die allgemeine Grundlage allen sozialen Fortschritts.«

      

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