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Agentur mit dem Imug. Für die Recherche zu ESG-Kriterien nutzt Vigeo Eiris die Unternehmensberichterstattung, den direkten Kontakt zum Unternehmen, die Webseiten von Stakeholdern und den Kontakt zu ihnen sowie Pressedatenbanken.

      Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus der Szene. Der Boom, den nachhaltige Geldanlagen bei professionellen Anlegern erleben, erhöht deren Bedarf an fundierten Analysen. Auf den Markt drängen auch konventionelle Ratingfirmen, zum Beispiel durch die Übernahme meist kleiner, auf ethischökologische Kriterien spezialisierter Agenturen. Als Problem sehen einige Kritiker auch hier die unterschiedlichen Bewertungsstandards.

      Viele Fondsgesellschaften nutzen die Dienste nicht nur einer, sondern mehrerer Ratingagenturen, einige von ihnen erstellen unter Zuhilfenahme von deren Erkenntnissen eigene Ratings. Auch Indexanbieter wie zum Beispiel die US-Firma MSCI erstellen eigene Ratings. Methodisch haben sich dafür mehrere Strategien durchgesetzt.

      Um die Nachhaltigkeit eines Unternehmens beurteilen zu können, gibt es verschiedene gängige Ansätze, die einzeln oder in Kombination angewendet werden: Die bekanntesten sind Ausschlusskriterien und der Best-in-Class-Ansatz (Näheres dazu ab Seite 57). Außerdem wird darauf geachtet, ob Fondsmanagerinnen und -manager sich bei den Vorständen von Unternehmen, an denen ihr Fonds Anteile hält, für ein nachhaltigeres Verhalten einsetzen. Dies wird als Engagement bezeichnet.

      United Nations Global Compact

      Das United Nations Global Compact (UNGC) ist eine Initiative der Vereinten Nationen für die verantwortungsvolle Unternehmensführung im Sinne einer nachhaltigen Wirtschaftsweise zum Nutzen aller Menschen. Rund 13 000 Unternehmen und Organisationen gehören dem Netzwerk nach dessen eigenen Angaben an. Unternehmen, die sich mit dem UNGC-Logo schmücken, folgen freiwillig den zehn Prinzipien des Global Compact:

      imageUnternehmen sollen den Schutz der internationalen Menschenrechte unterstützen und achten.

      imageUnternehmen sollen sicherstellen, dass sie sich nicht an Menschenrechtsverletzungen mitschuldig machen.

      imageUnternehmen sollen die Vereinigungsfreiheit und die wirksame Anerkennung des Rechts auf Kollektivverhandlungen wahren.

      imageUnternehmen sollen für die Beseitigung aller Formen von Zwangsarbeit eintreten.

      imageUnternehmen sollen für die Abschaffung von Kinderarbeit eintreten.

      imageUnternehmen sollen für die Beseitigung von Diskriminierung bei Anstellung und Erwerbstätigkeit eintreten.

      imageUnternehmen sollen im Umgang mit Umweltproblemen dem Vorsorgeprinzip folgen.

      imageUnternehmen sollen Initiativen ergreifen, um größeres Umweltbewusstsein zu fördern.

      imageUnternehmen sollen die Entwicklung und Verbreitung umweltfreundlicher Technologien beschleunigen.

      imageUnternehmen sollen gegen alle Arten der Korruption eintreten, einschließlich Erpressung und Bestechung.

      Einmal jährlich veröffentlichen die Mitgliedsunternehmen des United Nations Global Compact einen Fortschrittsbericht über die Umsetzung dieser Vorgaben. Die Publikation ist verbindlich, wird jedoch nicht überprüft. Erklärtes Ziel der Initiative ist die ständige Weiterentwicklung der Standards im Unternehmensalltag. Die Prinzipien sind eine freiwillige Selbstverpflichtung. Dafür bietet das Netzwerk in allen Bereichen Informations- und Lehrangebote für die Praxis.

      Je nach Intensität der Nutzung und der Unternehmensgröße bezahlen die Mitglieder einen Beitrag. Kleine Firmen können das Angebot kostenlos oder mit einer Spende nutzen.

      Auf eigene Faust

      Die meisten frei erhältlichen Informationen über die Nachhaltigkeit von Unternehmen stammen von diesen selbst und lassen sich nicht ohne Weiteres überprüfen. Eine eigene Recherche kann dennoch hilfreich sein, wenn Sie beispielsweise in einem von Ihnen favorisierten Fonds Anteile eines Ihnen unbekannten Unternehmens finden.

      Ein erster Schritt führt auf die Webseiten der Firmen. Alle großen Unternehmen veröffentlichen Nachhaltigkeitsberichte, oft als Teil des Geschäftsberichts. Dort stellen die Unternehmen ihre Aktivitäten im Hinblick auf ökologische und soziale Ziele dar und erläutern ihre Strategien für weitere Verbesserungen. Weltweit hat sich der GRI-Standard für die Nachhaltigkeitsberichterstattung etabliert. Das Kürzel steht für „Global Reporting Initiative“. Die in den Niederlanden ansässige Organisation will Unternehmen bei der Kommunikation mit Aktionären, Staaten, Lobbygruppen, unterstützen. 40 Kriterien erfüllt ein idealer Nachhaltigkeitsbericht nach diesem Standard, die Palette reicht vom Umweltmanagement über den Umgang mit Arbeitnehmern bis hin zum Ressourcenverbrauch.

      Suchen Sie außerdem im Internet nach Berichten über das Unternehmen, zum Beispiel mit Hilfe von Stichworten wie „Umwelt“, „Bestechung“, „Kritik“, „Steueroase“, „Nachhaltigkeit“, „Ausbeutung“ „Rüstung“ oder „Greenwashing“. Sollte das Unternehmen in zweifelhafte Geschäfte verstrickt sein, wurde darüber vermutlich schon einmal irgendwo etwas berichtet. Doch Vorsicht: Achten Sie darauf, dass entsprechende Hinweise aus seriösen Quellen wie angesehenen Medien stammen.

      ,Sie können sich schließlich mit konkreten Fragen auch direkt an das Unternehmen wenden. Die Aktiengesellschaften führen auf ihren Webseiten in der Regel unter der Rubrik „Investor Relations“ Kontaktdaten für Aktionärsanfragen auf.

      Ein altes Ärgernis: Unternehmen schummeln sich sauber

      Unabhängig von den Ergebnissen dieser Recherche haben Sie vielleicht aus Erfahrung bereits einen eigenen Eindruck über das Geschäftsverhalten gewonnen, etwa durch den Auftritt des Unternehmens in der Öffentlichkeit, Äußerungen des Vorstandschefs oder auch Medienberichte über Unzulänglichkeiten. Womöglich passen Ihre Erkenntnisse am Ende auch partout nicht zu dem Bild, das vom Unternehmen selbst vermittelt wird. Dann handelt es sich vielleicht um einen Fall von Greenwashing.

      Das kommt nicht nur bei Lebensmitteln, Kosmetik oder angeblichen Superdiäten vor. Auch die Anbieter von Geldanlagen werben gerne mit grünen oder sozialen Werten. Denn das Trendthema verspricht gute Geschäfte. Damit steigt auch der Anreiz, zu schummeln, wie der Chef des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG), Volker Weber, feststellt.

      image Oft sind es schon Kleinigkeiten, die ein erstes Indiz für die Ernsthaftigkeit zum Thema Nachhaltigkeit dokumentieren. Da werden Produktunterlagen auf Hochglanzpapier und nicht auf umweltfreundlichem Papier aufgelegt. Plastikkugelschreiber als Giveaways überreicht.

      Volker Weber, Vorstandsvorsitzender Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG)

      Längst nicht alle Akteure an den Finanzmärkten seien plötzlich zu Freunden ethisch-ökologischer Geldanlagen geworden. Es seien vor allem die Wachstumsraten von 40 Prozent im Jahr, die Produkte mit grünem Anstrich für den konservativen Teil der Branche attraktiv hätten werden lassen. Er beobachtet, dass sich konventionelle Anbieter das Know-how zur Beurteilung von Nachhaltigkeitsstrategien hinzukaufen,

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