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bis sie schließlich ein Gelände erreichten, das wie eine verkommene Industriebrache aussah. Ein halbes Dutzend Fabrikhallen standen nebeneinander. Zwei davon waren bereits zur Hälfte abgerissen. Hier war nichts los.

      Die Limousine hielt an.

      "Aussteigen, Amigos", sagte der Mann mit der Spiegelbrille. "Mein Job ist erledigt! Viel Glück!"

      Kerim öffnete die Tür und stieg aus.

      Jespers folgte seinem Beispiel.

      Der Mann mit der Spiegelbrille trat auf das Gaspedal. Mit quietschenden Reifen brauste die Limousine davon und verschwand hinter der nächsten Ecke.

      Aber der Mercedes blieb.

      Er kam etwas heran.

      Vier Männer saßen darin.

      Auch sie hatte alle Spiegelbrillen auf. Die Haare waren dunkel, ihr Teint ebenfalls.

      Sie stiegen aus.

      Sie trugen dunkle Anzüge, wie zu einer Beerdigung.

      Kerim hatte ein flaues Gefühl in der Magengegend. Verdammt, dachte er. Was wird hier mit uns gespielt?

      Dann ertönte ein dröhnendes Geräusch. Es wirkte geradezu ohrenbetäubend und schien aus einer der Hallen zu kommen.

      "Mein Gott, was ist das?", rief Jespers.

      "Verlier jetzt nicht wieder gleich die Fassung, Harry!", raunte Kerim dem Blonden zu.

      Die Vierer-Gruppe der Spiegelbrillen-Träger kam auf sie zu.

      "Kommen Sie mit uns", sagte einer von ihnen. Als er grinste, schimmerte ein Goldzahn hervor.

      "Was ist da drinnen los?", wollte Jespers wissen.

      Annähernd gleichzeitig rissen die vier ihre Waffen unter den Jacketts hervor. Automatische Pistolen vom Kaliber 45.

      Kerim wusste nur zu gut, was deren Projektile für Löcher in menschliche Körper rissen.

      "Schluss mit dem Gequatsche", knurrte der Kerl mit dem Goldzahn. "Vorwärts!"

      *

      Kerim und Jespers wurden in eine der Hallen hineingeführt.

      Ein großer Betonmischwagen stand dort. Der Mischer war in Betrieb und drehte sich immer wieder. Daher kam der dröhnende Lärm.

      Ein Mann stand daneben und bediente die Maschine.

      Er war genauso gekleidet wie die vier Gorillas, die Kerim und Jespers hereingeführt hatten. Sein tausend Dollar-Anzug war entschieden zu fein, um damit auf den Bau zu gehen.

      "Was soll das?", rief Kerim.

      Der Mann mit dem Goldzahn lachte.

      "Stellt euch da vorne vor die Grube!", befahl er.

      Kerim sah die Grube.

      Vielleicht hatte man dort früher Sattelschlepper gewartet oder etwas ähnliches.

      "Wir werden dafür sorgen, dass euch keiner findet", sagte der Mann mit dem Goldzahn.

      "Diese Hallen werden doch abgerissen", rief Kerim verzweifelt durch den Lärm hindurch, den der Betonmischer verursachte.

      Der Mann mit dem Goldzahn grinste.

      "Natürlich", gab er zu. "Aber erst, wenn der neue Eigentümer wieder flüssig ist und das kann ein paar Monate dauern. Außerdem - die Betonsockel sollen bestehen bleiben. Kein Mensch wird die aus der Erde reißen. Ihr werdet also im Fundament eines nagelneuen Bauwerks liegen - was immer das dann auch für eine Hütte sein mag." Er hob die Waffe. "Seit so freundlich und steigt die Leiter hinab. Wir wollen keine Verunreinigungen außerhalb der Grube hinterlassen, okay?"

      In dieser Sekunde verlor der blonde Jespers die Kontrolle.

      Er stürzte sich mit bloßen Händen auf den Mann mit dem Goldzahn.

      Der drückte ab.

      Der Schuss traf Jespers im Oberkörper und stoppte ihn.

      Das Gesicht war wutverzerrt. Eine zweite Kugel gab ihm einen Ruck nach hinten. Mit einem heiseren Schrei auf den Lippen taumelte er in die Grube. Auf dem Betonboden blieben rote Flecken zurück.

      Kerim hatte sich indessen geduckt. Aber schon blitzten die Mündungsfeuer an den dunklen Pistolenläufen der Automatiks auf. Die Schüsse konnte man auf Grund des Lärms, den der Betonmischer verursachte, kaum hören.

      Die Projektile zerfetzten Kerims Lederjacke. Ein Stück des Futters flog in Form kleiner weißer Wattebällchen durch die Luft und segelte langsam herab. Ein Ruck ging durch Kerims Körper, ehe auch er in die Grube stürzte.

      Der Mann mit dem Goldzahn atmete tief durch.

      Er deutete mit dem Lauf seiner Waffe auf die Blutflecken und wandte sich dann an seine Leute. "Die Putzfrau werdet ihr spielen, kapiert?"

      Er machte dem Mann am Betonmischer ein Zeichen.

      Dann trat er an den Rand der Grube heran.

      Das zufriedene Lächeln, das sich gerade erst auf seinem Gesicht breitgemacht hatte, gefror, als er hinabblickte.

      Direkt in den Lauf einer Pistole hinein! Noch ehe er seine eigene Waffe abdrücken konnte, blitzte es da unten grellrot auf. Die Kugel trat durch das rechte Glas seiner Spiegelbrille. Einen Sekundenbruchteil später sackte er in sich zusammen und rutschte in die Grube.

      *

      Walid Kerim drückte sich an die nasskalte Betonwand, während neben ihm der Körper seines Gegners schwer zu Boden fiel. In seltsam verrenkter Haltung blieb er liegen.

      Kerim beugte sich vor, um dem Toten die Waffe abzunehmen.

      Die kleinkalibrige Pistole, die er aus einem kleinen Futteral herausgezogen hatte, das sich in seinem Stiefelschaft befand, reichte kaum aus, um sich diese Killer auf Dauer vom Leib zu halten.

      Kerim drückte sich in eine Ecke der Grube, in jeder Hand eine Waffe. Sobald sich von oben irgend etwas zeigte, würde er losfeuern.

      Seine Lederjacke hing ihm in Fetzen vom Oberkörper.

      Aber die kugelsichere Weste, die er darunter trug, hatte das meiste von dem, was auf ihn abgefeuert worden war, abgehalten. Lediglich ein Streifschuss hatte ihn an der Schulter erwischt. Aber das war halb so schlimm.

      Sein Komplize Jespers hatte es immer abgelehnt, mit schusssicherer Weste herumzulaufen. "Es sieht einfach entsetzlich aus", hatte er gemeint. Wer schön sein will, muss früher sterben, dachte Kerim jetzt. Er hatte zweimal geradezu unwahrscheinliches Glück gehabt. Zuerst, als die Killer nicht auf seinen Kopf, sondern auf seinen Körper hielten und dann zum zweiten Mal, als er beim Sturz in die Grube auf den toten Jespers gefallen war.

      Andernfalls hätte Kerim sich vermutlich alle Knochen gebrochen.

      Und jetzt wartete er.

      Es war ein Pokerspiel.

      Wer sich zeigte, bekam eine Kugel in den Kopf. Das war die einzige Regel.

      Kerim umklammerte beide Waffen mit festem Griff. Die Knöchel an seinen Händen traten dabei weiß hervor.

      Im nächsten Moment erzitterte der Boden zu seinen Füßen.

      Es dröhnte gewaltig. Der Betonmischer, ging es ihm durch den Kopf. Er näherte sich... Und langsam dämmerte Kerim, dass die Killer wohl nichts anderes vorhatten, als ihn lebendig zu begraben!

      Der Mischer kam heran.

      Wie ein riesiges Ungetüm tauchte er oben am Grubenrand auf.

      Die in der Mischung

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