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in das Apersonale eingeschmolzen, so dass sie nicht mehr ihm gehört, sondern in die göttliche Person, den Purushottama, aufgenommen ist, der alle begrenzten Eigenschaften in unbegrenzter freier Weise verwendet und durch keine Eigenschaften gebunden ist. Er ist zur Seele geworden, hat aufgehört, nur eine Summe natürlicher Eigenschaften zu sein. Seine für das Wirken der Natur verbleibende äußere Persönlichkeit ist etwas Ungebundenes, Weites, Anpassungsfähiges, Universales. Sie ist eine freie Hohlform zur Aufnahme des Unendlichen. Sie ist eine lebendige Maske des Purushottama.

      Das Ergebnis dieses Wissens, dieses Freiseins vom Verlangen, dieser Apersonalität ist die vollendete Ausgeglichenheit in der Seele und im Wesen. Gelassenheit ist das vierte Kennzeichen des göttlich Wirkenden. (180-81)

      4.22

       Wer zufrieden ist mit allem, was ihm als Gewinn zufällt, wer über die Gegensätze hinausgewachsen ist, wer niemand beneidet, wer gleichmütig bleibt in Misserfolg und Erfolg, der ist nicht gebunden, selbst wenn er handelt.

      Gute Ereignisse und böse Ereignisse, so entscheidend wichtig sie der vom Begehren beherrschten menschlichen Seele sind, der vom Begehren freigewordenen göttlichen Seele sind sie gleichermaßen willkommen, da durch ihre sich mischenden Fäden die sich entwickelnden Formen des ewig Guten herausgearbeitet werden. Ein solcher Mensch ist unbesiegbar, da sich für ihn alles hinbewegt auf den göttlichen Sieg auf dem Kurukshetra der Natur, dharmakṣetre kurukṣetre, auf dem Feld der Taten, das das Feld des sich entwickelnden Dharma ist. Jede Wendung in diesem Streit ist von dem vorausschauenden Auge des Feldherrn der Schlacht, von dem Herrn des Wirkens und Lenker des Dharma erdacht und geplant. (181-82)

      4.23

       Wenn ein Mensch, der befreit ist, frei von jeglicher Bindung, mit Mental, Herz und Geist fest gegründet in der Selbst-Erkenntnis, seine Werke als Opfer vollbringt, dessen Wirken löst sich allesamt auf.

      Seine Befreiung hindert ihn nicht am Handeln. Nur weiß er, dass nicht er der Handelnde ist, sondern dass es die Erscheinungsformen, die Eigenschaften der Natur sind, deren dreifache guṇas... Diese Überlegenheit der ruhigen Seele, die ihre eigene Aktivität beobachtet, ihr aber nicht involviert ist, dies traiguṇātītya, ist ebenfalls ein wichtiges Kennzeichen des göttlich Wirkenden. Für sich genommen könnte diese Idee zu einer Lehre führen, die Natur sei mechanisch bestimmt, und die Seele stehe völlig erhaben darüber und sei unverantwortlich. Die Gita vermeidet aber diesen Fehlschluss eines ungenügenden Durchdenkens eindrucksvoll durch die erleuchtende übergöttliche Idee des Purushottama. Sie macht klar, dass es letztlich nicht die Natur ist, die mechanisch ihr eigenes Wirken bestimmt. Es ist der Wille des Höchsten, der sie inspiriert. Er, der bereits die Armee der Dhritarashtrier erschlagen hat, er, dessen menschliches Instrument nur Arjuna ist, eine universale Seele, eine transzendente Gottheit, ist der Herr ihres Bemühens. Wenn wir unser Wirken ganz dem Apersonalen anheimstellen, haben wir ein Mittel, vom persönlichen Egoismus des Täters freizuwerden. Am Ende müssen wir all unsere Tätigkeiten dem hohen Herrn von Allem übergeben, sarva-loka-maheśvara. Wirke, tue meinen Willen in der Welt „mit einem Bewusstsein, das mit dem Selbst übereinstimmt, indem du all deine Handlungen Mir anheimgibst, mayi sarvāṇi karmāṇi sannyasyādhyātmacetasā, befreit von persönlichen Erwartungen, vom Begehren, vom Gedanken „ich“ und „mein“, befreit vom Fieber der Seele: Kämpfe!“ Das Göttliche motiviert, inspiriert, determiniert das gesamte Handeln. Die menschliche Seele, apersonal im Brahman, ist der reine schweigende Vermittler seiner Macht. Diese Macht führt in der Natur die göttliche Bewegung aus. Nur von solcher Art sind die Werke der befreiten Seele, muktasya karma. Denn dieser Befreite handelt in keiner Beziehung aus persönlichem Antrieb. Von solcher Art sind die Handlungen des vollendeten Karmayogins. Sie entstehen aus seinem freien Geist und verschwinden, ohne ihn zu beeinträchtigen, wie Wellen, die an der Oberfläche bewusster unveränderlicher Tiefen sich erheben und verschwinden. Gata-saṅgasya muktasya jñānāvasthita-cetasaḥ, yajñāyācarataḥ karma samagraṁ pravilīyate. (186-87)

      Die Bedeutung des Opfers

      Die Gita fährt nun weiter fort mit einer eindeutigen, ins einzelne gehende Auslegung der Bedeutung des Begriffes yajña, die keinen Zweifel an der symbolischen Verwendung der Worte und dem psychologischen Charakter des Opferns lässt, zu dem diese Lehre auffordert. (119)

      4.24

       Brahman ist die Darbringung; Brahman ist das Opfer der Speise; durch Brahman wird es an das Brahman-Feuer hingegeben; Brahman ist jenes, das durch Samadhi im Brahman-Handeln erlangt werden soll.

      Dies ist also das Wissen, mit dem der befreite Mensch Opferwerke leisten soll. Es ist die Erkenntnis, die in alten Zeiten in den großen vedantischen Äußerungen erklärt wurde: „Ich bin Er.“ „All dies ist wahrlich Brahman. Brahman ist dieses Selbst.“ Das ist das Wissen um die allumfassende Einheit. Er ist der Eine, geoffenbart als der Handelnde, die Tat und das Ziel des Wirkens. Er ist der Wissende, das Wissen und der Gegenstand des Wissens. Die universale Energie, in die das Wirken eingegossen wird, ist das Göttliche. Die geheiligte Kraft der Darbringung ist auch das Göttliche. Was immer geopfert wird, ist nur eine Gestalt des Göttlichen. Der das Opfer darbringt, ist das Göttliche selbst im Menschen. Die Handlung, das Werk, das Opfer ist selbst das Göttliche in Bewegung, in Tätigkeit. Das Ziel, das durch Opfern erreicht werden soll, ist das Göttliche. Für den Menschen, der diese Erkenntnis besitzt, in ihr lebt und wirkt, kann es kein Werk geben, durch das er gebunden wird, und keine persönliche Handlung, die er aus egoistischen Gründen für sich in Anspruch nimmt. Hier gibt es nur den göttlichen Purusha, der mittels der in Seinem eigenen Wesen wirkenden göttlichen Prakriti handelt. Er bringt alles dar in das Feuer Seiner selbst-bewussten kosmischen Energie. Dabei ist es das Ziel dieser ganzen von Gott gelenkten Bewegung und Aktivität, dass die mit Ihm geeinte Seele die Erkenntnis und den Besitz Seines göttlichen Seins und Bewusstseins erlangt. Frei sein besteht darin, dies zu erkennen und in diesem einenden Bewusstsein zu leben und zu handeln. (120)

      4.25

       Manche Yogins befolgen das Opfer, das für die Götter bestimmt ist. Andere opfern, indem sie das Opfer selbst an das Brahman-Feuer übergeben.

      Die ersten begreifen das Göttliche in verschiedenen Formen und Mächten und suchen es durch verschiedene Mittel, Anordnungen, dharmas, Gesetze oder sozusagen durch festgelegte Riten für ihr Wirken, durch Selbst-Disziplin und durch geweihte Werke. Für letztere, die bereits Wissenden, ist die einfache Tatsache des Opferns die Darbringung jeglichen Wirkens an das Göttliche selbst. Die Prägung all ihrer Betätigungen durch das geeinte Bewusstsein und die Kraft des Göttlichen ist ihr einziges Mittel, ihr einziges dharma. (121)

      4.26

       Einige bringen das Gehör und die anderen Sinne den Feuern der Beherrschung dar. Andere bringen den Laut und die anderen Gegenstände der Sinne den Flammen der Sinne dar.

      Die Mittel des Opferns sind verschieden. Die Opfergaben sind vielseitig. Es gibt das psychologische Opfer der Selbstbeherrschung und Selbstdisziplin, das zum höheren Besitz des Selbsts und zur Erkenntnis des Selbsts führt... Es gibt die Disziplin, die die Gegenstände der Sinneswahrnehmung annimmt, ohne dem mentalen Wesen zu erlauben, dass es durch seine Sinnesbetätigungen verwirrt und beeinträchtigt wird, wobei die Sinne selbst zu reinen Opferfeuern werden. Dann gibt es die Disziplin, die die Sinne so stilllegt, dass die Seele in ihrer Reinheit aus dem Bereich hinter dem Vorhang der Mental-Aktion still und ruhig hervortreten kann. (121)

      4.27

       Und wieder andere bringen alle Betätigungen der Sinne und alles Handeln der vitalen Kraft im Feuer des Yoga der Selbstbeherrschung dar, das durch Erkenntnis entzündet wird.

      Es gibt die Disziplin, durch die dann, wenn das Selbst erkannt ist, alles Wirken der Sinneswahrnehmungen und alles Wirken des vitalen Wesens in diese geeinte, reine und ruhige Seele hineingenommen wird. (121)

      4.28

      

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