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Bibliographie: Einleitung In: Des heiligen Kirchenlehrers Johannes Chrysostomus Erzbischofs von Konstantinopel Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer / aus dem Griechischen übers. von Josef Jatsch. (Des heiligen Kirchenlehrers Johannes Chrysostomus ausgewählte Schriften Bd. 5-6; Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 39 und 42) Kempten; München : J. Kösel : F. Pustet, 1922. Unter der Mitarbeit von: Uwe Holtmann.

      Titel Version: Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV) Sprache: deutsch Bibliographie: Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (In epistula ad Romanos commentarius) In: Des heiligen Kirchenlehrers Johannes Chrysostomus Erzbischofs von Konstantinopel Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer / aus dem Griechischen übers. von Josef Jatsch. (Des heiligen Kirchenlehrers Johannes Chrysostomus ausgewählte Schriften Bd. 5-6; Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 39 und 42) Kempten; München : J. Kösel : F. Pustet, 1922. Unter der Mitarbeit von: Uwe Holtmann.

      Allgemeine Einleitung

      1.

      Kaum ein anderes Buch der Hl. Schrift ist so oft und mit soviel Aufwand von geistiger Kraft, freilich auch mit so weit auseinandergehenden Resultaten von den christlichen Theologen aller Jahrhunderte kommentiert worden wie der Brief des hl. Paulus an die Römer.

      Daß der Römerbrief den Scharfsinn der Theologen zur Untersuchung reizte, mehr als jede andere der hl. Schriften, liegt in der gewaltigen Gedankenmacht, die in ihm beschlossen ruht. Die schwierigsten Probleme der christlichen Glaubenslehre wirft er auf, wie: Heilserlangung durch alttestamentliche Gesetzestreue und neutestamentlichen Glauben, das Verhältnis von Sünde und Gesetz, Verdienst und Gnade, eigener Mitwirkung zum Heil und göttlicher Vorherbestimmung, die Dogmen von der Erbsünde und der Erlösung durch Christus, und handelt über diese Fragen in oft recht verwickelten Gedankengängen.

      Den ersten Kommentar zum Römerbriefe schrieb griechisch 0rigenes. In der Urschrift verloren gegangen, besitzen wir denselben nur in einer lateinischen Bearbeitung durch Rufinus (Migne, P. gr. XIV, 831–1294). Dieser hat jedoch die Urschrift nach eigenem Gutdünken gekürzt oder auch erweitert, so daß sich nicht immer genau feststellen läßt, was Urschrift und was Zugabe ist. Der älteste lateinische Kommentar ist der des Ambrosiaster aus der Zeit des Papstes Damasus (366—384). In der handschriftlichen Überlieferung dieses Kommentars wird als sein Verfasser ein Hilarius genannt, den der hl. Augustinus irrtümlich für Hilarius von Poitiers hielt. Wer dieser Hilarius war, ist nicht festzustellen, jedenfalls war es nicht der hl. Ambrosius, dem seit Kassiodors Zeiten diese „Commentaria in tredecim epistolas B. Pauli“ zugeschrieben wurden. Seitdem Erasmus den Irrtum des Kassiodor aufgedeckt hat, heißt der Autor gewöhnlich Ambrosiaster, d. i. Pseudo-Ambrosius (Migne, P. l. XVII, 45–184). Ein dritter Kommentar des Römerbriefes der in die Zeit vor Johannes Chrysostomus hin aufreicht, ist der des hl. Ephraem des Syrers (ca. 306–373), „eine ziemlich sprunghafte und flüchtige Besprechung ausgewählter Stellen“1. Er ist in armenischer Übersetzung erhalten (herausg. von den Mechitaristen, Venedig 1836) und wurde von derselben Genossenschaft später ins Lateinische übertragen (S. Ephraem Syri comm. in epist. D. Pauli a patribus Mekitharistis translati, Venetiis 1893, 2–46).

      2. Eigenart und Echtheit

      Die exegetische und homiletische Eigenart des hl. Johannes Chrysostomus spiegelt sich in dem Kommentare so unverkennbar wider, daß er aus diesem inneren Grunde allein als unzweifelhaft echt angesprochen werden darf. Als Exeget war Chrysostomus ein Vertreter der antiochenischen Schule, die im Gegensatz zur alexandrinischen bei der Schrifterklärung ihre Hauptaufgabe darin erblickte, den Wortsinn festzustellen, während die Alexandriner in der Schrift in erster Linie den allegorischen Sinn suchten. An zahlreichen Stellen geht Chrysostomus in der Zergliederung einzelner Worte soweit, daß seine Rede mehr den Ton der Schule als den der Kanzel annimmt.

      Nüchtern wie in der Exegese bleibt Chrysostomus auch in der dogmatischen Spekulation, ja hier grenzt seine Sparsamkeit schon fast an Mangel. Die großen dogmatischen Probleme, die der Römerbrief anschneidet, können ihn nicht veranlassen, sich tiefer mit ihnen zu beschäftigen, so daß wir uns oft geradezu enttäuscht fühlen in der Erwartung, etwas Entscheidendes von ihm über jene Fragen zu hören. Dafür entschädigt er uns aber reichlich durch die homiletische Ausmünzung seines Stoffes. Kaum entgeht ihm etwas, was eine Anwendung auf das christliche Leben seiner Zuhörer zuließe, ungenützt. Mit apostolischem Eifer, der aber auch die psychologisch wirksamste Aneinanderreihung der Argumente nicht übersieht und rhetorische Kunstmittel nicht verschmäht, dringt er stets auf die sittliche Besserung seiner Zuhörer. Dabei läßt er sich von seinem Eifer manchmal etwas zu lange bei der Strafrede gegen die Laster festhalten und zu Ausdrücken und Vergleichen hinreißen, die unser feinfühliges Empfinden überraschen. Ein Redner und Menschenkenner wie er hat aber jedenfalls wohl abgewogen, wie weit er mit Rücksicht auf die sittliche und ästhetische Eigenart seiner Zuhörerschaft gehen durfte. Echt chrysostomische Art ist auch die Häufigkeit von Vergleichen und Bildern, die diese Homilien auszeichnet. In ihrer sinnenfälligen Darstellung und praktischen Tendenz sind sie vielfach auch für den heutigen Prediger mustergültig und des Studiums wert; weniger nachahmenswert ist des großen Redners μακρολογία — manche seiner Homilien würden wohl zwei Stunden zum Vortrag in Anspruch nehmen — und seine ἀκρίβεια in der Untersuchung des Schrifttextes, die eine mit dem Wortlaut der Hl. Schrift sehr vertraute Zuhörerschaft voraussetzt. Der an Chrysostomus oft bewunderte Attizismus der Sprache zeichnet die Homilien zum Römerbrief hervorragend aus und läßt sie auch stilistisch als echte Geisteskinder des größten Redners der Ostkirche erscheinen.

      Sprechen somit unabweisbare innere Gründe für die Echtheit dieser Chrysostomus-Homilien, so fehlt es auch nicht ganz an äußerer Bezeugung. Der Hauptzeuge ist Augustinus, der im ersten Buch seiner Streitschrift gegen den Pelagianer Julian (1, 27) zahlreiche Stellen aus der elften (zehnten) Homilie zum Beweis dafür anführt, daß Chrysostomus über die Erbsünde keineswegs pelagianisch gedacht habe. Isidor von Pelusium (ca. 370–440) kennt ebenfalls die Homilien des Chrysostomus zum Römerbrief und rühmt ihnen ein Verständnis für den paulinischen Text und eine Eleganz der Sprache nach, daß Paulus selbst, wie er meint, sich nicht besser hätte kommentieren können (Epist lib. V 32. Migne, P. gr. LXXVIII 1348).

      3. Zeit und Ort der Abfassung

      Die Ausgefeiltheit der Sprache und der kunstgemäß rhetorische Aufbau, wodurch sich die Homilien zum Römerbrief auszeichnen, sind nicht allein ein Zeugnis für ihre Echtheit, sondern geben auch einen Fingerzeig für die Zeit und den Ort ihrer Abfassung. Photius und nach ihm Savile wenigstens erblicken darin einen Beweis, daß sie von Johannes während der Zeit seines Wirkens als Diakon und Presbyter in Antiochien (381–398) gehalten worden seien, weil seine Predigten aus dieser Zeit durch sorgfältigere Ausarbeitung vor den als Patriarch in Konstantinopel gehaltenen hervorstechen. Tillemont hält dieses Argument allein freilich nicht für entscheidend, da auch sicher von Johannes in Konstantinopel gehaltene Predigten nicht weniger sorgfältig gearbeitet seien. Doch kommt er zu demselben Schluß auf Grund mancher Bemerkungen in den Predigten selbst, die auf Antiochien als Ort ihrer Abfassung hinweisen. In der neunten (achten) Homilie spricht nämlich Johannes davon, daß er und seine Zuhörer „unter demselben Hirten“ stehen. Das läßt den Schluß zu, daß er damals noch nicht Bischof war, also noch Diakon oder Priester unter dem Bischof Flavian in Antiochien. Noch deutlicher geht aus der einunddreißigsten (dreißigsten) Homilie hervor, daß sie zu Antiochien gehalten wurde. Um die Zuhörer in inniger Liebe zu dem Weltapostel zu entflammen, weist der Prediger nämlich darauf hin, daß der Ort, wo sie leben, voll Erinnerungen an Paulus sei. Nun war aber Paulus niemals in Konstantinopel, wohl aber in Antiochien gewesen. Dem gegenüber wollen manche in einem Ausfalle in der Homilie gegen solche, welche es mit scheelen Blicken betrachten, wenn andere durch ihre Beredsamkeit geistlichen Nutzen schaffen, eine Anspielung auf Severian von Gabala und den Patriarchen Theophilus von Alexandrien, zwei der schärfsten Gegner des Chrysostomus in seiner Konstantinopeler

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