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nicht sehen können.“

      Sabato lächelte schwach, „Ihre Angaben sind äußerst präzis. Sie treffen wahrscheinlich auf einige tausend New Yorker zu.“

      „Ach, Quatsch!“, sagte sein Gesprächspartner. „Schaffen Sie mir den Kerl vom Hals, und zwar schnell. Sie wissen genau, dass ich zurzeit keine Beobachter gebrauchen kann. Und berechnen Sie mir für einen solchen Fall nicht gerade den Höchstsatz.“

      Damit legte er auf.

      Sabato behielt den Hörer noch ein paar Sekunden in der Hand. Seine Wangenmuskeln zuckten, und seine Augen hatten sich dunkel gefärbt. Da waren sie schon wieder, diese unerwarteten Schwierigkeiten in diesem Fall! Sein ungutes Gefühl verstärkte sich immer mehr.

      Er musste noch vorsichtiger werden und sich seine Schritte sehr genau überlegen. Es interessierte ihn wahrlich nicht, ob er einen Mann mehr oder weniger ausschaltete. Den unbekannten Beobachter aus dem Verkehr zu ziehen, traute er sich ohne Weiteres zu.

      Aber was ihm gar nicht gefiel, war, dass sein Auftraggeber offenbar nicht völlig abgeschirmt war. Irgendjemand hatte Verdacht geschöpft. Und wenn sein Auftraggeber trotz aller Vorsichtsmaßnahmen entlarvt wurde, war auch er, Sabato, nicht mehr sicher. Das musste um jeden Preis verhindert werden.

      Er ließ den Hörer auf die Gabel sinken und stand auf. Es war Zeit, seinen Entschluss in die Tat umzusetzen.

      Er nahm seinen alten abgewetzten Lederkoffer aus dem Schrank und klappte ihn auf, nachdem er ihn auf das Bett gelegt hatte. Das Geheimfach war für einen Nichteingeweihten nicht zu erkennen. Oft musste er den Inhalt des Geheimfachs vor neugierigen Augen schützen. Zum Beispiel beim Übertreten einer Grenze. Oder bei Kontrollen in Flughäfen.

      Er löste die unsichtbaren Verschlüsse, griff in das Fach und holte einige Gegenstände heraus, die er auf dem Bett ausbreitete: eine automatische FN-Pistole, Kaliber 9 mm Para, einen Schalldämpfer, ein Reservemagazin, eine Schulterstütze, die am Kolben befestigt wurde, und eine Schachtel Patronen.

      Sorgfältig lud er das dreizehnschüssige Magazin. Danach schraubte er den Schalldämpfer auf und überprüfte die Waffe. Die Mechanik funktionierte einwandfrei. Er schob das Magazin in das Griffstück und lud die Pistole durch.

      In einer Spezialtasche seines Sakkos verschwand die Waffe. In einer anderen Tasche versenkte er Schulterstütze und Ersatzmagazin.

      Er war bereit.

      Er verschloss den Koffer wieder und schob ihn in den Schrank. Anschließend nahm er den Mantel über den Arm, setzte eine Mütze auf, trank noch einen Schluck Milch aus dem Glas auf seinem Nachttisch, löschte das Licht und verließ das Zimmer.

      Sorgfältig schloss er ab.

      Absichtlich nahm er die Treppe. Unten überprüfte er kurz seinen Pulsschlag, aber er war völlig ruhig. Er hätte sich gewundert, wenn es anders gewesen wäre. Schnell verschluckte ihn die Nacht.

      ––––––––

      21.

      Steve McCoy stand am Fenster seines Arbeitszimmers und blickte auf die Straße unter ihm. Selbst zu dieser späten Stunde flutete der Verkehr in beiden Richtungen.

      Er drehte sich um und ging zu seinem Schreibtisch, auf dem ein Stapel Zeitungsausschnitte lag. Ein alter Freund in der Redaktion der New York Times hatte sie ihm heute besorgt. Eines hatten all diese Berichte gemeinsam: Sie beschäftigten sich mit Kevin MacLaren.

      Steve hatte zwei Stunden gebraucht, bis er alle Artikel durchgesehen hatte. Er wusste jetzt eine Menge über den Politiker, der wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft saß und von dessen Unschuld er überzeugt war. Denn beim Lesen hatte er einige bemerkenswerte Informationen erhalten.

      Kevin MacLaren war nicht der Einzige, der Nachfolger von Senator Joseph Clark werden wollte. Er hatte seit Jahren einen politischen Gegner, der bei jeder Gelegenheit gegen MacLaren antrat. Dabei waren die beiden vor langer Zeit Freunde gewesen.

      Außerdem kannte MacLarens Frau seinen Gegenspieler gut. Beide hatten sich damals um sie beworben – MacLaren hatte das Rennen gemacht.

      Steve nahm einen der Ausschnitte in die Hand. Da war er!

      John Carruthers. Etwa im selben Alter wie MacLaren. Ein wenig bulliger und kräftiger. Steve prägte sich das Bild gut ein. Das entschlossene Gesicht mit dem kantigen Kinn wirkte selbstbewusst. Ein Mann, der seinen Weg ging.

      Steve beschloss, sich diesen Carruthers näher anzusehen. Er musste sich von diesem Mann ein Bild machen, um ihn in das Puzzle, das allmählich entstand, einordnen zu können.

      Nachdem, was er über ihn gelesen hatte, konnte Carruthers der Mann sein, der ungewöhnliche Wege ging, um sein Ziel zu erreichen.

      Allerdings, Mord gehörte bisher nicht unter die Methoden, die dieser Mann anwandte. Aber Methoden konnten sich ändern.

      Steve sah auf seine Uhr. Es war noch Zeit für einen späten Besuch. Die Adresse hatte er bereits herausgesucht. Von seinem Haus aus konnte er es über die Brooklyn-Bridge in einer guten halben Stunde schaffen Er warf einen letzten Blick auf das Foto in der Zeitung und verließ den Raum.

      ––––––––

      22.

      Rico Manzini klappte den Kragen hoch. Es wurde allmählich kühl. Auch die Dunkelheit behagte ihm nicht. In dieser ruhigen Wohngegend brannten die Straßenlaternen nur in größeren Abständen. Das hatte zwar gewisse Vorteile, aber dennoch beschlich ihn ein unangenehmes Gefühl.

      Seit zwei Stunden stand er nun hier, und es hatte sich nichts ereignet. Der Mann, den er beobachten sollte, war offensichtlich zu Hause und hatte sich noch nicht gezeigt. Als es dunkel wurde, war hinter einigen Fenstern Licht angeschaltet worden. Das war alles.

      Rico überlegte, ob es eine Möglichkeit gab, in das Haus einzudringen. Schließlich verwarf er diesen Gedanken wieder und beschloss, sich eine Zeitlang die Beine zu vertreten. Der Verkehr war abgeflaut, und nur noch wenige Fahrzeuge fuhren durch die Straße.

      Plötzlich hörte er das Geräusch eines näherkommenden Wagens, der ziemlich langsam fuhr. Rico blieb stehen und starrte dem Auto entgegen. Er wich langsam zurück, bis er im Schatten eines Baumes stand. Der Wagen, ein Camaro, kam immer näher.

      Rico hielt den Atem an, als das Fahrzeug vor dem Haus, in dem sein Zielobjekt wohnte, stehenblieb. Jetzt wurde es endlich interessant. Er drückte sich tiefer in den Schatten und bedauerte, dass er nicht näher herangehen konnte. Aber er dachte nicht daran, das kleinste Risiko einzugehen. In diesem Fall hielt er sich strikt an die Vorschriften seiner Auftraggeberin.

      Aus dem Wagen stieg ein hochgewachsener und gut gekleideter Mann von schlanker Statur. Rico kannte ihn nicht und versuchte, sich das Bild des Fremden einzuprägen. Vielleicht konnte seine Auftraggeberin etwas damit anfangen.

      Der Fremde ging auf den Eingang zu, zögerte und blickte sich nach allen Seiten um. Schließlich bewegte er sich weiter und stieß die Eingangstür auf. Rico sah, dass der Fremde durch das hell erleuchtete Foyer ging und mit dem Pförtner sprach. Es dauerte einige Minuten und einen längeren Wortwechsel, bis der der Neuankömmling die breite Treppe emporstieg.

      Rico stieß den Atem aus und ging auf den Camaro zu und beschloss, die Nummer zu notieren. Auf diese Weise konnte er vielleicht feststellen, wer der Fremde war.

      Als er sein Notizbuch herauszog, hörte er die Schritte. Langsam und gemessen kam jemand die Straße entlang. Rico blickte sich um – und erkannte die Umrisse einer dunklen Gestalt, die keine dreißig Meter entfernt war. Die Schritte waren verstummt, und der drohende Schatten rührte sich nicht.

      Rico spürte, dass eine eisige Hand nach seinem Herzen griff, und ihn plötzlich eine entsetzliche Angst überkam.

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