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nicht auf Idealvorstellungen vom Menschen zu gründen, sondern auf dessen tatsächliches Verhalten (geleitet von Eigeninteresse). Aus Machiavellis Sicht sind soziale Konflikte unvermeidbar, sie ergeben sich aus dem Egoismus der menschlichen Natur. (Damit steht er im Gegensatz zur christlichen Überzeugung des Mittelalters, dass Egoismus kein natürlicher Zustand sei.) Im Umgang mit diesem Egoismus empfiehlt er eine kriegerische Taktik. Machiavelli sieht insbesondere das politische Leben als ständigen Wettstreit zwischen den Elementen der virtù und der fortuna – des Glücks – und damit als eine Art Kriegszustand.

       Geheime Absprachen sind nützlich

      Aus seiner Analyse der Politik mithilfe der militärischen Theorie schlussfolgerte Machiavelli, dass das politische Leben zum größten Teil auf Geheimabsprachen basiert. So wie der Krieg auf Spionage und Gegenspionage beruht, auf Informationen, die man erwirbt, und auf der Vortäuschung von Tatsachen, erfordert der politische Erfolg Geheimhaltung, Intrige und Hinterlist. Vor allem Militärtheoretiker führten geheime Absprachen häufig als Mittel der Wahl an und zahlreiche politische Führer wandten es an. Doch Machiavelli war im Westen der Erste, der ausdrücklich eine Theorie der politischen Verschwörung formulierte. Der Einsatz von Täuschung und Hinterlist widersprach der Vorstellung, dass der Staat die Moral seiner Bürger bewahren soll. Machiavellis Vorschläge wichen hier in schockierender Weise vom konventionellen Denken ab.

      »In der Beurteilung der Politik sollten wir die erreichten Ergebnisse betrachten, nicht die Mittel der Durchführung.«

       Niccolò Machiavelli

      Intrigen und Täuschungen lassen sich Machiavelli zufolge im Privatleben moralisch nicht rechtfertigen, aber sie gehören zur umsichtigen Staatsführung und sind entschuldbar, wenn es um das allgemeine Wohl geht. Sogar mehr als das: Machiavelli betont, dass ein Herrscher betrügerisch vorgehen muss, um die menschliche Natur in die gewünschte Richtung zu beeinflussen. Und: Will der Herrscher mit Weitsicht handeln, sollte er sich nicht an sein Wort halten, denn damit würde er die eigene Herrschaft und die Stabilität des Staates gefährden. Das bedeutet: Für einen Fürsten, der sich ständig mit Konflikten auseinandersetzen muss, heiligt der Zweck die Mittel.

       Das Ende im Blick

      Der Erfolg eines Fürsten als Herrscher wird nach den Konsequenzen seines Handelns und dem Nutzen für den Staat beurteilt, nicht nach seiner Ideologie oder Moral. Machiavelli drückt es in Der Fürst so aus: »Und bei den Handlungen aller Menschen, hauptsächlich aber der Fürsten, wo es über Beschwerden kein Gericht gibt, wird aufs Ende gesehen. Es sorge demnach ein Fürst, die Oberhand und den Staat zu behaupten, so werden die Mittel immer ehrenvoll und von jedermann löblich befunden werden: weil der Pöbel immer von dem, was scheint, und der Dinge Erfolg befangen wird; und in der Welt ist nichts als Pöbel.«

      Er betont jedoch, dass dies eine Frage der Zweckmäßigkeit sei und kein Vorbild für soziales Verhalten. Ein solches Vorgehen ist laut ihm nur entschuldbar, wenn es um das Allgemeinwohl geht. Wichtig ist auch, dass Intrige und Täuschung Mittel zum Zweck sind, nicht das Ziel an sich. Daher muss deren Anwendung politischen und militärischen Führern vorbehalten bleiben und strenger Kontrolle unterliegen.

      Eine andere Taktik, die Machiavelli aus der Militärtheorie übernommen hat, ist die Anwendung von Gewalt. Ihm zufolge ist sie ebenso im privaten Leben moralisch nicht vertretbar, aber entschuldbar, wenn es um das Wohl der Allgemeinheit geht. Eine Politik mit Gewalt erzeugt Furcht – und gewährleistet so die Sicherheit des Herrschers. Machiavelli beantwortete daher auch die Frage, ob es für einen Führer besser ist, gefürchtet oder geliebt zu werden, mit Pragmatismus: In einer idealen Welt solle er sowohl geliebt als auch gefürchtet werden, aber in der Realität gehe beides selten zusammen. Furcht bringe den Führer in eine deutlich stärkere Position, aus dem Grund sei sie besser für die Entwicklungen im Staat. Weiter führte er aus, dass Herrscher, die durch ihre virtù Macht erworben haben, in einer besonders sicheren Position sind, weil sie jedwede Opposition niedergeschlagen und sich den Respekt des Volkes verdient haben. Doch wer Rückhalt und Macht erhalten will, muss seine Autorität immer wieder beweisen.

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      Obwohl Machiavelli die Anwendung fragwürdiger Methoden im Privatleben nicht guthieß, meinte er, der Herrscher solle alle erforderlichen Mittel einsetzen, um die Zukunft des Staates zu sichern.

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      Der italienische Diktator Benito Mussolini war ein energischer und rücksichtsloser Staatsführer, mehr gefürchtet als geliebt. Er berief sich auf Der Fürst.

      »Liebe und Furcht gehen nicht zusammen. Es ist, müssen wir uns zwischen ihnen entscheiden, sicherer, gefürchtet zu werden als geliebt.«

       Niccolò Machiavelli

      Da Machiavelli die Vorherrschaft der Kirche und konventionelle Moralvorstellungen infrage stellte, wurden seine Werke von der katholischen Obrigkeit verboten. Indem er die Politik ganz praktisch und nicht aus philosophischer Sicht betrachtete, ersetzte Machiavelli die Moral als Staatsziel durch den Nutzen und orientierte sich weg von der moralischen Absicht des politischen Handelns hin zu den Konsequenzen.

       Eine ideale Republik

      Machiavellis Werk Der Fürst richtet sich an einen künftigen Herrscher. Er selbst stand im Dienst der Republik Florenz und sprach sich in den weniger bekannten Abhandlungen über … Titus Livius deutlich für den Republikanismus aus. Obwohl er sein Leben lang Katholik war, stellte er sich gegen jede Einmischung der Kirche in das politische Leben. Seine bevorzugte Regierungsform war die römische Republik mit ihrer gemischten Verfassung und ihrer Bürgerbeteiligung, geschützt durch eine ordentliche Bürgerarmee, nicht durch eine Söldnermiliz.

      Diese Staatsform, so Machiavelli, würde die Freiheit der Bürger schützen und den sozialen Konflikt zwischen dem Volk und der herrschenden Elite auf ein Minimum begrenzen. Doch um eine solche Republik zu begründen, sei die Führerschaft eines Einzelnen vonnöten, der angemessene virtù und Weitsicht besitze. Machiavelli sagte auch, dass ein starker Führer möglicherweise anfangs auf ehrenrührige Mittel zurückgreifen müsse. Aber wenn eine politische Gesellschaft erst einmal etabliert sei, könne der Herrscher für die nötigen Gesetze sorgen, um deren Weiterbestehen als ideale Republik zu ermöglichen. Dies betrachtete er als pragmatische Vorgehensweise, um ein angestrebtes Ziel zu erreichen.

       Fortdauerndes Erbe

      Der Fürst beeinflusste die Herrscher in den Jahrhunderten nach Machiavellis Tod sehr, insbesondere Heinrich VIII. von England, den römisch-deutschen Kaiser Karl V., Oliver Cromwell und Napoleon. Das Buch wurde von so unterschiedlichen Menschen wie dem marxistischen Theoretiker Antonio Gramsci und dem faschistischen Diktator Benito Mussolini als Quelle der Inspiration genannt. Machiavellis Wirkung auf das politische Denken war enorm – er war ganz offensichtlich ein Produkt der Renaissance und stellte den Humanismus anstelle von Religion und Dogmen in den Vordergrund. Und er war der Erste, der die politische Geschichte aus einem objektiven, wissenschaftlichen Blickwinkel betrachtete. Auf diese Objektivität lässt sich vielleicht auch seine zynische Analyse der menschlichen Natur zurückführen – diese kann als Vorläufer von Thomas Hobbes’ brutaler Beschreibung des Lebens im Naturzustand gelten.

      Machiavellis Vorstellung davon, was Nutzen bedeutet, wurde im 19. Jahrhundert zu einer Säule des Liberalismus. Er trennte Moral und Ideologie von der Politik, damit wurde sein Werk die Grundlage für eine Bewegung, die später als politischer Realismus bekannt wurde. Sie schlug sich vor allem im Bereich der internationalen Beziehungen nieder.

       Machiavellistisches

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