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noch die Tugend eines guten Herrschers besitzt, können die Vielen gemeinsam ein besserer Herrscher sein als einer allein.

      Die detaillierte Beschreibung und die eingehende Analyse der klassischen griechischen Polis scheint auf den ersten Blick für die Nationalstaaten, die folgten, nicht besonders wichtig. Aber Aristoteles’ Ideen gewannen im Mittelalter großen Einfluss auf das politische Denken in Europa. image

       Aristoteles

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      Der Sohn eines Arztes der makedonischen Königsfamilie wurde in Stagira auf Chalkidiki geboren, im Nordosten des modernen Griechenlands. Mit 17 Jahren ging er nach Athen, um bei Platon an der Akademie zu studieren. Dort blieb er, bis Platon 20 Jahre später starb. Überraschend wurde Aristoteles nicht zu Platons Nachfolger an der Akademie ernannt. Er zog nach Ionien, wo er sich zoologischen Studien widmete, bis Philipp II. ihn einlud, als Lehrer des jungen Alexander nach Makedonien zu kommen.

      Im Jahr 335 v. Chr. kehrte Aristoteles nach Athen zurück, um seinerseits eine Schule zu eröffnen, das Lykeion. Dort formulierte er seine Ideen zu Wissenschaft, Philosophie und Politik. Von seinen zahlreichen Schriften sind jedoch nur wenige erhalten. Nach dem Tod Alexanders 323 v. Chr. verließ Aristoteles Athen wegen der anti-makedonischen Stimmung. Im Jahr darauf starb er in Euböa.

       Hauptwerke

       um 350 v. Chr.

       Nikomachische Ethik

       Politik

       Rhetorik

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      EIN EINZELNES RAD BEWEGT SICH NICHT

      CHANAKYA UM 350–UM 275 V. CHR.

       IM KONTEXT

      IDEENLEHRE

       Realismus

      SCHWERPUNKT

       Utilitarismus

      FRÜHER

      6. Jh. v. Chr. Der chinesische General Sunzi schreibt Die Kunst des Krieges und analysiert in dieser Abhandlung die Staatskunst.

      424 v. Chr. Mahapadma Nanda etabliert die Nanda-Dynastie. Er verlässt sich in taktischen Fragen auf seine Generäle.

      SPÄTER

      um 65 v. Chr. Das Maurya-Reich, zu dessen Gründung Chanakya beitrug, erreicht seinen Höhepunkt und beherrscht fast den gesamten indischen Subkontinent.

      1904 Texte der Abhandlungen Chanakyas werden wiederentdeckt und 1915 ins Englische übersetzt.

      Im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. gewann die Nanda-Dynastie die Kontrolle über die nördliche Hälfte des indischen Subkontinents. Sie konnte ihre Gegner besiegen und wehrte sich gegen die drohende Invasion von Griechen und Persern aus dem Westen. Die Herrscher des expandierenden Reiches verließen sich auf ihre Generäle, wenn es um taktischen Rat im Zusammenhang mit der Schlacht ging. Gleichzeitig begannen sie den Wert von Ministern zu erkennen – als Berater in Fragen der Politik und der Regierung. Viele Gelehrte, vor allem aus Takshashila im heutigen Pakistan, wurden zu Ministern ernannt.

      Einer der bedeutendsten Denker, der von dort stammte, war Chanakya. Er schrieb eine Abhandlung über die Staatskunst mit dem Titel Arthashastra (»Die Kunst der Regierung«). Darin brachte er das gesamte Wissen über die Kunst der Politik mit seinen eigenen Ideen zusammen. Das Arthashastra ist bemerkenswert wegen der darin enthaltenen leidenschaftslosen und mitunter skrupellosen Analyse des politischen Geschäfts.

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       Den Herrscher beraten

      Einzelne Abschnitte der Abhandlung beschäftigen sich mit den moralischen Qualitäten, die ein Staatsführer haben sollte, doch der Schwerpunkt liegt ganz klar im praktischen Bereich. Ohne Umschweife schildert Chanakya, wie man Macht gewinnen und erhalten kann. Zum ersten Mal in Indien wird eine Organisationsstruktur beschrieben, in der Minister und Berater bei der Führung des Staates eine Schlüsselrolle spielen.

      Die Verpflichtung gegenüber dem Wohlergehen des Staates steht im Zentrum von Chanakyas politischem Denken. Dafür, so glaubte er, trägt der Herrscher die Verantwortung. Es sind verschiedene Faktoren, die ihm die Macht verleihen, um die von ihm erwarteten Pflichten wahrzunehmen: Dazu zählen seine persönlichen Qualitäten, die Fähigkeiten seiner Berater, sein Territorium mit den Städten, sein Reichtum, seine Armee und seine Verbündeten.

      Als Staatsführer übernimmt der Herrscher die zentrale Rolle. Chanakya betont, wie wichtig es ist, einen Herrscher mit den passenden Qualitäten zu finden, jedoch reichen dessen persönliche Führungsqualitäten allein nicht aus. Der Staatsführer muss für seine Aufgabe ausgebildet werden, beispielsweise in den Bereichen militärische Taktik und Strategie, Recht, Verwaltung und Diplomatie. Außerdem sollen ihm Selbstdisziplin und ethische Grundsätze vermittelt werden, damit er die nötige moralische Autorität entwickeln kann, um sich die Treue und den Gehorsam seines Volkes zu sichern. Bevor er sein Amt übernehmen und erfüllen kann, braucht der Staatsführer die Hilfe erfahrener Lehrer. Wenn er im Amt ist, verlässt sich ein kluger Staatsführer nicht ausschließlich auf seine eigene Weisheit. Vielmehr wendet er sich an vertrauenswürdige Minister und holt sich bei ihnen Rat. Aus Chanakyas Sicht sind diese Personen genauso wichtig wie der Herrscher selbst, wenn es um die Staatsführung geht.

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      Das Löwenkapitell von Kaiser Ashoka: Es stand in Sarnath zentral im Maurya-Reich. Chanakya trug zur Gründung dieses mächtigen Reiches bei, das fast ganz Indien beherrschte.

      »Alles beginnt mit Beratung.«

       Chanakya

      Im Arthashastra sagt er: »Das Führen des Staates ist nur mit Unterstützung von außen möglich – ein einzelnes Rad dreht sich nicht.« Das ist eine Warnung an den Herrscher, sich nicht zum Autokraten zu entwickeln, sondern Entscheidungen in Staatsangelegenheiten erst dann zu fällen, wenn er sich mit seinen Ministern eingehend beraten hat.

      Daher kommt der Ernennung von geeigneten Ministern genauso viel Bedeutung zu wie der Wahl des Führers. Dabei gilt als Voraussetzung, dass die Minister das erforderliche Wissen und die nötigen Fähigkeiten für ihr Amt mitbringen. Sie müssen absolut vertrauenswürdig sein, denn nur dann kann sich der Herrscher auf ihren Rat verlassen. Zudem muss sichergestellt sein, dass Entscheidungen im Interesse des Staates und des Volkes getroffen werden – zur Not, indem ein korrupter Herrscher daran gehindert wird, rein aus Eigeninteresse zu handeln.

       Der Zweck heiligt die Mittel

      Es war sein Wissen über die Natur des Menschen, das Chanakya von anderen indischen politischen Philosophen seiner Zeit unterschied. So stellt das Arathashastra kein theoretisches Werk zur Moralphilosophie dar, sondern eine praktische Anleitung zum Regieren. Keinerlei Skrupel sind zu erkennen, wenn auch beschrieben wird, wie im Umgang mit Macht List und Tücke zum Einsatz kommen. Chanakya war ein gewiefter Beobachter menschlicher Schwächen wie Stärken und willens, sie auszunutzen, um die Macht des Herrschers zu vergrößern und dessen Feinde zu schwächen.

      Das fällt besonders bei seinen

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