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gekämpft“, fügte Sugar Ray Leonard hinzu.

      „Und Kampf schreibt man hier groß“, sagte Watkins.

      Ich war einfach nur benommen und empfand überhaupt nichts. Mir war bewusst, was um mich herum vor sich ging, ich war aber wie betäubt. Kevin umarmte mich. José Torres kam zu mir.

      „Ich kann nicht glauben, was der Mann gesagt hat. Mit 20 werde ich ein verdammter Weltmeister sein“, sagte ich zu ihm. „Dieser verdammte Scheiß ist doch irreal. Weltmeister mit 20. Ich bin ein kleiner Junge, ein verdammt kleiner Junge.“

      Jimmy trat in den Ring und küsste mich.

      „Glaubst du, Cus hätte es gefallen?“, fragte ich. Jimmy lächelte.

      Don King, dessen Sohn Berbick managte, kam rüber, um mir zu gratulieren. Ich blickte über das Publikum hinweg und verspürte ein Gefühl der Arroganz. „Ja, wir haben’s geschafft“, dachte ich. „Ich und Cus haben es geschafft.“ In meinem Kopf redete ich mit Cus: „Wir haben es geschafft und den ganzen Typen gezeigt, dass sie falschlagen. Ich wette, Berbick hält mich jetzt nicht mehr für zu klein, oder?“ Dann merkte ich, dass Cus die Art, wie ich gekämpft hatte, verabscheut hätte.

      „Alles, was du im Ring vorgeführt hast, war Müll“, hörte ich ihn in meinem Kopf sagen. „Aber der Ausgang war so fulminant, dass er allen im Gedächtnis bleibt.“

      Es war Zeit für die Interviews nach dem Kampf. Ich musste Cus würdigen. Ich, der bedeutendste Boxer der Welt, war seine Kreatur. Cus hätte dabei sein müssen. Er hätte diesen Leuten, die ihn als verrückt abgetan hatten, mal so richtig den Kopf gewaschen, und ihnen gesagt: „Keiner hier kann meinen Jungen schlagen. Er ist erst 20, aber keiner auf der Welt zwingt ihn in die Knie.“

      „Auf diesen Augenblick“, sagte ich zu Beginn der Pressekonferenz, „habe ich mein ganzes Leben gewartet, seitdem ich mit dem Boxen angefangen habe. Berbick war ein sehr starker Gegner. Ich hätte nie erwartet, dass er so stark wie ich ist … Ich habe ihm jeden Hieb mit üblen Absichten verpasst. Meine Bilanz reicht für die Unsterblichkeit, sie wird nie übertroffen werden. Ich will ewig leben … Ich denke nicht daran, zu verlieren … Um zu verlieren, müsste ich tot hinausgetragen werden. Ich war gekommen, um zu zerstören und den Weltmeistertitel im Schwergewicht zu erringen. Ich habe es geschafft. Ich möchte meinen Kampf meinem großen Betreuer Cus D’Amato widmen. Ich bin sicher, er ist hier, schaut herunter, redet mit all den großen Kämpfern und sagt, dass es sein Junge geschafft habe. Ich dachte, er sei ein irrer weißer Typ … aber er war ein Genie. Alles, was er vorausgesagt hat, ist eingetroffen.“

      Jemand fragte, gegen wen ich als Nächstes antreten würde.

      „Mir ist egal, gegen wen ich als Nächstes kämpfe“, sagte ich. „Wenn ich der Größte sein will, muss ich gegen jeden kämpfen. Ich will gegen alle antreten.“

      Nach dem Kampf lobte mich sogar Dundee.

      „Tyson teilt Kombinationen aus, die ich noch nie gesehen habe. Ich war verblüfft. Ich habe mit Ali und Sugar Ray gearbeitet, sehe aber bei Tyson eine einzigartige Dreier-Kombination. Wann sieht man schon einen Boxer, der eine Rechte in die Niere schlägt, in der Mitte einen Uppercut anbringt und dann einen linken Haken verpasst?“

      Den Gürtel legte ich die ganze Nacht nicht mehr ab. Ich trug ihn in der Eingangshalle des Hotels, auf der Siegesfeier nach dem Kampf und noch danach, als ich ganz spät mit Jay Bright, meinem Zimmerkameraden in Cus’ Haus, mit Bobby Stewarts Sohn und dem Kämpfer Matthew Hilton einen heben ging. Wir gingen vom Hilton aus schräg über die Straße in die Kellerbar The Landmark in Las Vegas. Obwohl der Laden leer war, setzten wir uns und becherten die ganze Nacht durch. Ich trank Wodka pur und war am Ende sturzbesoffen. Matthew kippte am Ende der Nacht aus den Latschen. Danach zog ich einfach weiter herum, ging zu verschiedenen Mädchen nach Hause und führte meinen neuen Meisterschaftsgürtel vor. Ich hatte keinen Sex mit ihnen, blieb einfach eine Weile da, zog zur Nächsten weiter und blieb ein bisschen bei ihr. Es war verrückt. Man erinnere sich daran, dass ich damals gerade 20 Jahre alt war. Und das hieß, dass viele meiner Freunde gerade 15 oder 16 waren. Der Altersunterschied war nicht sehr groß. Weil ich Weltmeister war, erwarteten alle ganz plötzlich von mir, dass ich ein total beherrschter Typ war – wegen dieses Titels und was er darstellte. Aber eigentlich war ich nur ein Kindskopf, der auf Fun aus war.

      Und ich war orientierungslos. Zu der Zeit, als ich den Gürtel errang, war ich seelisch richtig kaputt, weil mir jede Führung fehlte. Mit fehlte Cus. Für ihn hatte ich diesen Gürtel erringen müssen. Wir hatten ihn erringen oder untergehen wollen. Ohne den Gürtel aus dem Ring zu steigen, wäre undenkbar gewesen – wegen all dieser Opfer, dieser Leiden und der ganzen Hingabe Tag für Tag. Als ich früh am Morgen in mein Hotelzimmer zurückkehrte, schaute ich mich mit dem Gürtel im Spiegel an und stellte fest, dass ich unsere Mission erfüllt hatte. Jetzt war ich frei.

      Aber dann erinnerte ich mich wieder an ein Lenin-Zitat, das ich in einem der Bücher in Cus’ Bibliothek gelesen hatte. „Freiheit ist etwas sehr Gefährliches. Wir rationieren sie sehr vorsichtig.“ Ich hätte diese Warnung in den folgenden Jahren beachten sollen.

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