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stürmte sie gefolgt von einem rothaarigen Mann im eleganten Nadelstreifenanzug, der einen riesigen Strauß Blumen vor sich hertrug, herein. »Ich hoffe, du hast alles gut überstanden, Herzchen«, sagte sie und setzte sich zu Sabine aufs Bett, so als sei sie ihre allerbeste Freundin. »Der kleine Racker, wie niedlich«, flötete sie und streifte das Baby mit einem kurzen Blick.

      »Harald, sieh dich bitte nach einer Vase für die Blumen um«, wandte sie sich ihrem Begleiter zu, der ein wenig verloren im Zimmer stand.

      Harald Baumann, der sich um den Verkauf im Sägewerk Holzer kümmerte, war immer zur Stelle, wenn Miriam Unterstützung brauchte, egal, um was es dabei ging.

      »Glückwunsch, Sabine«, sagte Harald und lugte hinter dem Blumenstrauß hervor. »Herr Doktor Seefeld, Frau Bergmann«, begrüßte er die beiden mit einem kurzen Kopfnicken und verließ das Zimmer, um nach einer Vase zu suchen.

      »Wir sind alle sehr froh, dass schließlich noch alles gut gegangen ist, obwohl es sicher schwer für dich war«, wandte sich Miriam wieder an Sabine und streichelte mitfühlend über ihre Hände.

      Anna nickte, als Sebastian ihr bedeutete, dass er gehen wollte. Gleich darauf verabschiedeten sie sich von Sabine.

      »Rufe mich an, wenn du zu Hause bist, ich sehe dann nach dir und dem Kleinen«, sagte Anna.

      »Gut, ich hinterlasse dir eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter, wenn du nicht da bist.«

      »Den habe ich abgeschafft, ich möchte nicht, dass jemand vergeblich auf meinen Rückruf wartet, während ich unterwegs bin. Mein Handy ist die beste Verbindung zu mir«, erklärte Anna lächelnd.

      »Auf bald, Sabine«, sagte Sebastian.

      »Auf Wiedersehen, ihr beiden«, flötete Miriam.

      »Mach’s gut, Miriam«, antwortete Sebastian und hielt Harald Baumann die Tür auf, der mit einer großen Vase, in der der Blumenstrauß steckte, wieder zurückkam.

      »Dieser Strauß nimmt eine Menge Raum ein«, flüsterte Anna, nachdem sie das Zimmer verlassen hatten.

      »Stellt sich die Frage, ob er und Miriam, die immer den größten Raum beansprucht, überhaupt in ein Zimmer passen«, entgegnete Sebastian, und dann mussten sie beide in sich hineinlächeln.

      *

      »Jetzt, da wir unter uns sind, erzähle doch mal, was wirklich vorgestern Nacht passiert ist«, forderte Miriam Sabine eindringlich auf.

      »Was genau meinst du damit?«, fragte Sabine verunsichert.

      »Irgendetwas ist doch schiefgelaufen. Du hättest Sebastian doch nicht gebraucht, wenn Anna die Situation im Griff gehabt hätte.«

      »Anna hat nichts falsch gemacht«, wies Sabine Miriams Unterstellung entschieden zurück.

      »So mag sich das für dich darstellen, aber denke noch einmal genau nach. Warum wurde aus einer einfachen Geburt ein Notfall?«

      »Was soll diese Fragerei?«

      »Wenn dich jemand falsch behandelt und du einen Schaden davonträgst, dann könntest du denjenigen auf Schadensersatz verklagen.« Eine kleine Geldspritze würde Sabine sicher nicht ausschlagen, nach dem, was sie beim Betreten ihres Zimmers zufällig mitbekommen hatte.

      »Ich werde Anna nicht verklagen.«

      »Seefeld könnte auch einen Fehler gemacht haben«, mischte sich Harald, der am Fußende des Bettes stand, in die Unterhaltung der beiden ein.

      »Was erlaubst du dir? Doktor Seefelds Handeln steht außerhalb jeder Kritik. Nur durch sein Eingreifen geht es Mutter und Kind gut«, fuhr Miriam ihn zornig an.

      »Sorry«, murmelte Harald und schaute zu Boden.

      »Was ist hier los?«, fragte Anton, der das Zimmer betrat und sofort erkannte, dass Sabine in ein unangenehmes Gespräch verwickelt war.

      »Miriam will mir einreden, dass Anna vorgestern einen Fehler gemacht hat und dass ich sie verklagen soll«, machte Sabine sich Luft.

      »Miriam, die Besuchszeit ist für dich und deinen Begleiter zu Ende.« Anton, der in seinem Sonntagsanzug, einer hellen Hose und einer dunklen Trachtenjacke ganz verändert aussah, hielt die Tür auf und schwang seinen rechten Arm in Miriams Richtung und wieder zurück, so als wollte er sie hinausfegen.

      »Es sieht so aus, als wüsstet ihr nicht, wer eure wahren Freunde sind«, stellte Miriam beleidigt fest.

      »Glaube mir, dass wissen wir genau«, sagte Anton.

      »Komm, wir sind hier unerwünscht.« Harald schien aus seiner Unterwürfigkeit erwacht und packte Miriam am Arm.

      »Nicht so grob«, schimpfte sie, folgte ihm aber trotzdem.

      »So, die wären wir los«, sagte Anton, und nachdem er seinen jüngsten Sohn liebevoll begrüßt hatte, setzte er sich zu Sabine ans Bett. »Wir kommen aus dieser Misere schon wieder heraus, mein Schatz«, versicherte er ihr, strich ihr das Haar aus der Stirn und küsste sie zärtlich.

      »Auf Anna und Sebastian werde ich niemals etwas kommen lassen. Miriam will Anna doch nur etwas anhängen, um sie loszuwerden.«

      »Warum loswerden?«, fragte Anton erstaunt.

      »Du meine Güte, so blind kann aber auch nur ein Mann sein. Miriam hat diese gewissen Schwingungen zwischen Anna und Sebastian bemerkt, so wie sie jede Frau bemerkt, mein Schatz.«

      »Du meinst, da ist etwas zwischen den beiden?«

      »Das habe ich nicht gesagt, aber sie fühlen sich mit Sicherheit zueinander hingezogen, und das bedeutet für Miriam Alarmstufe Rot, weil sie doch plant, Sebastian für sich zu gewinnen.«

      »Was du so alles weißt«, entgegnete Anton lächelnd und küsste Sabine zärtlich auf den Mund.

      »Ja, ich weiß einiges, auch dass du dich dringend von Sebastian untersuchen lassen solltest. Ich habe ihm und Anna erzählt, wie es um uns steht.«

      »Du hast es ihnen gesagt?« Anton wich von ihr zurück und sah sie vorwurfsvoll an. »Wir wollten es doch für uns behalten. Wie stehe ich denn jetzt da?«

      »Wie ein Mann, der alles für seine Familie tut, aber zu stur ist, Hilfe anzunehmen. In dieser Hinsicht denkst du einfach zu viel nach. Hier, lies das.« Sabine gab ihm die Glückwunschkarte, die sie von Anna und Sebastian bekommen hatte.

      »Die Indianer sagen: Urteile nicht darüber, ob etwas gut oder schlecht ist, ohne dein Herz befragt zu haben«, las Anton laut vor.

      »Was sagt dir dein Herz, Anton? Kannst du Sebastian vertrauen?«

      »Ich werde mit ihm reden«, versprach er und zauberte ein glückliches Lächeln auf das Gesicht seiner Sabine.

      *

      »Über diesen Besuch freue ich mich«, sagte Traudel und stupste Benedikt in die Seite.

      Die beiden saßen auf der Terrasse und spielten Schafkopf, so wie sie es oft am Sonntagnachmittag taten. Traudel hatte die junge Frau gleich erkannt, die neben Sebastian im Auto saß, als er aus dem Krankenhaus zurückkam.

      »Ich würde es sehr begrüßen, wenn die beiden die Zusammenarbeit, die Anna und ich bisher praktiziert haben, fortsetzen«, antwortete Benedikt.

      »Dass sie es können, haben sie auf dem Mittnerhof bewiesen.«

      »Anna ist eine bildhübsche junge Frau, nicht wahr?«

      »Ja, Benedikt, das ist sie.«

      »Ob der Junge es bemerkt?«

      »Ich hoffe es, wir wollen uns doch nicht wünschen, dass er auf Dauer allein bleibt«, antwortete Traudel, während sie Benedikt von der Seite betrachtete.

      Die Lachfältchen um seine Augen, das kräftige Kinn, die hellen freundlichen Augen, das silbergraue Haar, seine sportliche Erscheinung, die seine Kleidung, das elegante helle Polohemd und die dunkle Jeans noch unterstrich.

      Traudel

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