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freute sich Nick. »Also, dann marsch in die Verstecke. Hoffentlich müssen wir nicht zu lange warten.«

      Nick ging mit seinen beiden Kameraden über die Wiese zu einem dichten Gebüsch. Dort ließ er sich mit den Freunden nieder. Aufmerksam beobachteten alle den Weg, der vom Dorf heraufführte. Dort mussten die Diebe auftauchen.

      »Wir werden sie dicht an uns herankommen lassen«, raunte Nick.

      »Und was ist, wenn sie Pistolen haben?« Trotz ihrer Vermummung fror Pünktchen ganz jämmerlich.

      Nick schüttelte überzeugt den Kopf. »Das sind doch keine Bankräuber. Sie sind bestimmt nicht bewaffnet.«

      Ein Raubvogel streifte mit seinen Flügeln die Äste einer hohen Tanne und krächzte schauerlich. Angelika fuhr erschrocken zusammen und presste beide Hände auf den Mund. Waldi ließ ein drohendes Knurren hören, und Pünktchen konnte nun beim besten Willen nicht mehr vermeiden, dass ihre Zähne klappernd aufeinanderschlugen.

      Noch bevor Nick seine Freundin ein wenig trösten konnte, lenkte Waldi seine ganze Aufmerksamkeit auf sich. Das Tier sah unverwandt zum Waldrand hinüber. Nick sah angestrengt in dieselbe Richtung. Bewegten sich dort nicht die Zweige? Knackte nicht ein Ast?

      Nick hielt den Atem an. »Dort«, flüsterte er so leise, wie es ihm nur möglich war.

      Pünktchen und Angelika hielten sich an den Händen und rückten noch enger zusammen.

      »Das sind sie«, wisperte Angelika und war dabei den Tränen nahe.

      Nick hatte plötzlich überhaupt keine Angst mehr. Er dachte nur noch an die beiden Stuten, die diese feigen Diebe entwendet hatten. Wurde drüben nicht eine gebückte Gestalt sichtbar? Wenn es nur nicht so dunkel gewesen wäre! Warum musste auch ausgerechnet Neumond sein?

      Sie sind also nicht über den Weg vom Dorf heraufgekommen, überlegte er weiter. Sie haben sich durch den Wald geschlichen. Jetzt stellen sie fest, dass die Koppel leer ist und wollen wieder verschwinden. Wir müssen etwas unternehmen, wenn wir sie schnappen wollen.

      *

      »Du hast ein zweites Bett in deinem Zimmer aufstellen lassen?«, fragte David erstaunt. Er hatte Grit zum Hotel begleitet und war kurz mit heraufgekommen.

      »Für Anja«, berichtete Grit arglos. »Ich habe auch bereits Kleider für sie gekauft und einige Spielsachen.« Die silberblonde Grit, die erst am Vormittag von den Beerdigungsfeierlichkeiten in Schweden zurückgekommen war, trug noch das schwarze Seidenkleid, in dem sie noch zierlicher und zerbrechlicher wirkte als sonst.

      »Du willst das Kind also wirklich zu dir nehmen?« David Danner konnte sich nur mühsam beherrschen. Das, was Grit plante, passte ihm durchaus nicht.

      »Anja hat doch nur noch mich. Es ist ganz selbstverständlich, dass ich für sie sorgen werde.« Dabei dachte Grit: Ich werde sie so lieb haben wie eine eigene Tochter. Doch das sprach sie nicht aus. Seit dem Besuch in Sophienlust wusste sie, dass David keine Kinder mochte und ein kleines Mädchen, das behindert war, schon gar nicht.

      David zwang sich zu einem Lächeln. Scheinbar liebevoll legte er den Arm um Grit, wagte es aber nicht, ihr in die Augen zu sehen. »Wenn Anja ein normales Kind wäre, könnte ich dich ja noch verstehen. Aber wer in aller Welt wird sich mit einem Krüppel befassen?«

      »Anja ist ein normales Kind«, widersprach Grit leidenschaftlich. »Sie hat Furchtbares erlebt und braucht deshalb mehr Liebe und Verständnis als andere kleine Mädchen. Frau Dr. Frey ist überzeugt, dass Anjas Fähigkeit zu sprechen zurückkehren wird.«

      David schüttelte den Kopf. »Frau Dr. Frey spricht für die Interessen des Kinderheims, das ist doch ganz klar. Und dort ist man natürlich darauf bedacht, Anja so rasch wie möglich loszuwerden.«

      »Das ist nicht wahr! In Sophienlust hat man das Kind gern. Sonst hätte man meinem Wunsch, Anja sofort mitzunehmen, doch nicht widersprochen.«

      »Alles Taktik. Und du fällst darauf herein. Eigentlich hätte ich dich für klüger gehalten, Grit.« David grinste verächtlich.

      »Ich muss mich um Anja kümmern. Es ist meine Pflicht.« Ängstlich sah die junge Frau den geliebten Mann an. Eigentlich hatte es zuvor nie Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen gegeben. Doch seit diesem Unglück wusste Grit, dass David herzlos sein konnte. War es vielleicht doch nicht die große Liebe, an die sie zuvor so fest geglaubt hatte?

      »Du redest dir etwas ein, was überhaupt nicht stimmt. Du hast keinerlei Verpflichtung deiner Nichte gegenüber«, sagte David sehr bestimmt. »Du bist erst zweiundzwanzig, und niemand kann dir die Sorge um das Kind zumuten. Ich an deiner Stelle würde die Vermögensverwaltung beantragen und Anja selbst in ein Heim für behinderte Kinder geben.«

      »In ein Heim für behinderte Kinder?«, wiederholte Grit entsetzt. Ruckartig befreite sie sich aus Davids Armen und sah ihn befremdet an. War das wirklich der Mann, den sie so selbstlos, so abgöttisch liebte?

      »Es ist vielleicht schockierend für dich, aber ich bin sicher, dass man Anja in keinem anderen Kinderheim aufnehmen wird.«

      »Aber sie ist doch normal begabt. Sie wird wieder sprechen lernen. Und wenn ich mit ihr die Fachärzte ganz Europas konsultieren muss.« Wilde Entschlossenheit sprach aus Grits wundervollen blauen Augen.

      »Überlege, was das kostet.« David griff sich an den Kopf.

      »Was spielt das für eine Rolle? Anja ist reich. Und wenn die Arztkosten ihr ganzes Vermögen verschlingen sollten, ich werde nicht ruhen, ehe dem Kind geholfen ist.«

      David Danner sah ein, dass er Grit auf diese Weise nicht beikam. Sie war von ihrer fixen Idee besessen und würde nicht aufgeben.

      »Und wie stellst du dir unsere Ehe vor?«, fragte er und verlegte sich nun aufs Schmeicheln. »Ich möchte allein mit dir sein, wenigstens die erste Zeit. Hast du nicht selbst gesagt, dass wir unsere Flitterwochen endlos ausdehnen wollen?«

      »Aber damals wusste ich noch nicht, welches Unglück meinem armen Bruder zustoßen würde.« Tränen glänzten in Grits Augen.

      »Gut. Die Sache mit deinem Bruder ist bedauerlich, aber wir selbst sind doch nicht davon betroffen. Wir sollten uns das Leben nicht unnötig erschweren, Grit. Wir wollen für unsere Liebe leben. Einverstanden?« David umarmte seine Braut und hauchte einen zärtlichen Kuss auf deren Wange.

      »Wir dürfen uns der Verantwortung nicht entziehen. Anja wird uns nicht stören. Sie ist ein so liebes, ruhiges Kind. Vielleicht wird sie unser Glück sogar noch vergrößern.«

      »Das ist eine seltsame Logik. Ich glaube, Grit, du bist noch zu unerfahren, um zu wissen, dass Kinder nur Ärger und Arbeit machen. Wenn du mich liebst, schlage dir die dummen Gedanken aus dem Kopf.«

      Liebevoll strich David Grits Haare zurück. Seine Berührung war so weich und sanft, dass es Grit wirklich schwerfiel, an seinen Egoismus zu glauben. »Ich liebe dich, David«, flüsterte sie.

      »Na also. Ich wusste es doch«, brummte er zufrieden. Er schlang seine Arme inniger um Grits schlanken Körper und küsste sie stürmisch.

      *

      Nick gab Waldi einen kleinen Stoß. Endlich lief der Hund in die angegebene Richtung. Doch er bellte dabei nicht böse, sondern wedelte freundlich mit dem Schwanz.

      »Hat man schon einmal so einen dummen Hund gesehen?«, brummte Nick ärgerlich. Mit dem ausgestreckten Arm gab er seinen Freunden ein Zeichen. Der Angriff konnte beginnen.

      Mit schauerlichem Indianergeheul lief Nick auf den Waldrand zu. Pünktchen und Angelika rannten hinter ihm und grölten aus vollem Hals. Die Angst gab ihren Stimmen ungeahnte Kraft.

      Auch Irmela brach nun mit ihrer kleinen Mannschaft durch das Gebüsch. Sie hatte die Trillerpfeife zwischen den Lippen. Die Töne, die sie darauf erzeugte, waren so laut und kräftig, dass sie den Konkurrenzkampf mit einer Polizeisirene hätte aufnehmen können. Fabian schwang schreiend seinen Prügel, und Frank brüllte sich heiser.

      Noch bevor Waldi

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