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verdächtige Spuren zu finden sind. Dabei bleibt’s wohl.« Alexander presste wütend die Lippen aufeinander. Jahre hatte er gebraucht, um Tiere wie Farka und Florina zu züchten. Nun war mit einem Schlag aller Erfolg zunichte gemacht. Nirgends würde er einen Ersatz für die beiden Stuten finden.

      »Vati, ich kenne einen ganz prima Polizisten. Er hat Anja hierhergebracht. Gestern hat er sie besucht und ihr eine Menge Süßigkeiten mitgebracht sowie eine kleine Puppe.« Nick war richtig aufgeregt. »Ihm müssen wir den Fall melden. Hans Strasser ist unheimlich tüchtig. Er findet die Diebe ganz bestimmt.«

      »Er ist nicht zuständig, Nick«, bremste Alexander den Eifer des Jungen und überlegte dann laut: »Es gibt keine Wagenspuren.« Schon mehr als zwanzig Mal war er den Tatbestand durchgegangen, doch er war einfach nicht weitergekommen. Zwei wertvolle Zuchtpferde waren von der Koppel verschwunden. Niemand hatte etwas gesehen, niemand etwas gehört. »Es muss nachts geschehen sein. Aber normalerweise hätte man das Hufgetrappel doch hören müssen. Außerdem hätte man Abdrücke finden müssen. Ich verstehe das nicht.«

      »Vati, solltest du die Pferde nicht nachts in die Ställe bringen lassen? Sonst kommen diese Diebe vielleicht noch einmal.«

      »Eigentlich wollte ich die Tiere ein wenig abhärten und sie in den warmen Sommermonaten nachts draußen lassen. Aber du hast wohl recht, Nick.«

      »Es ist eine Gemeinheit, eine richtige Gemeinheit«, schimpfte Nick. »Erst vor einigen Tagen sind Farka und Florina noch sehr bewundert worden.«

      »Von wem denn?« Aufmerksam sah Alexander seinen Stiefsohn an.

      »Von David Danner, dem Verlobten von Anjas Tante. Er ist sehr reich, weißt du, Vati. Millionär! Einen ganz tollen amerikanischen Wagen hat er.«

      »Na ja«, sagte Alexander uninteressiert. Zuerst hatte er gedacht, vielleicht einen vagen Verdacht schöpfen zu können. Aber schließlich würde ein Millionär ja keine Pferde stehlen. »Wenn ich die elenden Halunken erwische …« Erneut stieg der Zorn in ihm auf. Er ballte drohend die Hände.

      »Schlägst du sie dann nieder?«, fragte Nick und sah dabei voll Bewunderung auf seinen Stiefvater. »Ich darf dir doch dabei helfen, nicht wahr?«

      »Seit wann habt ihr so brutale Absichten?« Denise, die eben in den großräumigen Wohnraum kam und den Schluss der Unterhaltung belauscht hatte, sah ihren Mann fragend an. Es passte nicht zu ihm, sich mit jemandem zu prügeln.

      »Nick sieht zu viele Krimis«, beschwichtigte Alexander mit verständnisvollem Lächeln. »Leider wird doch nicht gezeigt, dass man fast alle Schwierigkeiten ohne Gewalt lösen kann.«

      »Mutti, weißt du denn nicht, dass man unsere besten Pferde entführt hat?« Wütend stemmte der Junge die Hände in die Seiten.

      »Ich traf eben zufällig Polizeimeister Kirsch. Da hat er mir davon erzählt.« Denise legte liebevoll die Arme um den Hals ihres Mannes. »Mach dir bitte keine Sorgen. Irgendwann bekommen wir die Stuten schon zurück«, sagte sie leise. »Sie zu verkaufen wäre für den Dieb viel zu gefährlich. Außerdem wird er kaum einen Hehler finden.«

      »Es sei denn, er bringt die Stuten ins Ausland. Dort ist man nicht so gut orientiert und auch hinsichtlich der Papiere nicht kleinlich.« Alexander lehnte seinen Kopf an Denises Hände.

      »Man muss unbedingt verhindern, dass die Diebe mit unseren Pferden ins Ausland entkommen«, meinte Nick empört. Doch weder Alexander noch Denise beachteten ihn in diesem Augenblick. Sie sahen einander in die Augen und genossen es, zusammen zu sein. Gewöhnlich waren es täglich nur wenige Minuten, die ihnen blieben.

      Nick, der sich ein wenig überflüssig fühlte, verließ rasch das Zimmer. Vergessen waren die lateinischen Vokabeln. Er musste unbedingt nach Sophienlust radeln, um seinen Freunden von dem aufregenden Ereignis zu erzählen.

      »Wenn du bei mir bist, sieht alles gleich ganz anders aus«, meinte Alexander erleichtert. »Dann ist auch ein harter Verlust nicht mehr tragisch. Das Glück, das mir deine Nähe schenkt, ist viel wertvoller als alle Schätze dieser Erde.« Seine Stimme war dunkel und schmeichelnd. Es war genau jener Ton, den Denise gern hörte und der ihr Herz rascher schlagen ließ.

      Sonderbar, auch nach so vielen Ehejahren war sie noch immer in ihren Mann verliebt. Wenn er, so wie jetzt, ihre Hände streichelte, fühlte sie deutlich die Zuneigung in ihrem Herzen. Jenes Gefühl der unauflöslichen Zusammengehörigkeit, das sie so unendlich glücklich machte.

      Alexander verstand es, trotz vieler Alltagssorgen, seiner Frau gegenüber charmant und liebenswürdig zu bleiben. Stets behandelte er sie mit Respekt und Achtung, stets gab er ihr zu verstehen, wie sehr sie ihm gefiel und wie froh er über ihre Liebe war. »Komm, setz dich neben mich«, bat er.

      »Vielleicht sollten wir einen Privatdetektiv engagieren, der sich hier unauffällig umsieht. Immerhin wäre es doch denkbar, dass die Stuten von jemandem gestohlen wurden, der sich gut bei uns auskennt.« Sorgenvoll zog Denise die Stirn in Falten. »Es könnten weitere Tiere gestohlen werden.«

      »Ach, reden wir nicht mehr davon«, meinte Alexander mit abwehrender Handbewegung. »Wenn du bei mir bist, Denise, sind solche Dinge völlig nebensächlich für mich. Wie war’s heute in Sophienlust?«

      *

      »Ich habe die Badesachen schon gepackt und das Picknick vorbereitet.« Freudig fiel Marina Koch ihrem Freund um den Hals. Er gefiel ihr so gut wie kein Mann zuvor, obwohl ihr sein Beruf nicht gerade imponierte. Sie träumte nämlich von einem Leben in Reichtum und Luxus.

      Hans Strasser drückte die rundliche Marina, die mit ihrer kessen Stupsnase und den rotblonden Engelslöckchen allerliebst aussah, fest an sich.

      »Wir wollten doch an den See. Und das Wetter ist gerade so schön …« Marina stemmte sich ein wenig ab und sah ihren Freund aufmerksam an. Seit jenem Abend, da er Zeuge jenes schlimmen Unfalls in der Nähe von Bachenau geworden war, lachte er nicht mehr. Der Schrecken saß ihm wohl noch immer in den Gliedern.

      »Magst du denn nicht?« Schmollend verzog Marina den sorgfältig bemalten Mund.

      »Eigentlich schon, aber …« Verlegen kaute Hans an der Unterlippe. Wenn es einen Punkt gab, in dem er sich mit Marina nicht verstand, dann war es das Mitgefühl, das er Unfallopfern entgegenbrachte.

      »Sag bloß, dass du schon wieder etwas anderes vorhast.« Marina nahm ihre Arme von den Schultern ihres Freundes und trat beleidigt einen Schritt zurück.

      »Nick hat angerufen und mich gebeten, zu kommen.«

      »Nick, wer ist denn das schon wieder?« Marina stapfte mit dem Fuß auf wie ein ungezogenes kleines Mädchen.

      »Der künftige Erbe von Sophienlust. Ein intelligenter, aufgeweckter Bursche. Er versteht eine Menge von Pferden und …«

      »Aber du hast doch deinen freien Tag …«

      »Natürlich. Ich könnte wegen des Pferdediebstahls ohnehin nichts unternehmen, da Polizeimeister Kirsch den Fall übernommen hat. Aber ich hatte vor, nach der kleinen Anja zu sehen.«

      »Schon wieder?«, zischte Marina. »Das ist doch Unsinn. Das Kind geht dich überhaupt nichts an.«

      Hans schüttelte lachend den Kopf. »Wenn man dich so hört, könnte man fast glauben, dass du eifersüchtig bist.«

      »Unsinn. Aber du hast doch wirklich alles getan – mehr, als deine Pflicht war. Was kümmerst du dich noch um die Kleine?«

      »Heute ist mein freier Tag. Ich gehe deshalb auch nicht in meiner Eigenschaft als Polizeibeamter nach Sophienlust, sondern als Anjas Freund.«

      »Kommt es dir nicht lächerlich vor, der Freund eines fünfjährigen Mädchens zu sein?« Marina tippte sich unmissverständlich an die Stirn.

      »Wenn du dich in die Lage dieses Kindes versetzt, ist es gar nicht mehr lächerlich«, widersprach Hans gereizt. »Anja ist auf eine ungewöhnlich grausame Art Waise geworden. Vielleicht wird sie die nächtliche Szene ihr ganzes Leben lang nicht vergessen können. Jedenfalls hat sie begriffen, dass sie allein ist. Ist es da nicht

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